Haaretz: „IDF Kampfhubschrauber feuert auf Nova-Festivalbesucher.“-Bericht

Wir berichteten unlängst über eine Bewohnerin des am 7.Oktober von Hamas-Militanten überfallenen Kibbuz, Beri, derer im israelischen Fernsehen ausgestrahlte Schilderung der schrecklichen Vorfälle mitunter hervorhob, dass einschreitende IDF-Kräfte in Wildwestmanier um sich ballerten und nebenher mehrere Israelis niederstreckten. Sprich im Kreuzfeuer etwaig vom Friendly Fire erfasst wurden.

Angesichts jener Zeugenangaben mutmaßen Kriegsbeobachter und Sachverständige seit jeher, dass die sogenannte Hannibal Direktive offenbar auch Zivilisten miteinbezieht. Es handelt sich hierbei um eine angeblich 2016 abgeschaffte Einsatzregel der israelischen Armee, die vorsieht alles Menschenmögliche zu tun, um eine Gefangennahme von Soldaten zu verhindern. Es wird gar die Eliminierung Wehrdienstleistender vorgeschrieben und den Truppen nahegelegt bei ehestmöglicher Gelegenheit Suizid zu begehen, falls sie in Gefangenschaft geraten. Das dahinter steckende Kalkül? Die unbedingte Vermeidung von humanen Faustpfänden, die letztlich dafür herhalten sollen großangelegte Freipressungen palästinensischer Inhaftierter zu forcieren.

Wenn die IDF-Eingreiftruppe im Kibbuz, Beri, auf alles schoss was nicht bei drei auf den Bäumen war, stellt sich die Frage, ob es sich nur um einen Einzelfall handelt, oder die Rules of Engagement dementsprechend ausgelegt sind der Hamas keinerlei Verhandlungsmöglichkeit zuzuspielen? Sprich israelische Staatsbürger eher umzubringen, als dem Feind zu überlassen? Doch die viel schwerwiegendere Gretchenfrage lautet, wie viele Israelis haben die IDF auf dem Gewissen?

Zumal wie die israelische Tageszeitung, Haaretz, erst neulich berichtete, sich beim Nova Festival ähnlich dramatische Szenen abspielten. Laut dem Artikel soll ein israelischer Kampfhubschrauber, der infolge der Hamas-Attacke am 7.Oktober zum Ort des Geschehens beordert wurde, einfach wild drauf losgefeuert und dabei „Einige“ Festivalbesucher niedergemäht haben. Die wörtliche Übersetzung lautet wie folgt:

„Laut einer Quelle aus Polizeikreisen geht aus den Angaben zur Ermittlung mitunter hervor, dass ein am Ort des Geschehens eintreffender IDF-Kampfhubschrauber das Feuer auf Terroristen eröffnete und dabei scheinbar einige Festivalbesucher traf.“

Die Haaretz lässt jene Aussage einfach im Raum stehen. Ohne Opferzahlenangaben etc. Mit wie vielen Kollateralschäden hat man es denn zu tun? Mit einigen wenigen? Einigen mehreren? Gar Dutzenden? Es heißt die Hamas soll über 300 Festivalbesucher hingerichtet haben. Doch im Hinblick auf den Haaretz Artikel stellt sich auch hier die Frage, wie viele davon tatsächlich auf das Konto der israelischen Verteidigungskräfte gehen.

Unabhängig davon ist es ungemein indikativ, dass das Netanjahu-Kriegskabinett keinen blassen Schimmer hat wo im Gazastreifen die 240 Geiseln festgehalten werden, von denen voraussichtlich in den kommenden Tagen 50 freigelassen werden. Im Gegenzug will Israel 4 Tage die Waffen ruhen lassen und 150 palästinensische Gefangene auf freien Fuß setzen..

Trotz der Unwissenheit haben IDF-Luftschläge bereits gesamt Nord-Gaza in Schutt und Asche gelegt. To be continued. Wie um Himmelswillen will man auf diese Weise das Leben der Geiseln nicht gefährden?

Indes ließ die Hamas mehrfach verlautbaren, dass die schier unnachgiebigen Flächenbombardements das Leben mehrerer Geiseln forderten. Beweise dafür ist der Satellit der Muslimbruderschaft bislang schuldig geblieben. Nichtsdestotrotz ist es bedauerlicherweise nicht auszuschließen, dass unter den Ruinen des nördlichen Teils der Enklave womöglich auch etliche Leichen Entführter begraben liegen.

Die IDF verkündeten zu Beginn des Novembers 11 000 „Ziele terroristischer Organisationen“ getroffen zu haben. Nach den aktuellen Bildern von Nord-Gaza zu urteilen, hatte augenscheinlich jedes bewohnbare Haus auf die ein oder andere Weise etwas mit Terroristen zu schaffen. Wie ließe sich die postapokalyptische Devastierung sonst verklickern? Der Elefant im Wohnzimmer nennt sich „Kollektivbestrafung“.

Wovon die eigene Bevölkerung offenbar nicht ausgenommen ist. Israel proklamierte unlängst, unmittelbar nach der viertägigen Feuerpause wieder in die Vollen zu gehen. Der Süden des Open-Air-Gefängnisses ist das nächste Ziel. Erneute Massenflüchte imminent. Ohne Zuflucht. Das heißt der alles niederringende Bombenhagel wird nach Verstreichen der Waffenruhe sofort wieder fortgesetzt. Die totale Zerstörung Gazas scheint in trockenen Tüchern. Auch zum Leidwesen der übrigen israelischen Geiseln.

Aut./Übers.: R.R.

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