Al-Qaida-Chef nach Krankenhausaufenthalt in Türkei zurück in Idlib

Inzwischen ist über ein halbes Jahr vergangen, und in Sachen Idlib hat sich rein gar nichts getan. Trotz der russisch-türkischen Beteuerungen zunächst eine entmilitarisierte Zone ringsum das Gouvernement im Norden Syriens schaffen zu wollen, um sich anschließend der dortig eingenisteten Al-Qaida Ableger anzunehmen, vermögen die beiden auf verschiedenen Seiten stehenden Parteien es nicht die Lage in den Griff zu bekommen.
Die Hayat Tahrir al Sham (Al-Qaida, Al-Nusra, HTS), ist stärker denn je, und hat offiziell den Jihadisten-Thron in Syrien bestiegen. Erst neulich fand in Idlib ein hochrangiges Treffen von Kommandeuren sämtlicher vereinter Terroristenfraktionen statt, auf dem sich das Oberhaupt der HTS, Mohammed Julani, erstmals blicken ließ, seitdem er vor zwei Monaten bei einem Angriff auf seinen Konvoi verwundet wurde.
Wie das online-Portal Southfront unter Verweis auf die russische Nachrichtenagentur Sputnik mitteilt, soll Julani Islamisten-Komandeure von acht verbündeten Terroristen-Kollektiven einbestellt haben, darunter die Islamische Turkestan Partei (TIP), Horas al-Din und Jaysh al-Izza.
Laut Sputnik habe das Jihadisten-Gipfeltreffen in der syrischen Grenzstadt Atmaeh unweit der Türkei stattgefunden, und sei unter strikten „noch nie dagewesenen“ Sicherheitsmaßnahmen abgehalten worden.
Ringsum Atmeah soll eine 5 km weite Sicherheitszone errichtet worden sein. Zudem seien in der Stadt zahlreiche HTS-Kämpfer, Scharfschützen und gar ein Störsender stationiert worden. Lokale Quellen teilten der Nachrichtenagentur mit das Al-Julani, der angeblich von drei türkisch sprechenden Militanten begleitet worden sei, andere Terroristen-Kommandeure darüber informiert habe, das die Möglichkeit bestünde das die Syrisch Arabische Armee (SAA) in absehbarer Zeit in Idlib eine Militäroperation starte.
Ferner soll er angeordnet haben, das die Kommandeure ihre Militanten in höchste Alarmbereitschaft setzen und ihre Selbstmörder-Fahrzeuge (VBIEDs) einsatzfähig bereithalten sollen.
Den Quellen zufolge habe Julani den anwesenden Kommandeuren gedroht, und sie davor gewarnt Vereinbarungen zu treffen die auf eine Übergabe von Gebieten hinauslaufen. Desweiteren habe er deutlich gemacht das jene Fraktion die es sich wage hinter seinem Rücken Abkommen zu treffen, ein legitimes Ziel für HTS-Kämpfer sei und als Feind und Verräter angesehen würde.
Der HTS-Anführer soll zudem verlauten lassen haben, das die türkischen Maßnahmen die SAA wahrscheinlich nicht davon abhalten würden anzugreifen. Überdies habe er vorgeschlagen das sehr erfahrene Kämpfer, die vergangenes Jahr aus Homs und Damaskus evakuiert wurden, sich den Rängen der Jaiysh al-Izza anschließen sollen.
Nach Southfront sei das jüngste Treffen in der Stadt Atmaeh ein Beispiel dafür wie Al-Julani den von der Opposition gehaltenen Teil Idlibs, mit Drohungen und Einschüchterung anführt.
Mohammed al-Julanis Vermutungen bezüglich einer bevorstehenden SAA-Offensive auf Idlib dürften sich bald bewahrheiten, wenn seine HTS und ihr Gefolge ihren festgefahrenen Kurs beibehalten und nicht gewillt sind Scharmützel und Artillerieangriffe gegen Zivilisten und Stellungen der syrischen Armee einzustellen.
Erst kürzlich initiierte der Al-Qaida Ableger Angriffe gegen SAA-Stellungen in Nord-Lattakia und West-Aleppo, und tötete 20 syrische Soldaten und Offiziere.
Solche Vorfälle bestätigen kontinuierlich, das angestrebte Waffenstillstände und Sicherheitszonen auf Sand gebaut sind. Mehrmals hat die Hayat Tahrir al-Sham deutlich zu verstehen gegeben, das sie den Kampf gegen die syrische Regierung und ihre Alliierten niemals einstellen wird.
Ferner hat sie zu Beginn des Jahres ihren Machtbereich innerhalb Idlibs immens ausweiten können, und die Kontrolle über so gut wie die gesamte „türkisch-russische“ Sicherheitszone übernommen.
Ankara fährt mit seiner grotesken „Terrorismus-Bekämpfung“ fort, und Moskaus Geduld scheint unendlich zu sein. Interessant ist das Mohammed al-Julani die Werbetrommel für die türkisch gestützte Jaish al-Izza (FSA) rührt, und nach seinem Krankenhausaufenthalt in der Türkei von türkisch sprechenden Militanten (MIT-Agenten?) begleitet wird.
Wohlgemerkt es handelt sich hier um das Oberhaupt der Hayat Tahrir al-Sham, der Gruppierung die im vergangenen Jahr von der Türkei als Terroristen-Organisation eingestuft wurde.
Ankaras Beobachtungsposten in der Region fungieren als NATO-Schutzwall, der das Potenzial hat einen Bündnisfall auszulösen. Die von dem Astana-Format beschlossenen Posten waren ursprünglich errichtet worden, um den Terroristen den Garaus zu machen.
Hingegen hat Ankara seinen russischen Partner fortwährend hingehalten und immer neue Gründe für Zeitaufschübe aus dem Hut gezaubert, sodass sich allmählich abzeichnete das die Türkei nur vorgibt sich der Terrorismus-Bekämpfung verschrieben zu haben, und ihr eine neo-osmanische Einverleibung nördlicher syrischer Landesteile vorschwebt. Kurzum die Türkei ist der Schutzpatron der HTS und somit das größte Hindernis für den Frieden in Syrien.
Verf.R.R.