Die Freie Syrische Armee: Einst Helden für den Westen, heute „Terroristen“ und „Mörder“ (OP-ED)

Offenbar hat die langjährige Romanze zwischen den Vereinigten Staaten und der ehemaligen Freien Syrischen Armee (FSA), ein abruptes Ende gefunden.

Einst als „moderate Rebellen-Formation“ euphemistisch verschrien, hat die FSA seit Anbeginn des Syrien-Kriegs von den USA einen medialen und diplomatischen Freibrief ausgestellt bekommen, um einen konfessionellen Konflikt vom Zaun zu brechen.

Der Weg des geringsten Widerstands um die multi-ethnische und konfessionelle syrische Bevölkerung zu zerwerfen ist, religiöse Zwietracht zu säen. Diese Faustregel gilt generell für den gesamten Nahen-Osten. Seit ihrer Gründung hat die salafistisch ideologisierte FSA islamistische Tendenzen aufgewiesen, und frank und frei kundgetan das sie außer Sunniten von ihrem Kaliber, alles andere verachtet und hängen sehen will.

Insbesondere Anhänger des christlichen Glaubens, und die miteinander verwobenen Schiiten und Alawiten, wurden zum Gegenstand von Fatwas jene dazu anstachelten die Jagdsaison zu eröffnen.

Als das westliche Narrativ 2012 der Masse noch suggerieren wollte, das die „organische Auflehnung“ gegen die syrische Regierung von moderaten Kräften angeführt würde, skandierten FSA-Kommandeure von den Dächern Homs:

Wir sind Dschihadisten. Homs hat seine Entscheidung getroffen. Wir werden die Alawiten exterminieren, und die Schiiten müssen sich verziehen.“

Der Urheber von jenem widerwärtigen Zitat, ist der diesjährig im Jihad gefallene und anschließend von Mainstream-Medien in höchsten Tönen kondolierte, Abdel Baset Sarout. Ein vorschriftsmäßiger FSA-Stereotyp, der sich zu jeder Gelegenheit dazu bekannte ein Terrorist zu sein.

Solche hasserfüllten Individuen wurden vom Westen kürzlich noch als „Beschützer des Freien Syriens“ bezeichnet. „Moderate-Rebellen“ die in „oppositionellen-Hochburgen“ die Bevölkerung vor „Assads-Schergen“ verteidigten.

Waschechter Euphemismus bestimmte bislang die Berichterstattung der westlichen Leitmedien. Nun hat sich urplötzlich das Blatt gewendet, und Tageszeitungen wie die New-York-Times sprechen davon, dass die türkisch gestützte FSA von Al-Qaida und ISIS-Terroristen durchsetzt sei.

Wie kommt´s? Was hat diesen Sinneswandel ausgelöst? Nun was die Feindbilder der FSA anbelangt, hat ein offensichtlicher Paradigmenwechsel stattgefunden. Zumal die Türkei seit geraumer Zeit die totale Kontrolle über die Gruppierung ausübt, und sie zu einem Sammelbecken für Al-Qaida-Ableger ausgebaut hat.

Darüber hinaus sind Anstrengungen unternommen worden, um die blutige Geschichte der FSA auszulöschen. Wie beispielsweise diverse Namensänderungen und die Gründung von Zentralorganen, um die schier unzähligen FSA-Kollektive unter einen Hut zu bekommen. Ankara formierte diverse derartige Dachverbände, die zumeist „national“ charakteristische Namen aufgebrummt bekommen, um eine Assoziation mit wirklichen Streitkräften zu erwirken.

Die „Freie Syrische Armee (FSA)“ wurde umbenannt in „Nationale Befreiungsfront (NLF) „, welche zur „Syrischen Nationalarmee“ (SNA) mutierte.

Während die USA mit der FSA und NLF offenbar kein Problem hatten, haben sie sich dennoch auf die SNA eingeschossen. Obwohl es sich um die identischen Kräfte handelt, von denen 21 Gruppierungen direkt von den Vereinigten Staaten unterstützt wurden.

Also was hat jene eklatante Stimmungsschwankung verursacht? Ankara hat seine Nihilisten entfesselt, um in Syrien Jagd auf die kurdischen Separatisten zu machen. Solange die FSA sich daran machte die syrische regierungstreue Bevölkerung abzuschlachten und Soldaten zu massakrieren, krähte in Washington kein Hahn danach. Aber jetzt da dieselben wildernden Jihadis sich einem US-Alliierten annehmen wollen, reagieren die Vereinigten Staaten allergisch, und postulieren das jene Al-Qaida und ISIS-Islamisten aufgehalten werden müssten.

Diese längst überfälligen Erkenntnisse, sind gleichzeitig ein Beleg für die Verfälschung von Tatsachen. Sind die einst glorifizierten „moderaten Rebellen“ etwa nachtsüber zum Salafismus konvertiert, und entpuppten sich am nächsten Morgen als Terroristen? Nein, sie sind seit ihrer Feuertaufe ihrer ideologisch verhunzten Linie treu geblieben. Also sie haben nie Anstalten gemacht auch nur den Anschein zu erwecken, dass sie tolerante Wesenszüge aufweisen. Ferner haben sie rekapitulierend unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass ein Demokratie-Import außer Frage stünde. Die Scharia ist ihre Vorstellung von Rechtsstaatlichkeit.

Eine weitere Bescheinigung dafür das die damals heißgeliebte FSA und heute gehasste SNA einst „hohes Ansehen“ genoss, sind US-Waffen die ironischerweise nun gegen die kurdischen Alliierten zum Einsatz kommen. SNA-Kämpfer sind während der andauernden Offensive gegen die Syrisch Demokratischen Kräfte (SDF) mehrmals dabei gefilmt worden, wie sie die kurdisch dominierte Miliz anhand US-Panzerabwehrlenkwaffen unter Beschuss nehmen.

Wie weiter oben bereits angedeutet, sind die US-Mainstream-Medien mit einem Mal auf den Trichter gekommen, dass die einst umschwärmten syrischen Rebellen-Fraktionen von Islamisten dominiert werden.

Ganz vorne mitmischend wie eh und je, die US-Tageszeitung New-York-Times (NYT). Das Blatt tut sich derweil enthusiastisch hervor, um die türkisch gestützten Dschihadisten und deren Kriegsverbrechen zu denunzieren. Eine offenbarende Stoßrichtung, die hingegen mindestens sieben Jahre zu spät erfolgt.

Jüngst hat die NYT ein internes Memo zugespielt bekommen, das angeblich von dem US-Diplomaten William V. Roebuck formuliert worden sei. In dem kürzlich veröffentlichten Dokument geht Roebuck mit der türkischen Militäroperation „Friedensquelle“ hart ins Gericht, und klassifiziert diese als „ethnische Säuberung“. Überdies geht er näher auf die Syrische Nationalarmee ein, jene laut Roebuck von Al-Qaida und IS-Kollektiven unterwandert sei. Einleitend heißt es in dem Schreiben wie folgt:

Die türkische Militäroperation im Norden Syriens, jene von Islamisten angeführt wird die auf der Gehaltsliste der Türkei stehen, ist eine mit Absichten verschnürte Anstrengung zur ethnischen Säuberung, die sich auf den umfassenden militärischen Konflikt verlässt, der entlang der Grenze Teile des kurdischen Heimatlandes ins Visier nimmt, und von weitgehend publizierten und angsteinflößenden Gräueltaten profitiert, die von diesen Kräften verübt wurden.“

Ferner hob der US-Diplomat ohne Umschweife hervor, das die türkisch gestützte SNA von Al-Qaida und IS-Elementen unterwandert sei, und Kriegsverbrechen an den Kurden begangenen habe.

„Anhand von Drohungen und unter Anwendung von intensiver Militärgewalt, die zumeist von bewaffneten Gruppierungen durchgeführt wird- Türkisch gestützte Organisationen, oder TSO, von denen einige einst mit der Al-Qaida und ISIS alliiert waren- hat die Türkei große kurdische Bevölkerungszentren ausgeleert oder entleert sie. Und türkische Amtsträger- angeführt von Präsident Erdogan der auf der UNO-Generalversammlung im September seine Rede hielt- haben ihre Intention kundgetan jene ausgeleerten Gebiete mit arabischen Flüchtlingen auszufüllen, die sich gegenwärtig in der Türkei aufhalten. Dieses entvölkern kurdischer Gebiete profitierte von diversen weitgehend publik gemachten, angsteinflößenden Gräueltaten, die zu Beginn der Militäroperation von den TSO verübt wurden, und die Flucht von Zivilisten beschleunigten.

Roebuck hinzufügend: „Die TSO-Gangs müssen sich zurückziehen!“

Wie gesagt diese Erkenntnisse erfolgen circa acht Jahre zu spät. Die ehemalige FSA unterscheidet sich weder von dem IS, noch von der Al-Qaida. Nicht im geringsten. Außer das die Kreaturen von der ISIS im Durchschnitt womöglich längere Bärte tragen, und schwarze Robe bevorzugen. Ansonsten sind es Klone des jeweils anderen.

Kein geringerer als der saudische Kleriker und -Terroristen-Kommandeur von der türkisch gestützten Ahrar al-Sham, Abdullah al-Muhaysini. hat eingängig erklärt, dass die Freie Syrische Armee den Dachverband für alle in Syrien kämpfenden Jihadisten-Fraktionen darstellt. Laut Muhaysini hätten einst alle Islamisten-Kolektive die FSA-Flagge gehisst, um ihre Zugehörigkeit zu demonstrieren. „Eine FSA als Gruppierung an sich“ gäbe es nicht so der Terrorist.

Das die Amerikaner nun ihrer Wut Luft machen, indem sie zur Abwechslung mal die Wahrheit kundtun, ist schiere Doppelmoral. Womit folgendes Fazit zum tragen kommt: „Was dem einen sein Freiheitskämpfer ist, ist dem anderen sein Terrorist.“ Übrigens waren sich die Vereinigten Staaten seit Anbeginn des importierten Konflikts im klaren, welche Art von „Rebellen“ das Rennen machen, wie aus einem aufschlussreichen Dokument des US-Verteidigungsnachrichtendienst hervorgeht.

In diesem Sinne sollte man die US-Entrüstung nicht für bare Münze nehmen, schließlich beruht sie ausschließlich auf geopolitischen Trends und Wendungen.

Verf.R.R.

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