Russisch-türkische Liaison am Ende? Al-Qaida Unterstützer und Gegner, finden keinen gemeinsamen Nenner. Wen wunderts?

Es war schon seit längerer Zeit absehbar das der unorthodoxe türkisch-russische Walzer, auf die ultimative Zerreißprobe gestellt wird. Ankara und Moskau können sich geopolitisch allmählich nicht mehr riechen.

Insbesondere die heikle Situation in Syrien, hat diese gegenseitige Aversion deutlich zum Vorschein gebracht. Wobei die türkische Seite viel offenkundiger mit ihren Ressentiments vis a vis Mutter Russland umgeht, als es umgekehrt der Fall ist.

Seitdem seine Al-Qaida Allianz in Idlib ein um den anderen Gebietsverlust hinnehmen muss, legt der offenbar zunehmends seinen Verstand verlierende türkische Präsident, Recep Tayyip Erdogan, eine höchst verachtenswerte Rhetorik an den Tag, und vollzieht Schritte die russische Interessen konterkarieren sollen.

Bekanntlich zerschmettern syrische Regierungskräfte in der südlichen Provinz von Idlib, unermüdlich militante Islamisten der Hayat Tahrir al-Sham ( HTS, Al-Nusra, Al-Qaida), welche tatkräftig von Ankaras sogenannten „moderaten“ Rebellen unterstützt werden.

Nachdem die syrische Armee im atemberaubendem Tempo die menschenleere ausschließlich von Terroristen durchsetzte Geisterstadt Maarat al-Numan eingenommen hat, ist sie unmittelbar zum nahegelegenen Saraqib vorgerückt um die strategische Ortschaft schnellstmöglich zurückzuerobern.

Um dies zu verhindern hat die Erdogan-Administration einen gewaltigen Militärkonvoi nach Saraqib entsendet, um eine NATO-Verteidigungslinie zu errichten.

Als menschliche Schutzschilde für die Al-Qaida fungierende türkische Soldaten, gerieten dabei in die Schusslinie zwischen der Syrisch Arabischen Armee (SAA) und der HTS.

Unglücklicherweise verstarben mindestens acht Mitglieder von Ankaras Streitkräften. Zweifelsohne ein tragischer Vorfall. Hingegen sollte man als Terroristen unterstützende Entität in Betracht ziehen, dass es unter solchen Umständen Verluste geben könnte.

Abgesehen davon das die türkische AKP-Regierung die HTS auf Papier als Terroristen-Organisation einstuft, beteuert sie seit der ersten Zusammenkunft des Astana-Trios ( Russland, Iran, Türkei) 2017, den Moloch Idlib in den Griff zu bekommen.

Zwecks dieser Mission haben Moskau und Teheran der Errichtung von türkischen Beobachtungsposten zugestimmt. Von friedensschaffenden und friedenserhaltenden Maßnahmen war damals die Rede.

Von den trilateralen Mächten getroffene Übereinkünfte für die Deeskalationszone Idlib besagen, dass sämtliche Kampfhandlungen seitens türkisch gestützter Söldner einzustellen sind, und eine Lossagung von sämtlichen terroristischen Auswüchsen unabdinglich sei. Al-Qaida-Sparten aller Couleur, sind von allen vereinbarten Waffenruhen ausgenommen, und geben legitime Ziele für Militäroperationen ab.

Ankara hat sich ferner dazu verpflichtet dafür Sorge zu tragen, dass die HTS und ihr Gefolge entweder aufgelöst, oder ausgemerzt werden. Andere Obligationen umfassen die Wahrung der territorialen Integrität Syriens ,und eine Verpflichtung zur Schaffung und Erhaltung von Frieden.

Jene Vereinbarungen sind unter anderem in etlichen Abschlusskommuniques festgehalten worden, welche allesamt von der AKP-Regierung mit unterzeichnet wurden.

Identisch klingende Klauseln finden sich auch in den Beschlüssen des Sochi-Abkommens wieder. Das ein weiterer blauäugiger Versuch war, nach Ankaras Gusto die zugespitzte Lage in Idlib zu entschärfen.

Ein „entmilitarisierte Zone“ ringsum Idlib, ist damals als Lösung präsentiert worden. Aus der übrigens alle schweren Waffen samt Terroristen verschwinden sollten. Die Erdogan-Regierung ist mit der Umsetzung dieser Mission beauftragt worden, und abermals kläglich daran gescheitert. Was weniger von Unfähigkeit, und mehr von Unwillen herrührt.

Jene vorsätzliche Untätigkeit resultierte darin das, unmittelbar nach Verkündigung des Vorhabens eine Pufferzone installieren zu wollen (September 2018) , die HTS fast die vollständige Kontrolle über das anberaumte Gebiet übernommen hat. Dortig zuvor eingenistete türkisch gestützte Terroristen-Kollektive, leisteten so gut wie keine Gegenwehr und überließen dem syrischen Al-Qaida Ableger das Feld.

Zudem erklärte die Türkei sich dazu bereit die Abschnitte der M4 und M5 Highways, welche Teile des Gouvernements Idlib durchlaufen, für den Verkehr wieder zu eröffnen.

Die Rückeroberung dieser beiden für die syrische Ökonomie äußerst wichtigen Verkehrsadern, sind Hauptgegenstand der gegenwärtigen Offensive im Südosten-Idlibs.

Wo die syrische Armee im Tandem mit russischer Luftunterstützung, kürzlich Saraqib eingenommen hat. Die weiter oben erwähnte Stadt in die Erdogan Hundertschaften entsendet hat, um dieses Unterfangen zu unterbinden.

Moskau und Damaskus haben sich von Erdogans Drohgebärden, scheinbar nicht einschüchtern lassen. Der türkische Präsident schwadronierte jüngst lautstark das im Syrien-Krieg ein neues Kapitel angebrochen sei, und stellte der syrischen Regierung gar ein Ultimatum, sich bis zum Monatsende von allen kürzlich zurückeroberten Gebieten zurückzuziehen, da ansonsten eine Gegenoffensive der türkischen Armee anstünde.

Es ist verblüffend wie weit die Erdogan-Regierung sich aus dem Fenster lehnt, nur um die Hayat Tahrir al-Sham am Leben zu halten, und damit einhergehend ihre Beziehungen zu Russland zerschreddert.

In Ankara machen offenbar Fehleinschätzungen die Runde, dass die Geduld der Russen unendlich beschaffen sei. Ferner scheint man der felsenfesten Überzeugung zu sein, dass bilaterale wirtschaftliche Großprojekte mit der Situation in Syrien zu vermengen sind, und eine Art Druckmittel darstellen.

Der Kreml ist nicht ganz unschuldig daran, dass die AKP solch eine arrogante Chuzpe an den Tag legt. Die auf Idlib bezogenen temporären Zugeständnisse gegenüber Ankara, wie beispielsweise sinnlose Waffenruhen oder das missbilligen von terroristischen Trennverfahren um wertvolle Zeit hinauszuzögern, haben der Erdogan-Regierung das Gefühl gegeben das sie der Hahn im syrischen Korb ist.

Erst neulich hat Erdogan bezüglich der Offensive auf Idlib die gemeinsamen Großprojekte der beiden Länder hervorgehoben. Die Aussage beinhaltete, trotz besonnener Wortwahl, einen vagen erpresserischen Unterton. „Zu diesem Zeitpunkt beabsichtigen wir nicht, mit Russland in einen ernsthaften Konflikt zu treten. Wir haben strategische Projekte am laufen, so wie Turkstream und das Akkuyu-Atomkraftwerk. Und wir werden das S-400 Luftabwehrsystem nicht abschaffen,“ so der türkische Präsident.

Einleitend zu sagen das man gegenwärtig keinen Konflikt mit Russland vom Zaun brechen wolle, schließt einen zukünftigen nicht aus. Jene Possibilität offen haltend, hat Erdogan seinen russischen „Geschäftspartnern“ unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass man dieser türkischen Regierung offensichtlich nicht über den Weg trauen kann.

Das es sich vermutlich nicht anders verhält, legen desweiteren Ankaras Vorstöße an der diplomatischen Front nahe. Für den Kreml ist die Ukraine ein sensibles Thema, zumal beinahe 20% der Bevölkerung des Landes der russischen Ethnie angehören. Jene zumeist in den östlichen, Russland zuneigenden, Gebieten ansässig ist.

Die Maidan-Nazi-Revolution hat sich nichts geringeres auf die Fahne geschrieben, als alles russische auszurotten. Woraufhin Russland sich gezwungen sah umgehend zu intervenieren, um die Krim vor dem anrauschenden nationalsozialistischen Sturm aus Kiew zu bewahren.

Diese im Westen als Annexion verklärte Rettungsaktion, war die Initialzündung für den lange ausgetüftelten neuen Kalten Krieg. Seit jeher führt die ukrainische Armee einen schmutzigen Krieg gegen die russisch geprägten Gebiete Lugansk und Donetsk.

Sollte man als politische Entität erwägen Russland auf den Schlips zu treten, ist die Ukraine der richtige Ort um dieses Vorhaben zu realisieren.

Auf diesen Trichter ist Erdogan scheinbar auch gekommen, und hat auf seiner jüngsten Staatsvisite in Gegenwart seines ukrainischen Amtskollegen ,Volodymyr Zelensky, so einiges vom Stapel gelassen, was den Russen Stirnrunzeln bereitet haben dürfte.

Der türkische Präsident kritisierte Russland für die „Annexion“ der Krim, und behauptete obendrein das die dortig lebenden Tartaren unterdrückt würden. Das um skandalöse Auftritte nie verlegende türkische Staatsoberhaupt ließ sich gar dazu hinreißen in Front eines ukrainischen Bataillons, Slogans moderner ukrainischer Neo-Nazis und WW2 Kollaborateuren zu skandieren. „Ruhm der Ukraine! Ruhm den Helden!

Darüber hinaus hat der türkische Präsident zugestimmt dem ukrainischen Militär $33 Millionen Dollar zukommen zu lassen. Mit dieser Subvention sollen ausschließlich türkische Militärgüter erworben werden, heißt es. Also lässt Erdogan demselben ukrainischen Militär Waffen zukommen, das im Osten des Landes die eigenen Landsleute russischer Herkunft abschlachtet.

Das online Portal Southfront schrieb dazu: „Die türkische Haltung, insbesondere die militärische Unterstützung für die Ukraine, hat innerhalb der russischen Gesellschaft eine negative Reaktion hervorgerufen. Jene Erdogans Vorstoß, als direkten Angriff gegen russische Interessen betrachtet.“

Beim Thema Libyen scheiden sich ebenfalls die Geister der jeweiligen Astana-Partner. Das was Moskau diesbezüglich am meisten Unbehagen bereitet, erörterte der russische Außenminister Sergie Lavrov wie folgt:

Der zweite Aspekt, der mit den Risiken und Bedrohungen aus der Deeskalationszone Idlib zusammenhängt, besteht darin, dass Hunderte von Kämpfern, darunter auch Mitglieder der Nusra-Front und ‚Hayat Tahrir al-Sham‘, nach Libyen verlegt wurden, damit sie sich an der Eskalation der Kämpfe in diesem Land beteiligen. (RT-Deutsch-Auszug)

Überdies frischte der russische Spitzenbeamte Ankaras Gedächtnis auf, und deutete auf die eklatanten Versäumnisse des Astana-Partners hin :

„Leider hat die türkische Seite zu diesem Zeitpunkt einige wichtige Verpflichtungen nicht erfüllt, die das Idlib-Problem insgesamt lösen sollten. Erstens haben sie es versäumt, die bewaffnete Opposition, die mit den Türken kollaboriert und zum Dialog mit der Regierung bereit ist, von den Terroristen der Nusra-Front – die sich zu ‚Hayat Tahrir al-Sham‘ verwandelt hat – zu trennen. (RT)

Lavrov unterstrich zudem das die Terroristen in Idlib ihre Provokationen unbehelligt fortsetzen.

„Vor zwei Tagen wurde buchstäblich ein Versuch unternommen, unsere Hmeimim-Basis mit einer Drohne anzugreifen. Dieser wurde von der Luftabwehr des Stützpunktes vereitelt. Der Beschuss von Stellungen der syrischen Armee und zivilen Objekten außerhalb der Idlib-Zone findet regelmäßig statt.“ (RT)

Die von Sergei Lavrov angesprochenen nach Libyen verlegten türkisch gestützten Takfiris haben sich größtenteils von Ankara hinters Licht führen lassen, wie das online Portal Southfront unter Verweis auf das Investigative Journal mitteilte.

Laut Aussagen von verschiedenen Jihadis gingen viele in Libyen gestrandete Terroristen schwer davon aus, dass sie die Möglichkeit bekämen Russen zu töten. Also russische Soldaten mit zu den Feinden gehörten.

Ankara soll diesen Irrtum publik gemacht haben, um die Kampfmoral der entsendeten Kämpfer zu steigern. Die nebenbei bemerkt angesichts Ankaras Androhungen finanzielle Anreize einzufrieren zusätzlich dazu bewegt worden sein sollen, die Reise nach Libyen anzutreten.

Southfront wies zudem darauf hin, dass die in dem Investigative Journal Artikel zitierten Jihadis Aliase verwendeten. Ein gesprächsbereiter 21 jähriger Söldner „namens“ Soleman Mohammad aus Kafr Nabl in Idlib habe das folgende von sich gegeben: „Hier gibt es Russen. Russische Soldaten. Die Türken haben uns das bestätigt. Ich würde hier nicht einen Libyer verletzen. Doch sollte ich einem Russen begegnen, dann führe ich einen Stock in seinen Arsch ein.“

Solche abscheulichen Äußerungen kommen nicht von ungefähr, und lassen auf sich schließen das dies ein weit verbreitetes Gedankengut in Köpfen von türkisch gestützten Jihadisten ist. Was mutmaßen lässt, dass deren Befehlsgeber ähnliche Ansichten vertreten.

Also wer vertragsbrüchig ist und die Ausrottung der Al-Qaida durchkreuzen will, ist offensichtlich. Nichtsdestotrotz meint die Erdogan-Administration sie könne sich anmaßen Russland zu bezichtigen, das es die getroffenen Übereinkünfte missachte, Feuerpausen bräche und Zivilisten dahinraffe.

Ein weiteres Signal des Kremls an Erdogan das er über die Stränge schlägt, und in Gefahr gerät von Russland isoliert zu werden, ist das der russische Präsident, Vladimir Putin, es inzwischen vermeidet Ankara zu erwähnen, wenn es darum geht die Kräfte in Syrien zu preisen, die sich wahrhaftig der Terrorismus-Bekämpfung widmen, und nicht wie die Türkei die Al-Qaida unterhalten.

Während einer Zeremonie zwecks der Akkreditierung diverser multinationaler Botschafter, gab Putin zu Protokoll :“ Unsere Kooperation mit dem Iran im Rahmen des Astana-Formats, hat eine effektive Rolle in der Beilegung des Syrien-Konflikts gespielt.“ Kein Wort über die Rolle des dritten im Astana-Bunde. Die Türkei.

Wie und wozu auch? Die unverhohlene Unterstützung für unzählige Al-Qaida-Ableger gepaart mit einer hochnäsigen Ignoranz haben Ankara nicht in ein schlechtes Licht gerückt, sondern ins Abseits befördert. Konkludierend kann angemerkt werden das die Türkei und Russland, außer die gemeinsamen ökonomischen Großprojekte, keine gemeinsamen Interessen mehr vertreten.

Verf.R.R.


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