Ankara nun offizieller militärischer Arm der syrischen Al-Qaida? (OP-ED)

Angesichts Ankaras unweiser Entscheidung türkische Soldaten aktiv am Kampfgeschehen in Idlib teilnehmen zu lassen, war es nur eine Frage der Zeit bis die Verluste auf türkischer Seite eine aufsehenerregende Größenordnung erreichen.

Der vor einigen Tagen stattgefundene syrische Luftschlag bei dem 33 türkische Soldaten getötet wurden, ist ein gefundenes Fressen für die AKP-Regierung.

Jene unentwegt nach einem Casus-Belli sucht, um die Schützenhilfe für die Al-Qaida so weitgehend wie möglich zu internationalisieren.

Über den Hergang des Vorfalls, kursieren widersprüchliche Versionen von Ereignissen. Der Kreml hat bekanntgegeben das die 33 türkischen Soldaten sich inmitten einer Terroristen-Herde befunden hätten, jene beabsichtigt habe einen Angriff auf syrische Stellungen durchzuführen.

Ferner hieß es das Moskau von Ankara nicht darüber informiert worden sei, dass die in die Schusslinie geratenen Wehrpflichtigen sich an jener Lokation aufhielten. Kurzum, sie hätten sich nicht dort aufhalten dürfen, so der Standpunkt der Russen.

Wohingegen die Erdogan-Administration darauf beharrt, das sie dementsprechende Informationen übermittelt hätte. Sprich sie soll Moskau bezüglich des exakten Standorts, hinlänglich aufgeklärt haben. Mit anderen Worten die AKP-Regierung unterstellt der russischen Föderation, die Unwahrheit zu verbreiten.

In Anbetracht dieser auseinanderklaffenden Rhetorik, wäre es angebracht sich die Frage zu stellen, wem das Ableben türkischer Soldaten mehr dient? Cui Bono?

Aus Sicht von Damaskus, Moskau und Teheran, macht es wenig Sinn die ohnehin heikle Lage deutlich zu verkomplizieren. Demzufolge ist es unwahrscheinlich, dass eine Vorsätzlichkeit vorliegt. Also das syrische Regierungskräfte und ihre Alliierten willkürlich türkische Soldaten unter Beschuss nehmen, um Erdogan hinreichend Gründe zu liefern, die eine NATO-Intervention in Aussicht stellen.

Denn darauf will der selbsternannte Sultan von Idlib schließlich hinaus, wie die vergangenen 72 Stunden zweifelsfrei belegt haben. Unmittelbar nach dem Bekanntwerden der zweistelligen türkischen Verluste, berief das NATO-Mitglied Türkei eine NATO-Krisensitzung ein, um eine Flugverbotszone über Nord-Syrien einzufordern, und gar Artikel 5 des Militärbündnisses zu aktivieren.

Artikel 5 des NATO-Vertrags lautet:

„Die Parteien vereinbaren, dass ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen wird; sie vereinbaren daher, dass im Falle eines solchen bewaffneten Angriffs jede von ihnen in Ausübung des in Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen anerkannten Rechts der individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung der Partei oder den Parteien, die angegriffen werden, Beistand leistet, indem jede von ihnen unverzüglich für sich und im Zusammenwirken mit den anderen Parteien die Maßnahmen, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt, trifft, die sie für erforderlich erachtet, um die Sicherheit des nordatlantischen Gebiets wiederherzustellen und zu erhalten.

Von jedem bewaffneten Angriff und allen daraufhin getroffenen Gegenmaßnahmen ist unverzüglich dem Sicherheitsrat Mitteilung zu machen. Die Maßnahmen sind einzustellen, sobald der Sicherheitsrat diejenigen Schritte unternommen hat, die notwendig sind, um den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit wiederherzustellen und zu erhalten.“

– Der Nordatlantikvertrag: Washington DC, 4. April 1949 (Quelle Wikipedia)

Laut dem Vertrag versteht sich von selbst, weshalb der NATO die Hände gebunden sind Ankara militärisch zur Hilfe zu eilen. Schlichtweg geht es hier nicht um einen Verteidigungskrieg. Ankara ist ein Invasor der im Nachbarland unerwünscht ist, und die so oft zitierte UN-Charta und das Völkerrecht mit Füßen tritt. Solche Kriegshandlungen sind kein Bestandteil der NATO-Übereinkunft.

Ferner ist es schwer Rettungsmaßnahmen für die Al-Qaida, mit der offiziellen Philosophie des Militärbündnisses zu kombinieren. Demnach hat NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg Ankara eine Abfuhr erteilt. Mehr als verbale Zusprüche, waren dem NATO-Chef nicht abzugewinnen.

Desweiteren steht die Erdogan-Administration in ständigem Kontakt mit der US-Regierung, die natürlich ein Befürworter der jüngsten Eskalation ist. Die Falken in Washington kreisen bereits wie Aasgeier über dem Weißen-Haus, und drängen ihren Präsidenten dazu etwas zu unternehmen um das Kalifat zu erlösen.

Hingegen wäre es für die Trump-Administration politischer Selbstmord, sich im Vorfeld der Präsidentschaftswahl in ein militärisches Abenteuer zu stürzen, dessen Ausgang höchst ungewiss ist.

Nicht zu vergessen reißen die Russen das Ding in Syrien, und werden nun nicht urplötzlich über Nacht das Feld räumen. Zudem sprechen wir hier nicht von der libyschen Armee, der man eine Flugverbotszone einfach nebenher aufzwingen kann. Nur zur Erinnerung der russische Bär ist eine Nuklear und Weltmacht.

Wer angesichts der jüngsten Entwicklungen davon ausgehen mag, das der Kreml zurückstecken wird, der hat sich geschnitten. Zwar mag das Kriegsmomentum sich kurzweilig zugunsten der türkisch gestützten Al-Qaida Allianz ( Hayat Tahrir al-Sham aka. Al-Nusra oder HTS, Horas al-Din, Islamistische Turkestan-Partei (TIP Uiguren aus China), Freie Syrische Armee (FSA) Nationale Befreiungsfront (NLF), Syrische Nationalarmee ( islamistischer Söldnerverband für den über 30 Terroristen-Gruppierungen dienen) ) entwickeln, doch dies wird nicht das Ende der syrischen Offensive auf Idlib bedeuten.

Die aufgrund des kontinuierlichen Ablebens türkischer Soldaten vorgeblich entrüstete Erdogan-Regierung, versäumt zu erwähnen das sie ihren vertraglich gebundenen Kompetenzbereich in Syrien deutlich überschritten hat.

Die Astana und Sochi Übereinkünfte sehen nicht vor, dass Terroristen bewaffnet werden sollen, türkische Soldaten sich in die Bresche werfen und gemeinsame Kampfhandlungen mit der Al-Qaida vollziehen, neben den vereinbarten 12 Beobachtungsposten weitere 25 hochgezogen werden ohne Moskau und Teheran in Kenntnis zu setzen etc. Das unten angeführte Video belegt das türkische Spezialkräfte und Jihadisten gemeinsam auf Kriegsschauplätzen auftreten und in die Schlacht ziehen. Nach Astana und Sochi Abkommen, eine Verletzung der jeweiligen Vereinbarungen.

Mit dem letzten Stichpunkt geht einher das türkisches Militärpersonal, sich ausschließlich innerhalb des Sicherheitsbereichs der sogenannten Beobachtungsposten aufzuhalten hat. Trotz dieser eklatanten Verstöße gegen die Astana und Sochi Beschlüsse, die wohlgemerkt alle von Ankara gegengezeichnet wurden, meint die AKP-Regierung sie sei im Recht.

Vor diesen Hintergründen ist in Betracht zu ziehen, dass Ankara es vermutlich vorsätzlich unterlassen hat, Moskau bezüglich des illegitimen Standorts seiner Truppen zu informieren um die gegenwärtige Eskalation zu erzwingen.

Wie gesagt die Vermengung von türkischen Soldaten und HTS-Terroristen birgt die Gefahr in sich, von legitimen Luftschlägen erwischt zu werden. Ankara hat sich mehrfach bindend dazu bereit erklärt (Astana-Sochi), alle terroristischen Auswüchse in Syrien zu bekämpfen, die laut allen signierten Übereinkünften von sämtlichen Waffenstillständen und Friedensinitiativen ausgeschlossen sind.

Doch stattdessen unterstützt die AKP die HTS wo sie nur kann, obwohl Letzterer seit geraumer Zeit als terroristische Vereinigung gelistet wird. Den festgelegten Astana und Sochi- Vereinbarungen zufolge, hat Ankara sich ebenfalls dazu verpflichtet alle Terrorismus begünstigenden und unterstützenden Entitäten auszurotten. Womit es seine Truppen in Syrien zu Zielscheiben macht. So sagen es die Beschlüsse.

Ankara geht gar so weit und befehligt türkischen Soldaten, nicht mehr vor Angriffen auf das russische Militär zurückzuschrecken. Vermutlich der Hauptgrund weshalb der Kreml derweil nicht an sinnlosen Konsultationen interessiert ist.

Telefongespräche zwischen Putin und Erdogan werden von Letzterem öffentlich hervorgehoben, um sich vor heimischer Kulisse als starken Mann aufzuspielen.

Der türkische Präsident ließ kürzlich verlautbaren, dass er seinem russischen Amtskollegen an den Kopf geworfen hätte das Russland sich doch bitte aus Syrien verziehen solle , damit einer militärischen Konfrontation mit Damaskus nichts mehr im Wege stünde.

Diese Ankündigung erfolgte nachdem eine russische Delegation nach Ankara reiste, dortig auf ihre türkischen Ansprechpartner traf, und beide Parteien sich darauf einigten die Spannungen in Idlib herunterzufahren. Diese Doppelzüngigkeit ist mittlerweile eine normale Begleiterscheinung der türkischen Syrien-Politik.

Trotz dieser Bandbreite von erschlagenden Gesichtspunkten, ist die Erdogan-Administration zum retaliierenden Gegenangriff übergegangen, um die 33 gemarterten türkischen Soldaten zu vergelten. Mehrere türkische Drohnen und Artillerieattacken, haben das Leben mehrerer Hisbollah-Kämpfer, iranisch gestützter Milizionäre und syrischer Soldaten gekostet.

Jene Entwicklungen dürften nach Israels Gusto sein, das sich ebenfalls stets das Recht herausnimmt völkerrechtswidrige Luftschläge auf Syrien durchzuführen.

Die Hauptkommandozentrale iranischer Kräfte in Syrien, hat die gezielte Tötung ihrer Kämpfer äußerst übel aufgenommen, und Ankara mit einem Nachspiel gedroht, sollte dieses Gebaren fortgesetzt werden.

„Das iranische Beratungszentrum und die Mudschaheddin der Widerstandsfront fordern die türkischen Streitkräfte auf, rational im Interesse der syrischen und türkischen Völker zu handeln, und erinnern das türkische Volk daran, dass ihre Söhne sich seit einem Monat in Reichweite unserer Kräfte befinden, und wir uns rächen konnten. Hingegen haben wir dies auf Befehl unserer Führung unterlassen, und wir fordern sie [das türkische Volk] auf, die türkische Führung unter Druck zu setzen, ihre Entscheidungen zu reformieren “ (Zitat -Quelle Southfront Google Übersetzung)

Also verscherzt die Erdogan-Administration es sich nun auch mit Teheran, und der libanesischen Hisbollah. Letzterer hat 2006 die „übermächtige“ israelische Armee im Süden Libanons demoralisierend geschlagen. Solch eine beispiellose Niederlage, ist den Israelischen Verteidigungskräften im Leben noch nicht widerfahren. Ergo Ankara wäre gut damit beraten keine schlafenden Hunde zu wecken.

Auf lange Sicht gesehen ist der Okkupant in dieser ungemütlichen Nachbarschaft mannigfaltigen Gefahren ausgesetzt. Russland, Syrien, Libanon und Iran als Feinde zu haben, sind keine verheißungsvollen Zustände um in diesem Hexenkessel langwierig zu bestehen.

Um Erspressungsmethoden ist Ankara bekanntlich nicht verlegen. Nachdem die NATO die AKP abwatschte, hat sich diese dazu entschlossen die Flüchtlingskarte auszuspielen. Flüchtlingsströme erreichen die Grenzen Griechenlands um den Druck auf die EU zu erhöhen, sich an der Behütung der Al-Qaida zu beteiligen. All die in diesem Artikel aufgegriffenen Variablen weisen das Potenzial auf verheerende Züge anzunehmen, die nicht zuletzt der Türkei schwer zusetzen werden. .

Verf.R.R.

Ein Kommentar

  • Fabrizio Petralia

    Weshalb verhandeln die Russen überhaupt mit der Türkei? Ja, ja, die Lage ist halt hochkomplex… Bullshit!
    Seit 20 Jahren wissen wir, dass ErdoWAHN wahnsinnig ist; und dass die Juden den Libanon und Syrien zerstören wollen.
    Geht es ums Gas? Geht es um lumpige S400 Systeme? Sind die Russen auf DIE PAAR türkischen Liras angewiesen? Fuck me! Was für ein armseliges Land Russland doch sein muss. Wenn die Russen wollten, wäre Idlib, nein, GANZ SYRIEN seit 2 Jahren von diesem westlichen Gefucke gesäubert worden. Verdammt! Wie lange eigentlich muss das syrische Volk noch bluten, weil Putin weiterhin Politik mit dem Tröpfchenzähler betreibt?

    Like

Kommentar verfassen