Nordstream-Saga ad absurdum geführt. Zunächst „ukrainischer Segeltörn“ und nun doch wieder „russische False Flag“. (Op-Ed)

Nachdem die Geschichte von einem winzigen Segelboot und Hobbytauchern mit übermenschlichen Fähigkeiten hinsichtlich ihrer dilettantischen Komposition recht wenig Anklang fand, war es nur eine Frage der Zeit bis die umgehend ad absurdum geführte Coverstory von dem nächsten bescheuerten Ammenmärchen eingeholt würde.

Nun sollen doch keine AWOL-Froschmänner einer sogenannten pro-ukrainischen Splittergruppe verantwortlich sein sondern dreimal dürfen sie raten, doch wieder die „bösen Russkis“. Back in the spotlight.

t-Online will in Erfahrung gebracht haben, dass etwaig ein ausschwärmendes russisches Mini-U-Boot die Sprengsätze an den Nordstream-Pipelines angebracht haben könnte. Der Artikel mit dem cheesigen Aufhänger: “ Putins geheimer Konvoi,“ enthält allerhand ausgiebig von Anekdoten schöpfende Hypothesen, die durchwegs zum Anlass genommen werden voreilige Schlüsse zu ziehen.

Ein russischer Flottenverband, der sich angeblich zu einem „günstigen“ Zeitpunkt in den Gewässern aufgehalten haben soll, wird trotz mangelnder Beweislage mit dem Sabotageakt in Verbindung gebracht. Durchwegs heißt es im Konjunktiv gehalten, dass dieses und jenes hätte geschehen können. Doch da der „Phantom-Verband“ seine Transponder ausgeschaltet haben soll, wisse man nicht so recht was sich tatsächlich zugetragen habe. Darüber hinaus wird fortwährend für Unterwassereinsätze geschaffene Ausrüstung hervorgehoben, wie eben das angeblich ausgeschwärmte Mini-U-Boot. Und zur Abrundung des imaginären Sammelsuriums haben die Autoren „überreichte“ Seekarten und Satellitenbilder veröffentlicht. Dazu heißt es mitunter:

„Über Positionsdatenbanken und Satellitenbilder konnte t-online die Bewegungen der konkreten Schiffe zum Teil nachvollziehen.“

Und zu dem Satellitenbild unten lieferte das Portal folgende Erklärung:

„Satellitenbild des russischen Flottenstützpunkts Baltijsk: Nicht zu sehen ist die „SS-750“. Sie verließ den Hafen in der Nacht zum 21. September, vermutlich gemeinsam mit zwei Schleppern. (Quelle: Sentinel Hub).

Dies weckt böse Erinnerungen an die Satellitenbilder des US-Pentagons, die der Welt 2003 veranschaulichten sollten, dass der irakische Machthaber, Saddam Hussein, unermüdlich chemische und biologische Waffen produziere. Wie sich letztendlich herausstellte, handelte es sich um vorsätzlich lancierte Desinformation, um einen Casus Belli zu inventieren.

Und nun schauen Sie sich das obige Bild genauer an. Was um Himmelswillen wollen die Nordstream-Hobbydetektive von t-online auf diesem erkannt haben? Ebenso könnte man den Versuch unternehmen aus einem Fernsehrauschen Hieroglyphen herauszulesen.

Kurzum die t-Online „Investigation“ ist ein Schuss ins Leere und unseres Erachtens nach eine kompromittierte Angelegenheit. Schließlich sind von Ereignissen direkt betroffene Entitäten keine objektiven Beobachter. Vor allem nicht wenn der Feind in den eigenen Reihen zu finden und im Hinblick auf seine Allmachtposition als parasitärer Symbiont nicht loszuwerden ist.

Lassen wir die Kirche im Dorf. Gegebenenfalls der Spiegel und Konsorten hätten die Beweise für eine US-Täterschaft schwarz auf weiß vorliegen, nie und nimmer würden sie den Schneid aufbringen die Story zu bringen. Wie stünde die Ampel-Koalition denn da? Die USA sprengen unsere Pipelines und wir halten einfach die Schnauze? Sie verstehen worauf wir hinauswollen. Insofern suchen die Hofberichterstatter händeringend nach einer halbwegs plausiblen Gegendarstellung und schnappen nach jedem übel riechenden Knochen, der ihnen von westlichen Nachrichtendiensten hingeworfen wird. Zunächst der Segeltörn und nun back zur False Flag Ente. Von wegen die Russen hätten sich eigenhändig ins Knie geschossen, nur um eine kurzlebige Propagandaoffensive zu initiieren.

Ernüchtert betrachtet sollte man sich die Frage stellen Cui Bono? Wie bereits erwähnt die Idee einen milliardenschweren Sachschaden in Kauf zu nehmen, nur um Kiew etwas in die Schuhe schieben zu können, erscheint doch ziemlich abwegig. Und nicht zuletzt weil sich Kriegspropaganda fortwährend überschlägt. Was heute im Nachrichtencycle hervorgehoben wird, ist schon morgen eine Randnotiz. Demnach wäre es eine äußerst kostspielige False Flag ohne jedwede narrative Tragweite. Und weshalb sollte der Kreml sich in eine Position versetzen, die eine Ausspielung des größten Trumpfs ad Infinitum untergräbt? Bravo Sierra.

Entgegen der in Umlauf gebrachten CIA-Fairytales, die mit Blick auf die Unglaubwürdigkeit einen regelrechten Konkurrenzkampf austragen, birgt die von dem seit Dekaden mit US-Geheimdiensten gut verdrahteten Investigativ-Journalisten, Seymour Hersh, enthüllte Version der Ereignisse weitaus mehr Substanz und Plausibilität. Allen bisherigen Versuchen zum Trotz dem besagten Journo-Veteran seine Kredibilität abzusprechen. Wir sind gespannt was die Agency und ihre Handlanger als Nächstes aus dem Hut zaubern werden. For sure wird es wieder zum Schenkelklopfen animieren. Hillarious.

Aut.: R.R.