Hamas: „Kreatur Israels!“

Zum Leidwesen der ukrainischen Militärjunta, hat die Hamas ihrem „Erzfeind“ Israel den ultimativen Anlass gegeben den Gazastreifen von der Weltkarte zu tilgen. Selenskyj wird not amused sein, doch so läuft der Hase nun einmal, sobald Amerikas Flugzeugträger im Nahen Osten mal wieder die Waffen sprechen lässt und augenblicklich sämtliche anderen Weltereignisse weit in den Hintergrund rücken.

Der allenthalben im Mainstream zu vernehmende Tenor, von wegen der israelische Sicherheitsapparat sei auf dem kalten Fuß erwischt worden sei, weist unseres Erachtens nach kaum Plausibilität auf. Denn wie sein infamer Namensvetter lässt Israels Elfter September dieselben Zweifel an seiner Coverstory aufkommen.

Offiziell heißt es niemand hat es kommen gesehen. Hingegen soll Tel Aviv mehrere Warnungen des ägyptischen Geheimdienstes in den Wind geschlagen haben. Dahingehend das ein Großangriff der Hamas imminent sei.

Was uns zur unweigerlichen Frage führt. Hat die Netanyahu-Regierung den beispiellosen Angriff geschehen lassen?

Angesichts seiner geplanten Justizreform und in der Luft schwebenden Korruptionsvorwürfen, gingen seit Monaten beinahe wöchentlich zehntausende Israelis auf die Straßen, um gegen den israelischen Premier und sein ultrarechtes Kabinett zu demonstrieren. Sprich ein Terrorangriff jener Größenordnung wäre das ultimative Ablenkungsmanöver. Ein Water Shed Moment der mittels Schockwirkung einen gesellschaftlichen Zusammenhalt erwirkt.

An dieser Stelle sollte bemerkt werden das jene Gedankengänge rein spekulativer Natur sind. Dennoch ist es gelinde gesagt äußerst merkwürdig, dass an der normalerweise hermetisch abgeriegelten Demarkationslinie, die den ummauerten Gazastreifen vom einst annektierten israelischen Hoheitsgebiet trennt, so einige Argusaugen erblindet sein wollen. Hingegen ist dies eine andere Thematik die einer separaten Aufarbeitung bedarf.

Wir verurteilen die Verbrechen der Hamas aufs aller Schärfste und betrachten die Organisation als einen weiteren Al-Qaida Ableger der Muslimbruderschaft. Doch die angebliche Nemesis Israels hat von niemand Geringerem als Letzterem seine Daseinsberechtigung erteilt bekommen. Der 2004 in Frankreich verstorbene Mitbegründer der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Jassir Arafat bezeichnete die Hamas einst als „Kreatur Israels„.

Einwände dahingehend dass es sich um eine Feststellung des unmittelbaren Widersachers handele, können anhand etlicher Geständnisse israelischer Militärs entkräftet werden. Wie etwa die des Brigadegenerals a.D., Yitzhak Sege, der in den frühen1980 Jahren Militärgouverneur in Gaza war und einem New York Times Reporter mitteilte, dass er als Geldgeber für die Hamas fungierte, um die palästinensische islamistische Bewegung zu einem Gegengewicht zur säkularen und linksgerichteten PLO zu machen.

Die israelische Regierung hat mir ein Budget gegeben,“ gestand der Brigadegeneral a.D. seinerzeit, “ und die Militärregierung gibt den Moscheen.“

Die Hamas, zu meinem großen Bedauern, ist Israels Schöpfung,“ so Avner Cohen, Beamter für religiöse Angelegenheiten, 2009 gegenüber der US-Tageszeitung Wall Street Journal. Cohen war über zwei Jahrzehnte im Gazastreifen tätig. Damals in den 1980. Jahren riet er in einem Schreiben seinen Vorgesetzten dringend davon ab, in den besetzten Gebieten teile und herrsche zu spielen.

Die Unterstützung palästinensischer Islamisten zwecks Eindämmung palästinensischer Säkularisten , sei ein kurzsichtiges Unterfangen. „Ich schlage vor Wege und Mittel zu finden dieses Monster in die Knie zu zwingen, ehe uns diese Realität um die Ohren fliegt,“ appellierte er damals an seine Vorgesetzten.

Cohens nunmehr fleischgewordene Kassandrarufe sind damals auf taube Ohren gestoßen und die etlicher Sachverständiger und direkt involvierter Entitäten tun es immer noch. Ein unabhängiges, freies Gaza schwebte Israel augenscheinlich noch nie vor. Nach dem vollständigen Abzug aus dem einst besetzten Territorium, zogen nicht einmal zwei Jahre ins Land und die Hamas schlug 2007 ihren ortsansässigen Rivalen, die Fatah, in die Flucht. Seit jeher beherrschen islamistische Kräfte die besetzte Enklave.

Für Tel Aviv ein gefundenes Fressen die ohnehin unerwünschte Entmilitarisierung auf unbestimmte Zeit auszusetzen.

In der vergangenen Dekade ist Israel bereits drei mal gegen die Hamas in den Krieg gezogen, 2009, 2012 und 2014. Doch angesichts der nie dagewesenen Tragweite des beispiellosen, nach unserem Dafürhalten zugelassenen Hamas Angriffs am 7.Oktober, holt Israel zum ultimativen Gegenschlag aus. Im Umkehrschluss bedeutet dies die totale Zerstörung Gazas. Nach aktuellem Kenntnisstand scheut Tel Aviv keine Kosten und Mühen, um jene Schreckensvision in die Tat umzusetzen.

Die von der Netanyahu Regierung bisweilen verlautbarte Rhetorik, welche Superiorität beansprucht und mitunter Israelis und Palästinenser in Menschen des Lichts und der Dunkelheit unterteilt, oder die Sage der Amalekiter als Vergleich heranzieht, lässt nichts gutes verheißen.

Sowie die Ankündigungen Gaza von Pike auf umzugestalten und fortan wieder vollständig unter Kontrolle bringen zu wollen. Israelische Amtsträger sprechen von Massenvertreibungen und Ansiedlungen in der Sinai Wüste. Manche gedenken gar die Hamas nuklear zu bekämpfen.

Eins ist gewiss. Das Pulverfass Nahost blickt in eine düstere Zukunft. Es bedarf nur ein kleiner Tropfen, um es zum überlaufen zu bringen.

Aut./Übers.: R.R.

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