Ukraine-Konflikt: Russische Angriffe auf kritische Infrastruktur mit doppeltem Verwendungszweck, Kriegsverbrechen? Weshalb USA nicht für selbe Strategie anprangern? „It´s Ok when they do it, it`s a problem when we do it….(Op-Ed)

Erst neulich entgegnete General ad, Roland Kather, dem Nachrichtensender, Welt, dass die andauernden russischen Luftangriffe auf die kritische Infrastruktur der Ukraine als „Kriegsverbrechen“ zu ahnden seien. Der „desperate“ Putin verlöre den Bodenkrieg und setze nunmehr verstärkt auf luftgestützte „Grausamkeiten“ wie Drohnen oder Marschflugkörperangriffe. Das einzige Ziel, sei die Terrorisierung der Bevölkerung, so Kather.

Den militärischen Zweck der Eradikation von Wasser und Stromzufuhr per se abschreibend, bekräftigte der General ad seine Auffassung, dass Russland hinsichtlich seiner „menschenverachtenden“ Kriegsführung vor ein Tribunal gestellt gehöre.

Ob ihm und seinen ebenfalls vom Mainstream angeheuerten Pendants die Betagtheit allmählich zu Kopf steigt und amnestische Schübe für die revisionistische Geisteshaltung verantwortlich sind? Durchaus möglich. Und nicht zuletzt weil die kommunizierte Bestürzung über bisherig als normal empfundene Kampfstrategien, die doppelmoralistische Heuchelei offenbart. So tuend als ob keine Streitkraft je zuvor kritische Infrastruktur mit doppeltem Verwendungszweck ins Visier genommen hätte, machen Kather & Co schlichtweg keine gute Figur. Denn retrospektiv betrachtet, stechen insbesondere Uncle Sams schießwütige Interventionen im Nahen Osten hervor.

Insofern bedarf es augenscheinlich einen unweigerlichen wachrüttelnden Blast from the Past, um das Gedächtnis der medienwirksamen deutschen Generäle außer Dienst aufzufrischen.

Wir schreiben das Jahr 1991. Die USA haben den Irak angegriffen und eine beispiellose Luftkampagne initiiert. 2003 beschrieb die US-Denkfabrik, Washington Institute for Near East Policy, welche Ziele von der US-Air-Force damals unter Beschuss genommen wurden.

Die Planer der Desert Storm-Kampagne, fügten der wirtschaftlichen Infrastruktur des Landes massiven Schaden zu. Zum Beispiel. Anstatt schnell ersetzbare Transformatoren und Tanklager für raffiniertes Öl ins Visier zu nehmen, zerstörten US-Kräfte schwer ersetzbare Generator-Hallen und zerbarsten Destillationskolonnen. Zunächst wurden Tomahawk-Marschflugkörper eingesetzt, um den unmittelbaren Luftraum über den Kraftwerken mit Graphitfäden einzudecken. Was den Schaden minimieren und trotzdem Stromausfälle verursachen sollte. Doch diese Standorte wurden später als Bombenlager für zurückkehrende und für den Rücktransport vorgesehene Trägerflugzeuge genutzt. Also die weniger zerstörerischen Effekte der Marschflugkörper, waren schier bedeutungslos. Desert Storm hob zudem die unvorhersehbaren Konsequenzen der Lahmlegung einer hoch vernetzten kritischen Infrastruktur eines modernen industrialisierten Landes hervor. Zumal die Angriffe auf Energieanlagen mit doppeltem Verwendungszweck, in allen Wasseraufbereitungs und Abwassersystemen kaskadenartige Schäden anrichteten, und eine öffentliche Gesundheitskrise verschlimmerten.

In der sehenswerten BBC-Dokumentation unten, die angesichts des bescheidenen Gesamtzustandes der westlichen Leitmedien aus einer anderen Zeit zu stammen scheint, wird nicht nur darauf hingewiesen, dass US-Cruise Missiles die irakische Hauptstadt, Bagdad, in Dunkelheit stürzten, sondern auch das „nachrichtendienstliche Fehleinschätzungen“ die Bombardierung eines Bunkers veranlassten, in dem über 400 Zivilisten untergebracht waren. Laut der offiziellen Stellungnahme, will man schier davon ausgegangen sein, dass es sich um einen Unterschlupf von Sadam Husseins Kräften handelte. Shit happens! 400 Tote.

Eine andere explizite Desert Storm Kriegsanekdote, illustriert eine kontroverse Barbarei sondergleichen. Unmittelbar nachdem irakische Besatzungstruppen den Befehl erhielten Kuwait den Rücken zu kehren, ergriffen die Amerikaner die einmalige Chance und bombardierten einen Konvoi aus über 2000 Fahrzeugen. Die Opferzahl, des als Highway of Death in die Annalen eingegangenen Vorfalls, war nie Gegenstand von Debatten. Höchstwahrscheinlich sind tausende Iraker vom flammenden Inferno verschlungen worden. Durchaus waren die flüchtenden Soldaten ein verlockendes militärisches Ziel. Wirft sich nur die Frage auf, weswegen man die ISIS nicht genauso im Handumdrehen auslöschte, als die besagte Terrormiliz im kilometerlangen Konvoi 2014 durch die Wüste brauste und auf irakische und syrische Großstädte vorrückte.

Der „arabische Frühling“ wartete mit noch weiteren exemplarischen Vernichtungen von „Schurkenstaaten“ auf. Siehe die gänzliche Ausrottung des einstigen syrischen ISIS-Kalifats Rakka, des irakischen Gegenstücks Mosul und Sirte, der Geburtsstadt des lybischen Machthabers Gaddafi.

Kurzum die gleichgeschalteten „Militärexperten“, die nur Sendezeit bekommen solange sie dem offiziellen Narrativ beipflichten, leiden allem Anschein nach unter akutem Gedächtnisverlust, und haben die Schwelle zur Heuchelei längst überschritten.

Wenn die USA Dual-Use Infrastruktur auslöschen, wird jener unabdinglichen Kampfhandlung Legitimität beigemessen. Doch sobald Mütterchen Russland intendiertä seinem Feind das militärische Rückgrat zu brechen, fallen die ansonsten mit Blick auf NATO und US-Militärmissionen weitaus toleranter eingestellten „Analytiker“ aus allen Wolken. Was der ohnehin kastrierten Expertise nachdrücklich Substanz abträgt. Die schizophrene Verurteilung von Kriegsverbrechen, untergräbt die Aufklärung vermeintlicher Schandtaten . „It´s Ok when they do it, it`s a problem when we do it….“

Aut./Übers.: R.R.

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