Laut US-Behörde Patriots nicht vor 2024 einsetzbar. Währenddessen bauen westliche Leitmedien weiter fleißig Luftschlösser. (Op-Ed)

Der ukrainische Machthaber, Wladimir Selenskyj, prahlte unlängst vor dem US-Kongress damit, dass seine Streitkräfte, trotz den Umständen geschuldeter Widrigkeiten, durchaus das Vermögen aufbrächten sämtlichem geliefertem Kriegsgerät Herr zu werden.

Angesichts des kontinuierlichen Drohnen und Marschflugkörper-Orchesters, liegt der narrative Schwerpunkt derweil auf den angeblich heilsbringenden bodengestützten Patriot-Luftabwehrraketensystemen. Von denen Kiew zeitnah eine Batterie aus acht Startgeräten a vier Raketen, jeweils im Wert von $3 Millionen, erhalten soll.

Der Terminus „Game Changer“ kursiert gegenwärtig allenthalben, um offenbar dem schleunigst dahinscheidenden Hoffnungsschimmer das Ruder im finalen Atemzug doch noch herumreißen zu können, neues Leben einzuhauchen. Doch die vorschriftsmäßige Bedienung und Instandhaltung des US-amerikanischen „Exportschlagers“, ist alles andere als ein Pappenstiel, woran das Magazin, Military Watch, kürzlich nachdrücklich erinnerte. Unter Berufung auf das Beratungsgremium des U.S. Congressional Research Service (CRS) berichtete das Magazin:

„Hervorgehoben wurde, dass obgleich der kursierenden Spekulationen Patriot Systeme würden in der ersten Jahreshälfte 2023 geliefert , die alleinige Ausbildung einheimischer Reparaturtrupps ungefähr 53 Wochen beanspruche. „Es gibt eine Menge zu tun, ehe die Ukraine ein funktionales Patriot System einsetzen kann,“ wie das Gremium betonte. Jüngst wurde spekuliert, ob die gelieferten Patriots nicht etwa von US oder NATO-Soldaten bedient werden könnten, da westliches Personal ohnehin eine große und zunehmende Rolle in den Kriegsanstrengungen spielt. Gleichwohl das russische Außenministerium behauptet ihm sei versichert worden, dass sich das US-Militär von den Patriot-Stationierungen fernhalten wolle. Nichtsdestotrotz besteht weiterhin die Möglichkeit das US-Vertragssoldaten eingesetzt werden, um die Systeme zu bedienen. Russland wird bestimmt weniger Bedenken haben Stationierungen anzugreifen, wenn keine dienenden Mitglieder des US-Militärs präsent sind. „

Gleichwohl die ukrainische Luftabwehr beispiellose Wunder vollbringen und inzwischen nahezu alle russischen Drohnen und Marschflugkörper abfangen soll, wird von einer zwingenden Notwendigkeit gesprochen, so schnell wie möglich Patriots zu liefern. Wohingegen der oben zitierte CRS den Einsatz vor 2024 eher kritisch entgegensieht. Und es ist höchst unwahrscheinlich dass die Ukraine, angesichts der dahinschwindenden letalen Hilfe aus dem Westen, imstande sein wird mindestens weitere 365 Tage durchzuhalten.

Während diverse einschlägige englischsprachige Mainstream-Medien allmählich die wahre Identität dieses Krieges anerkennen, klammern sich hiesige Outlets fest an den nicht mehr zeitkonformen Anachronismus, dass Geländegewinne ein richtungsweisender Indikator für den Kriegsverlauf seien. Man will offenbar schier nicht auf den Trichter kommen, dass es sich um eine unerbittliche Abnutzungsschlacht handelt. Anders wäre eine jeweilige Entmilitarisierung kaum zu bewältigen.

Erst neulich behauptete ein „Sachverständiger“ vom Nachrichtensender, Welt, großschnäuzig, dass der jüngste Himars-Angriff auf einen russische Militärstützpunkt in Donezk unterstreiche, dass es mit den Russen rapide bergab ginge. Wo jene anekdotischen Verlautbarungen aufgeschnappt wurden, ließ der „Experte“ selbstverständlich außen vor. Nichtsdestotrotz schwafelte er von ausgebliebenen Geländegewinnen und leitete davon ein Unvermögen der russischen Kräfte ab weiter vorzurücken, ohne etwa die „Rasputiza“ zu erwähnen.

Douglas MacGregor, US-Oberst a.D., kann auf eine wesentlich erfahrungsreichere Vita zurückblicken, als der propagandistische Welt-Pundit. MacGregor zu dem Trugschluss bis zum letzten Tropfen Boden zu halten:

Im Westen haben wir die schlechte Angewohnheit, dem Halten des Bodens viel zu viel Bedeutung beizumessen. Wir fingen im ersten Weltkrieg damit an und ich denke wir konnten uns bisher nicht erfolgreich davon lösen. Die Russen sehen das anders. Sie haben eine andere Geschichte. Sie hatten es mit mobilen Armeen zu tun. Mongolischen, tartarischen, türkischen. Sie verstehen, dass Boden nur wertvoll ist, sofern er einen taktischen oder operationellen Vorteil verschafft. Und normalerweise ist dieser flüchtig.“ Im Hinblick auf die verlustreiche ukrainische Offensive auf Charkiw erläuterte der Oberst:

Also als die Ukrainer zum Angriff bliesen, sagten die Russen: „Wir werden unsere Männer nicht für eine sinnlose Schlacht opfern. Also ziehen wir ab und fallen bis zum Fluss zurück.“ Was sie taten. Das letzte natürliche Hindernis, welches die Ukrainer nicht so leicht überwinden können. Und in der Zwischenzeit versuchten sie, was sie schon seit Kriegsbeginn versuchen. Die Maximierung des Einsatzes von, wie ich es nenne, Intelligence, Surveillance & Reconnaissance (ISR) Konnektivität, um Systeme zu treffen. Systeme mit Standoff-Waffen angreifen. Entweder mit Raketen, Drohnen, Granaten, Flugzeugen oder konventioneller Artillerie.

Die Ukrainer, die für diesen Angriff 30 – 40 000 Mann aufboten, haben auf diesem offenen Terrain 40% ihrer Kraft eingebüßt. Und binnen der vergangenen paar Monate, sobald die Entscheidung getroffen wurde in die strategische Verteidigung überzugehen, um die Gebiete zu verteidigen die von Russland formell annektiert wurden, waren sie imstande den Ukrainern enorme Verluste beizubringen. Über 100 000 ukrainische Soldaten sind gefallen. Hinzu kommen 300 – 400 000 Verwundete. Wie viele es wirklich sind, wissen wir nicht.

Die weitaus komplexeren Systeme, wie das von uns gelieferte hochmobile Raketensystem, HIMARS, wird ausschließlich von amerikanischen und britischen Vertragssoldaten bedient. Viele der Systeme, die wir den Ukrainern lieferten, bedürfen ob der Handhabung eine monatelange Ausbildung. Beispielsweise muss der Fahrer des HIMARS-Systems, das gewöhnlich von zwei Personen bedient wird, nur der Fahrer dieses Zweiergespanns, muss schnell 1100 Aufgaben bewältigen, ehe es überhaupt zum Raketenabschuss kommt. Er muss diese Tests auswendig kennen. Er muss sie verinnerlichen. Also es handelt sich nicht um die Artillerie, die unsere Großväter oder Urgroßväter im zweiten Weltkrieg verwendeten.

Meiner Meinung nach haben sich die Ukrainer unnötigerweise gegen schwierige Verteidigungen verausgabt . Und wir berichteten über diese kleinen 10 oder 20 km weiten taktischen Fortschritte und ließen verlautbaren: „Seht her die Ukrainer gewinnen.“ Doch der russische Kommandeur sagte eigentlich : „Es ist schier sinnlos die uns zugewiesene Linie zu verteidigen. Wir ziehen uns zurück, bis zur nächsten verteidigungsfähigen Position. Und zwischenzeitlich legen wir eine „Feuerfalle“, wie es die Russen nennen.

Eine Eskalation mit Absicht die NATO offiziell mitmischen zulassen ist unseres Erachtens der letzte Strohhalm für Kiew. Entgegen der allenthalben verbreiteten Vorstellung hat Russland sowohl die Uhren als auch die Zeit. Time is running out. Nicht für den Kreml.

Aut./Übers.: R.R.

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