NATO uneinig darüber welche Terroristen unterstützt, und welche bekämpft werden sollen (OP-ED)

Das es bei der NATO mächtig im Gebälk knistert, dürfte inzwischen kein Geheimnis mehr sein. Der jüngste Gipfel und siebzigjährige Geburtstag der obsoleten Organisation, hat dieses Verständnis deutlich verstärkt. Zu viele Köche verderben den Brei könnte man sagen.

Ideologisch gesehen klafft die Agenda der North Atlantic Treaty Organisation ohnehin diametral auseinander, zumal die Mitglieder verschiedene Auffassungen darüber haben welchen Zweck das ehemalige anti-Sowjet Bollwerk noch erfüllt.

Während einige für die Verteidigung gegen eigens inventierte und kultivierte Feindbilder soviel wie möglich Geld aus der Gemeinschaft herauspressen wollen, missbrauchen andere ihren Status um völkerrechtswidrige Besatzungen und Okkupationen durchzusetzen.

Obgleich der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, mit seinem unsicheren Auftreten und seinem stets unverändertem fragenden Blick, unentwegt zu beteuern erwägt, dass die Welt ohne die Organisation schlechter dastünde, will sich einem nicht erschließen weshalb das so ist.

Im Vorfeld des NATO-Gipfels in London ließ der französische Präsident Emanuel Macron eine veritable Bombe platzen, indem er die NATO als „hirntotes “ Konstrukt bezeichnete. Frankreichs Staatsoberhaupt begründete seine umstrittene Äußerung mit der nicht eingängigen Stoßrichtung der Organisation. Nach seinen Worten erschließe sich einfach nicht, auf welchen gemeinsamen Feind das multinationale Militärbündnis sich künftig einzuschießen habe. Es sei nicht die Aufgabe der NATO, China und Russland als Feinde zu deklarieren. Der Terrorismus-Bekämpfung sei weitaus mehr Priorität einzuräumen, so Macron.

Ganz gleich was man von Macron halten mag, doch er schneidet Themen an denen erhöhter Klärungsbedarf anheftet. Insbesondere was den islamistischen Terror anbelangt, bestehen höchst unterschiedliche Ansichten und Herangehensweisen. Worauf Macron während des Gipfels ebenfalls aufmerksam machte.

Frankreich ist kein Kind von Traurigkeit was die Unterstützung von „syrischen-Rebellen“ anbelangt. Doch hat es die Tricolore eher auf die Seite von kurdischen Separatisten verschlagen. Auf die es die Türkei bekanntlich abgesehen hat. Jene wiederum unzählige Al-Qaida-nahe Jihadisten-Gruppierungen verpflichtet hat, und es nicht so genau nimmt mit dem „War on Terror“. Beziehungsweise keine einheitliche Haltung transportiert.

Zu einem sieht Ankara die YPG/SDF als Terroristen an, zum anderen syrische Al-Qaida Ableger als „moderate Rebellen“. Diese etwaigen Diskrepanzen stellen die NATO auf eine harte Bewährungsprobe.

Wie ist es um Macrons vorgeschlagene Direktive in Bezug auf den Kampf gegen den Terror bestellt, wenn vereinzelte NATO-Staaten sich verschiedener militanter Entitäten bedienen um ganze Länder ins Chaos zu stürzen?

Insbesondere Ankara sticht derweil aus der NATO-Masse heraus. Die waghalsigen vom Jihad beflügelten Manöver im benachbarten Syrien, haben der Türkei einen irreparablen Imageschaden beschert. Kollaborationen mit dem Islamischen Staat und diversen Al-Qaida Sparten, sind zum Normalfall geworden. Wobei Ankara solange von gewissen NATO-Partnern tatkräftig unterstützt wurde, bis es sich dazu entschied die syrisch-kurdischen Milizen aufs Korn zu nehmen.

Woraufhin sich umgehend Entrüstung breitmachte, die schlagartig in abwechslungsreiche Denunziation umschlug. Aus heiterem Himmel hieß es, dass die einstig als „heroische Freiheitskämpfer“ betitelten Söldner der türkischen Regierung, terroristische Kreaturen seien jene kurz davor stünden einen Genozid an den Kurden zu begehen.

Während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem amerikanischen Pendant im Vorfeld des Nato-Gipfels, ließ Emanuel Macron in London verlautbaren, dass die Türkei nach wie vor mit dem Islamischen Staat kooperiere.

„Der gemeinsame Feind heutzutage sind Terroristen-Gruppierungen. Es tut mir leid dies zu sagen doch am Tisch haben wir keine einheitliche Definition für den Terrorismus.

Hinzufügend merkte Macron ferner an „Wenn ich mir die Türkei anschaue. Sie bekämpft nun diejenigen die Schulter an Schulter an unserer Seite kämpften. Und hin und wieder arbeitet sie mit ISIS-Stellvertretern zusammen.“

Während der abschließenden Pressekonferenz des NATO-Gipfels schlug der französische Präsident identische Töne an.

Die Definition von Terrorismus: In dieser Angelegenheit sehe ich keine Möglichkeit eines Konsens. Wir sind alle einverstanden, dass es da keinen Konsens zwischen uns gibt. Offensichtlich sind wir nicht dazu bereit, die YPG als Terror-Gruppierung einzustufen,“ so Macron.

Mit dieser Aussage hat Frankreichs Presidént einmal mehr bestätigt, dass die NATO per se kein Vermögen aufweist, sich auf irgendeine Mission festzulegen. Zumal unter Mitgliedern der Organisation Uneinigkeit darüber herrscht, welche terroristischen Entitäten eine Gefahr darstellen. Und welche Potenzial aufweisen für allgemeine Interessen eingespannt zu werden.

Ankaras Ambitionen explizit Jagd auf kurdische Milizen zu machen, haben letztlich dazu geführt das vor den Kopf gestoßene NATO-Partner unbequeme Wahrheiten nicht mehr hinter vorgehaltener Hand aussprechen, sondern an die große Glocke hängen.

Die Tatsache das Ankara mit Jihadisten ins Bett springt ist ein alter Hut. Eine seit Anbeginn des Syrien-Konflikts unverkennbare Realität. Nichtsdestotrotz hielt sich der Westen diesbezüglich solange bedeckt, bis Ankara seine Ziele neu ausrichtete und im Oktober diesen Jahres die YPG/SDF attackierte.

Wenn Emanuel Macron solche Ehrlichkeit gegenüber Reportern an den Tag gelegt hat, dürfte es hinter verschlossenen Türen ähnlich hitzig zugegangen sein.

Man könnte sagen der Syrien-Konflikt hat die NATO in ihren Grundfesten erschüttert, wenn sie denn welche hätte. Eher trifft zu das der Krieg vollends aufgedeckt hat, das diverse NATO-Parteien terroristische Elemente anheuern um hegemoniale Agenden umzusetzen, die zumeist von den USA vorgegeben werden.

Was sagt dies über eine Organisation aus, die vorgibt die Welt vor allem Bösen bewahren zu wollen? Einige tanzen Walzer mit der Al-Qaida wiederum andere mit YPG-Separatisten. Eine Vorbildfunktion ist der NATO definitiv abhanden geraten.

Der Generalsekretär Jens Stoltenberg verkörpert jene Zerfahrenheit voll und ganz. Beim Anblick des NATO-Chefs hat man mitunter das Gefühl, dass man einem Quacksalber zuschaut der auf einem Marktplatz dem Pöbel seinen Zaubertrunk aufschwatzen will. Immer darauf bedacht neue „Krankheiten“aus dem Hut hervorzuzaubern, um das „Gegengift“ anzupreisen.

Können sie beantworten welche Zweckmäßigkeit die NATO noch erfüllt? Schauen sie sich Libyen und Syrien an, vielleicht erübrigt sich diese Frage dann. Importierter Terror wird als „Humanitäre Intervention“ gebrandmarkt. Krieg, Leid, und Terror! Dafür steht die NATO.

Ein monströse Geldsummen verschlingendes Biest, dass Oststaaten in seinen EU-Bann zieht um den russischen Bären vor seiner Haustür auf die Füße zu treten. Um dieses höchst kostspielige Unterfangen zu rechtfertigen, ist eine schier unaufhörliche Dämonisierungskampagne initiiert worden, die den Kreml als die Wurzel allen Übels porträtieren will. Der Nazi-Coup in der Ukraine, die Skripals, Russlands Rolle im Syrien-Krieg, der Absturz der MH-17, Einmischungen in westlichen Wahlen etc. Alles entweder inventierte oder höchst verzerrte Thematiken, die NATO-Staaten anführen um Verteidigungsausgaben und Zwecke zu rechtfertigen.

Unter dem Deckmantel der EU-Osterweiterung hat die NATO Entwicklungsländer einverleibt, um Russland anhand von Raketenabwehrsystemen ins Visier zu nehmen. Damit einhergehend springen die USA von allen russisch-amerikanischen Waffensperrverträgen ab, und entfachen ein Wettrüsten das den Kalten Krieg alt aussehen lässt.

Frankreichs Präsident hat im Zuge seiner Kritik an der NATO, die weitaus wichtigste Frage aufgeworfen. Welchen gemeinsamen Feind hat der Aggressor überhaupt, außer den eigens hochstilisierten Rivalen, wie Russland und neuerdings auch China? Schwer zu sagen wenn nicht einmal Einigkeit darüber herrscht, welche Entitäten als terroristische Auswüchse anzuerkennen sind. Als die Sowjetunion unterging, war die Mission der NATO eigentlich „complete“. Seit jeher steckt das einstige anti-sowjetische Militärbündnis, in einer schweren Identitätskrise. Überall wo die North Atlantic Treaty Organisation ihre Finger Im Spiel hat, hinterlässt sie blutdurchtränkte verbrannte Erde. Von dem balkanisierten Jugoslawien, über Afghanistan, bis nach Libyen. Ein alter Italo-Western mit Klaus Kinski in der Hauptrolle trägt den Filmtitel „Leichen pflastern seinen Weg.“ Dies könnte glatt der Slogan der NATO sein.

Abgesehen von ihrem mörderischen Leitfaden, fischt die NATO im Trüben. Ihre Daseinsberechtigung beruht vorwiegend auf der Schwäche der Europäer, die hinsichtlich ihrer umgreifenden militärischen Zahnlosigkeit auf den Bündnisfall angewiesen sind. Die einzigen europäischen Staaten die halbwegs bestehen könnten wenn sie angegriffen würden, sind die Franzosen und die Briten. Der Rest sind Satelliten, die sich auf Schützenhilfe von außen verlassen müssen.

Die NATO ist passé. Ihre Abschaffung würde der gesamten Menschheit einen unwiederbringlichen Dienst erweisen, und Milliardenbeträge einsparen die anderweitig aufgewendet werden könnten. Eine Organisation die der Menschheit kontinuierlich ihr Existenzrecht erörtern muss, hat offensichtlich ausgedient.

Anstatt „Fridays for Future“ sollte es „Fridays against NATO “ heißen. CO² ist längst nicht so verheerend wie die endlosen Kriege, die die Organisation unentwegt vom Zaun bricht, und eines guten Tages womöglich einen nuklearen Winter provozieren werden. Wenn der Ernstfall einmal eingetreten ist, nützen uns Elektroautos, Smart Citys und Fahrräder einen Scheiß. Die NATO kann weitaus schneller das Armageddon herbeiführen, als Vielflieger, Formel 1 Rennen oder Fleischesser. Aufwachen!

Verf.R.R.

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