Syrien 2.0? Ankaras destabilisierende Präsenz in Libyen

Der türkischen AKP-Regierung wird nachgesagt, der gegenwärtig größte Sponsor von Terroristen-Gruppierungen im Nahen-Osten zu sein. Diese inzwischen nicht nur hinter vorgehaltener Hand ausgesprochene recht unbequeme Wahrheit, wird insbesondere durch die gegenwärtige Situation im Nordwesten Syriens unterstrichen. Der Entschluss der syrischen Armee dem terroristischem Treiben ein Ende zu setzen, und gegen diverse Terror-Herde vorzugehen, hat die Scharade der AKP vollends entlarvt. Ankaras jahrelange Behauptungen in seinen Rängen hätten sich nur „moderate Rebellen“ eingefunden, sind augenblicklich verpufft, da sich indes herausgestellt hat das sich alle türkisch gestützten Kräfte der Hayat Tahrir al-Sham (Al-Nusra, Al-Qaida, HTS) angeschlossen haben, und von nun an ein gemeinsames Terroristen-Joint-Venture betreiben. Die in der Vergangenheit unter diversen Kollektiven ausgetragenen Querelen und internen Machtkämpfe, rührten nicht von ideologisch bedingten Differenzen her. Es ging einzig und alleine um territoriale Machtansprüche, und darum wer die Befehlsgewalt an sich reißt. Sämtliche in Syrien operierende Gruppierungen weisen eine Homogenität auf, das man sprichwörtlich den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Kurzum die freigesetzten Mythen und Märchen von sogenannten „moderaten Rebellen“ und glorifizierten „Freiheitskämpfern“, haben schon vor geraumer Zeit ihren rostigen Glanz verloren. Ankaras Support für Organe und militante Entitäten die der Muslimbruderschaft nahestehen, beschränkt sich offenbar nicht nur auf seine Nachbarschaft, sondern reicht gar bis nach Nord-Afrika. Das von der NATO-Intervention hinterlassene Machtvakuum in Libyen, hat das einst prosperierende Juwel des schwarzen Kontinents in einen Terroristen-Inkubator und Sprungbrett für Flüchtlinge verwandelt, und das Land in zwei rivalisierende Lager gespalten, deren Kräfte sich jeweils im Westen und Osten des Landes bündeln. Die westlich gelegene Hauptstadt Tripolis und dortige Landesteile, werden von der sogenannten „Regierung der nationalen Einheit“ (GNA) besetzt gehalten. Die GNA ist die von den Vereinten Nationen anerkannte Übergangsregierung ,die hingegen eine islamistische Stoßrichtung vorgibt und zahlreiche Milizen unterhält die Verbindungen zur Al-Qaida haben. Im ölreichen Osten Libyens regiert die von dem General Chalifa Haftar formierte Libysche Nationalarmee (LNA), die ihren Hauptsitz in der Stadt Bengasi aufgeschlagen und sich auf die Fahne geschrieben hat, den Westen des Landes von Terroristen zu säubern. Seit ihrer Gründung weisen Vertreter der LNA auf die Notwendigkeit hin, die GNA aus Tripoli zu entfernen um den grassierenden Terrorismus in den Griff zu bekommen. Anfangs April begann Haftar eine laut ihm unvermeidbare Offensive auf die libysche Hauptstadt, wobei er von Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) unterstützt wird. Damit geht einher das Washington die Hände gebunden sind, da sich offenbar zwei der engsten US-Alliierten Haftar angeschlossen haben, um Tripolis unter Kontrolle zu bringen. Überdies soll der General ein CIA-Asset sein, der einst angeblich eine Ausbildung in Langley genoss, um den ehemaligen Machthaber Muammar Gaddafi zu stürzen. US-Präsident Donald Trump befürwortet Haftars Vorstoß, und hat ihm telefonisch nahegelegt das die USA ihm nicht im Wege stehen. Demnach findet dieser Krieg in den Medien so gut wie nicht statt. Wie gesagt hat sich die LNA der Ausrottung von Al-Qaida nahen Entitäten verschrieben, und nimmt kein Blatt vor den Mund wenn es darum geht die Mächte anzuprangern, die Terroristen-Gruppierungen und ihre politischen Auswüchse in Libyen unterstützen. Dabei fällt kontinuierlich ein besonders herausstechender Name, die Türkei. Unmittelbar nach Einleitung der Militäroperation gab die LNA bekannt, das sie über durchgesickerte Dokumente und anderes Material verfüge, jenes bestätige das Ankara den Islamischen Staat unterstütze. Auf ihrem offiziellen Twitter-Account ließ die Libysche Nationalarmee verlauten :

Die Türkei ist eines der Länder die weltweit Terrorismus unterstützt….In unserem Besitz befinden sich geleakte türkische Dokumente und andere Beweise, die belegen das das türkische Regime die ISIS unterstützt.

Derartige Bezichtigungen kommen nicht von ungefähr. Ankaras Unterstützung für extremistische Gruppierungen in Libyen reichen bis zu den Ausgangstagen des arabischen Frühlings zurück, wie die Platform „European Eye of Radicalization (EER)“ mitteilt. So berichtet die Platform das der Ire mit libyschen Wurzeln und Anführer der „Tripoli-Garde“ Mahdi al-Harati, nach dem Fall Gaddafis zum Vizekommandeur des Tripoli Militärrats (TMC) berufen wurde, der zu der Zeit von Abd al-Hakim Balhadsch angeführt wurde. Im Oktober 2011 sei Harati von seinem Posten zurückgetreten und habe sich mit Unterstützung der katarischen und türkischen Regierung dem syrischen Widerstand angeschlossen, so das EER. Zu dieser Zeit soll sich Balhadsch ebenfalls in die Türkei begeben haben um sich mit syrischen Oppositionsführern zu treffen. Im April 2012 gründeten Harati und sein Schwager Houssam Najjair die Fraktion Liwa al-Ummah, die sich im Nordwesten Syriens in Idlib einnistete, so die Plattform. Ferner heißt es das Ankara das UN-Waffenembargo missachtet und weiterhin Waffen an islamistische Fraktionen in Libyen liefert. Im Dezember 2018 und im darauffolgenden Februar wurden in dem Hafen Khoms illegale Waffenlieferungen konfisziert, die Kampfpanzer, gepanzerte Fahrzeuge und 3000 kleinkalibrige Waffen aus türkischen Beständen beinhalteten. Der Plattform zufolge hat die Türkei beteuert die Lieferungen zu stoppen und mit der GNA eine gemeinsame Untersuchung eingeleitet. Nichtsdestotrotz erfolgte wie oben erwähnt eine weitere Lieferung die im Februar diesen Jahres in dem Hafen Khoms unweit von Tripolis sichergestellt wurde. Desweiteren soll die LNA während der andauernden Gefechte um Tripolis türkische Kämpfer ergriffen haben, die gestanden hätten für den türkischen Geheimdienst MIT tätig zu sein.

Ankara hat sein Gebaren augenscheinlich bislang nicht eingestellt, und macht nun keinen Hehl mehr daraus, das es das UN-Waffenembargo mit Füßen tritt. Erst neulich gelangte eine Fracht hochentwickelter gepanzerter Kampffahrzeuge nach Libyen, und wurde dortig von Islamisten-Fraktionen in Empfang genommen, die der GNA unterstehen. Ein vom türkischen Unternehmen AKDENİZ RORO SEA betriebenes Frachtschiff unter moldavischer Flagge namens „Amazon“, transportierte die Fahrzeuge von dem türkischen Hafen in Samsun nach Tripolis.

Überdies hat die LNA eine Stellungnahme veröffentlicht, die besagt das türkische Offiziere in der libyschen Hauptstadt eingetroffen seien, um Kräfte auszubilden die der GNA unterstehen. Zur Beweisführung veröffentlichte die LNA ein Video das vom Smartphone eines inhaftierten Kämpfer stammen soll und angeblich zeigt wie GNA-treue Jihadisten von einem türkischen Offizier eingewiesen werden um die gelieferten gepanzerten Fahrzeuge vorschriftsmäßig zu bedienen.

Nicht nur letales sondern auch humanes Gut soll mit Beihilfe Ankaras in Libyen landen. Die Hinweise darauf das ISIS und Al-Qaida-Terroristen von Syrien nach Libyen transferiert werden um eine Überlegenheit für die GNA zu schaffen, vermehren sich zusehends. In der vergangenen Woche sprach der syrische UN-Botschafter, Dr. Bashar Al-Ja’afari, dieses Thema vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen an. Ja’afari äußerte folgendes: „Wie können die Kämpfer von Syrien nach Libyen transferiert werden, außer durch die Unterstützung von Regierungen die davon profitieren,“ dem fügte er hinzu, „ Wir haben vor dem Transfer von Kämpfern in benachbarte Länder gewarnt .“ Damaskus und Benghasi bezichtigen die Türkei seit Monaten, jene Überreisen zu fördern.

Das es auf Seiten der GNA nicht mit koscheren Dingen zugeht und unter ihrem Kommando Al-Qaida Ableger stehen, belegen die kürzlich erfolgten Auslieferungen von gesuchten Terroristen an ihre Herkunftsländer. Am 28 wurde in Benghasi der prominente Terrorist Hesham Ashmawy von der LNA an die ägyptischen Behörden überstell,t und von Spezialkräften nach Kairo transportiert, wo er am selbigen Tag eintraf. Der ägyptische Fernsehkanal DMC dokumentierte Ashmavys Ankunft auf dem Flughafen von Kairo.

Die Gefechte um die libysche Hauptstadt dauern an und je mehr Zeit ins Land geht, desto mehr kompromittierende Enthüllungen treten ans Tageslicht. Ankara sollte nicht denselben Fehler wie in Syrien begehen und aufs falsche Pferd setzen. Der Flirt mit Terroristen ist arg rufschädigend und je länger sich diese Ehe fortsetzt, umso schneller baut die AKP-Regierung ihre Reputation ab.

Verf.R.R.

Kommentar verfassen