Iran-Krise: Öltanker-Thriller im Persischen Golf (Kommentar)

Das Vereinigte Königreich hat mit seiner provokanten Beschlagnahme eines iranischen Öltankers, eine Lawine von Ereignissen losgetreten die der spannungsgeladenen Atmosphäre in der Region gewaltig zusetzt. Unmittelbar nach dem Vorfall hatte Teheran öffentlich geltend gemacht, das man jenen Vorfall nicht auf sich sitzen lassen werde, und dementsprechende Vergeltungsmaßnahmen anstrebe, sprich im Gegenzug ein britisches Handelsschiff erwäge zu konfiszieren. Als vor einigen Tagen im Persischen Golf ein vermeintlicher Öltanker der Vereinigten Arabischen Staaten (VAE) aus heiterem Himmel von der Bildfläche verschwand, war zunächst unklar ob die Iraner etwas damit zu tun hatten. Für Washington stand hingegen von vornherein fest das Teheran hinter dem mysteriösen Vorfall stecken müsse. Die Spekulationen bezüglich des Verbleibs des verschwundenen Tankers überschlugen sich. Diverse Einschätzungen und Versionen der Ereignisse belagerten die Medien, bis der Iran schließlich bekanntgab das seine Kräfte auf einen Notruf des besagten Schiffes reagierten, und jenes von einem Rettungsboot abgeschleppt worden sei um in iranischen Gewässern einer Reparatur unterzogen zu werden. Indes hat sich herausgestellt das der im Persischen Golf unweit der iranischen Insel Qeshm liegengebliebene unter panamesischer Flagge navigierende Öltanker Riah, sich nicht mehr im Besitz des in Dubai ansässigen Schifffahrtsunternehmens Prime Tankers LLC befände, sondern jener an eine Firma namens Mouj Al-Bahar verkauft worden sei. Jedoch soll die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) in Erfahrung gebracht haben das das besagte Unternehmen angeblich keine Schiffe besäße, so das Nachrichtenportal Southfront. Ein Mann der einen von AP getätigten Anruf auf einer auf das Unternehmen registrierten Nummer entgegennahm, habe angegeben das sich angeblich keine Schiffe im Besitz von Mouj Bahal befänden. Die Obskuritäten um das mysteriöse Schiff sollten nicht abnehmen, da inzwischen Details preisgegeben wurden jene weitere Fragen aufwerfen. Wie der iranische Nachrichtensender PressTV mitteilt, hätten maritime Kräfte der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) ein „ausländisches Schiff in Beschlag genommen jenes im Persischen Golf Öl geschmuggelt“ haben soll. PressTV berichtet:

„Laut den IRGC hat der Tanker unweit der Strasse von Hormus eine Millionen Liter iranisches Öl geschmuggelt. Er wurde am 14.Juli südlich der iranischen Insel Larak aufgehalten. Marinekräfte der IRGC, jene im Rahmen einer Mission zur Eindämmung von Schmuggel in den Gewässern patrouillierten, agierten gegen das Seefahrzeug nachdem die Art der Ladung festgestellt, und die erforderliche legale Genehmigung von iranischen Behörden eingeholt wurde. Das Schiff lud das Öl von iranischen Dhows auf und stand kurz davor , es in weit entfernteren Gewässern an ausländische Schiffe zu übergeben. Das Schiff auf dem sich als es festgesetzt wurde 12 ausländische Crewmitglieder befanden, weist die Tragfähigkeit von 2 Millionen Litern Öl auf.“

PressTV veröffentlichte Videos von der Festsetzung des Schiffes das sich wie sich erwies die Riah ist, der kurzweilig verschwundene Öltanker dessen Besitzer bislang unbekannt ist.

Ob es sich um eine vom Westen durchgeführte Operation handelt die den Iran zu Gegenreaktionen forcieren soll, welche zum Anlass genommen werden um Vorwände zu schaffen jene letztlich in Aussicht stellen die Region militärisch zu unterlaufen, sei dahingestellt. Inmitten der in den Medien ausgetragenen Hysterie bezüglich des kurzweilig verschwundenen Öltankers Riah, behauptete Groß Brittanien ferner die Iraner hätten einen Versuch unternommen in der Strasse von Hormus ein britisches Handelsschiff zu blockieren, was jedoch durch das Einwirken eines Marineschiffs verhindert worden sei, hieß es. Teheran wies die Unterstellungen zurück, und demonstrierte kurzerhand das es, trotz der ausländischen militärischen Präsenz im Golf, durchaus vermag hinreichend Macht auszuüben. Wie die islamische Republik es bereits lautstark ankündigte werde sie die Haltung Londons nicht tolerieren, und die Beschlagnahme des bis dato nicht überstellten Öltanker Grace 1 vergelten. Gesagt getan, am 19.Juli wurden gleich zwei britische Handelsschiffe von den IRGC festgesetzt oder konfisziert. Der britische Öltanker Stena Impero, und die unter liberischer Flagge navigierende MV Mesdar. Letzteres Schiff soll sich nach kurzer Festsetzung, wieder auf seiner Route befinden. Die Stena Impero hingegen soll laut dem Iran seinen Tracker ausgeschaltet und sich in die falsche Richtung bewegt haben, was schließlich zur Beschlagnahme geführt habe. Überdies soll der britische Öltanker internationales Seerecht verletzt, und die Prinzipien einer Durchfahrt ohne Beeinträchtigung und Beschädigung der Umwelt missachtet haben. Es heißt das Schiff habe in der Strasse von Hormus ein Fischerboot gerammt, und nicht auf dessen Notruf reagiert, woraufhin die Marine und Hafenbehörde kontaktiert worden sei. Anschließend sei die Stena Impero von der IRGC-Marine nach Bandar Abbas geleitet worden. Nach bisherigem Kenntnisstand bestünde die 23 köpfige Crew überwiegend aus Personen indischer Herkunft, lediglich 5 Mitglieder gehörten anderen Nationalitäten an. Der Schiffskapitän der britisch ausgeflaggten Stena Impero, sei ebenfalls aus Indien. Aus Sicherheitsgründen soll die gesamte Crew sich derweil noch auf dem Öltanker befinden, wie die iranische örtliche Hafenbehörde bekanntgab.

Indes haben die iranischen Revolutionsgarden einen Videoclip veröffentlicht, der die Beschlagnahme des britischen Öltankers veranschaulicht. Die Szenerie erinnert wahrhaftig an einen Action-Movie.

Groß-Brittanien gab sich diesbezüglich entrüstet und warnte vor „ernsthaften Konsequenzen“, sollte der Öltanker samt seiner Besatzung nicht umgehend freigelassen werden. Der britische Außenminister äußerte wie folgt: „Diese Konfiszierungen sind inakzeptabel. Es ist unerlässlich das die Freiheit der Schifffahrt gewährleistet ist, und das sich alle Schiffe in der Region frei und sicher bewegen können.“ Gleichklingende Argumente seitens der Iraner hinsichtlich der Beschlagnahme der Grace 1 vor Gibraltar, prallten bei den ignoranten Briten bislang ab. Insofern darf sich London nicht wundern wenn es dieselbe Medizin verabreicht bekommt, und jene Postulierungen auf taube Ohren stoßen werden. Inmitten von Zerwürfnissen eine Pattsituation herzustellen, sprich die Verluste auf einen gleichen Stand herunterzubrechen, bringt den uneinsichtigeren Streitpartner womöglich zur Besinnung und könnte Zugeständnisse erwirken jene auf Kompromissbereitschaften hinauslaufen. Weshalb sollte der Iran keine Anstrengungen unternehmen, sich einen entsprechenden Faustpfand zu beschaffen? Die jeweiligen Parteien haben nun die gleichen Voraussetzungen, um Verhandlungen auf Augenhöhe beginnen lassen zu können. Die bisherige Geduld des Irans ist bemerkenswert. Hat man doch den Briten genügend Zeit eingeräumt den Fehler zu beheben, und die Grace 1 ziehen zu lassen. Doch jene haben sich dazu entschieden die Festsetzung des iranischen Öltankers um weitere 30 Tage zu verlängern, und somit sah sich der Iran dazu gezwungen demnach zu handeln. Nun sprechen wir von identischen Gegebenheiten, auch wenn der Westen behauptet die Konfiszierung der Grace 1 sei rechtens gewesen, da sie im Begriff gewesen sei iranisches Öl nach Syrien zu liefern, und dies gegen EU-Sanktionen gegen Syrien verstoßen soll. Der Widerspruch der sich aus der britischen Chuzpe ergibt ist, das die Briten erwägen ein Ölembargo durchzusetzen, obwohl sie gleichzeitig beteuern den Atomvertrag mit dem Iran am Leben halten zu wollen. Eben jene auf den Erdölsektor bezogenen Sanktionen, sind durch den unilateralen Ausstieg der USA erst wieder möglich geworden. Der Vertrag besagt hingegen das ein vorschriftsmäßiges Gebaren und die Einhaltung der Obligationen, die Aufhebung alter und keine Verhängung neuer Sanktionen vorsieht. Vorbildlich hat sich der Iran an jene Verpflichtungen gehalten, und dies in regelmäßigen Abständen von der internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) attestiert bekommen. Demzufolge hat Groß-Brittanien mit seiner Beihilfe amerikanische Sanktionen umzusetzen seine Vertrauenswürdigkeit eingebüßt, und ist somit vertragsbrüchig. Desweiteren ist nicht erwiesen ob das Erdöl an Bord der Grace 1 wirklich für Syrien bestimmt war. Der iranische Außenminister Javad Zarif streitet dies ab und sah sich dazu veranlasst den Briten einen Reality-Check zu liefern, indem er mit Mythen aufräumte jene Groß-Brittanien unentwegt in den Raum stellt. Gegenüber der BBC wies er die Behauptungen kategorisch zurück, das London beabsichtigt habe EU-Sanktionen umzusetzen. Für ihn steht fest, das es sich um eine Umsetzung des amerikanischen Ölembargos handelt.

Wie gesagt jene Haltung deckt sich nicht mit den Beteuerungen, einen ohnehin auf wackeligen Beinen stehenden Atomvertrag retten zu wollen. Iran hat deutlich gemacht das man die illegitime Festsetzung der Grace 1, nicht unbeantwortet lassen würde. Wenn man dem Sprecher der IRGC Brig. Gen. Ramezan Sharif Glauben schenken darf, soll ein britisches Marinekriegsschiff zwar interveniert haben um die IRGC-Kräfte davon abzubringen den britischen Öltanker zu konfiszieren, doch habe es sich nicht in der Lage gesehen dem entgegenzuwirken. Die heikle Situation im Persischen Golf lässt nun nicht ausschließlich den Iran unter Zugzwang geraten, und versetzt Vasalen der USA in dieselbe Lage. Nun hat der Iran ein angemessenes Druckmittel, um die Briten zu einem raschen Umdenken zu bewegen. Nach dem Motto „Gebt uns unser Schiff zurück, dann erhält ihr eures!“

Apropos Tit for Tat. Inmitten des Öltanker-Thrillers will Washington im persischen Golf eine iranische Drohne abgefangen haben, so ließ es zumindest US-Präsident Trump gegenüber der Presse verlauten. Dem Commander in Chief zufolge, habe das amerikanische amphibische Kriegsschiff USS-Boxer, eine dem Schiff sich nähernde iranische Drohne als Gefahr wahrgenommen und daraufhin agiert.

Teheran wies die von dem amerikanischen Präsidenten verbreiteten Informationen zurück, und gab zu Protokoll das Trumps Verlautbarungen inventiert sein müssten, da kein iranisches unbemanntes Luftfahrzeug (UAV) abgefangen worden sei.

Der Sprecher der iranischen Streitkräfte, Brigadier General Abolfazl Shekarch kommentierte die US-Behauptungen laut denen eine iranische Drohne außer Gefecht gesetzt worden sei folgendermaßen:

„Entgegen der bodenlosen Behauptung und Illusion des terroristischen Präsidenten der Vereinigten Staaten, sind alle Drohnen die der islamischen Republik Iran gehören, im Anschluss der geplanten Aufklärungs und Kontrollmission, vom Persischen Golf und der Strasse von Hormus intakt zu ihren Basen zurückgekehrt, und es erfolgten keine Berichte über die Konfrontation zwischen der USS-Boxer und iranischen Drohnen.“

Irans Vizeaußenminister Seyyed Abbas Araghchi zog gar die Möglichkeit in Betracht, das die Amerikaner ihre eigene Drohne abgefangen haben könnten. Via Twitter äußerte Araghchi: „Wir haben keine Drohne in der Strasse von Hormus noch sonstwo verloren. Ich bin besorgt, das die USS Boxer ihre eigene UAV aus Versehen abgefangen haben.


Der Widerlegung von Trumps Behauptungen halber, veröffentlichten die IRGC Videomaterial das von Drohnen eingefangen worden sein soll. Zu sehen ist wie ein Drohne die von anderen Schiffen begleitete USS-Boxer für mehrere Minuten verfolgt und beobachtet. Das unbemannte Luftfahrzeug befindet sich während der Aufnahme augenscheinlich in einer angemessenen Höhe, um offenbar unentdeckt seine Mission zu erfüllen.

Wie aus dem Video hervorgeht, ist jene Flughöhe ausreichend um klare Bilder vom Geschehen am Boden einzufangen, demnach es unschlüssig ist das wie Trump behauptet eine iranische Drohne dem amerikanischen Kriegsschiff zu nah gekommen sei. Wozu wenn die in dem Video versinnbildlichte Flughöhe völlig hinreichend ist, um die notwendigen Bilder einzufangen. Ist der Zweck einer Überwachungsdrohne nicht jener ,unentdeckt zu bleiben. Und ist sie ergo nicht dementsprechend technisch ausgerüstet. Nämlich um gestochen scharfe Bilder zu liefern, während sie eine Flughöhe einnimmt die sie unsichtbar für den Gegner macht. Insofern tendiert das Gehirn dazu, die iranische Version der Ereignisse für bare Münze zu nehmen, und nicht die inzwischen vom Pentagon „bestätigte“ Behauptung, es habe eine vermeintliche Ausschaltung einer iranischen Drohne stattgefunden. Das Verteidigungsministerium hält sich weiterhin bedeckt, und hat weder Material zwecks der Untermauerung preisgegeben, noch andere Evidenzen für sich sprechen lassen. Die FAZ dazu:

Aus dem Pentagon hieß es, der Vorfall habe sich am Donnerstag gegen 10 Uhr (Ortszeit) ereignet. Das Schiff habe sich in internationalen Gewässern befunden, als sich die Drohne genähert habe. Es befinde sich nun im Persischen Golf. Nicht äußern wollte sich das amerikanische Verteidigungsministerium dazu, wie die Drohne zerstört worden sei – ob sie abgeschossen wurde oder durch Störsender unbrauchbar gemacht wurde. Ein Vertreter des amerikanischen Militärs wollte auch keine Angaben dazu machen, ob es sich um eine bewaffnete Drohne handelte.

Vor dem Hintergrund das allein in den letzten zwei Monaten es zu etlichen anmutenden False Flag Attacken im Persischen Golf gekommen ist, drängt sich die Frage auf inwiefern womöglich westliche Geheimdienste ihre Finger im Spiel hatten, um jene entgleisende Situation heraufzubeschwören? Die Iraner haben bekanntgegeben, das der konfiszierte britische Öltanker gegen diverse maritime Richtlinien verstoßen habe. Könnte es sein das dem Kapitän der Stena Impero nahegelegt worden sei, eben jenes rigorose Gebaren an den Tag zu legen, um die Iraner zum handeln zu zwingen, und darauf basierende internationale Aufschreie entfalten zu lassen? Was hat es mit dem unter panamesischer Flagge navigierenden Tanker Riah auf sich? Offensichtlich will das Schiff niemanden gehören, was den Verdacht nährt das es sich tatsächlich um die Vereitelung von Schmuggel handelt, wie die Iraner preisgaben. Was uns zur nächsten Frage bringt, war auch jene Aktion durchgeführt worden, um der Dämonisierung des Irans Vorschub zu leisten? Sprich wollte man das der Iran auf jenes mysteriöse Schiff stößt, um eine weitere Sensation daraus zu machen? Jene Gedankengänge sind zwar rein spekulativer Natur, dennoch erscheinen sie kaum abwegig, wenn man die fortwährend zuspitzende Lage in Betracht zieht. Denn das diabolische Tandem (USA,GB) hat offiziell wieder zusammengefunden, und paktiert nun offenkundig gemeinsam gegen den Iran. Zumindest hat die Scharade ein Ende. Der Brexit hat eine neue Bedeutung bekommen, nämlich die unvermeidbare Verabschiedung vom JCPOA-Atomvertrag. Herrlich da werden schreckliche Erinnerungen an die Ehe zwischen Blair und Bush wach. Ritten doch beide ihre Länder auf Lügen basierend in den Krieg gegen den Irak. Jetzt wo die Drohungen aus London und Washington sich deckend in Richtung Iran bewegen, können sich die Kriegstreiber in Washington vorerst zurücklehnen. The Brits are back on board !

Verf.R.R.

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