US-Mainstream räumt mit Mythos vom „ukrainischen David“auf: „Rückeroberung verlorener Gebiete unrealistisch….US-Hilfe begrenzt…Illusorischen Sieg nicht hinterhereilen.“

Das Narrativ vom ukrainischen David scheint allmählich dahinzuschwinden. Das Editorial-Board der „großen“ New York Times (NYT), publizierte unlängst einen abwechslungsreichen Meinungsartikel, der unserer Ansicht nach im Gegensatz zum allenthalben zu vernehmenden Tenor, die Ukraine schlüge Russland, eine weitaus bodennahere Evaluierung der Kriegssituation zu bieten hat.

Beispielsweise übte das Blatt deutliche Kritik an der nebulösen Zielsetzung der westlichen Intervention. Was schwebt den USA und der NATO eigentlich vor? Was verspricht man sich von der Kanalisierung letaler Hilfe? Geht es um einen Regime-Wechsel in Moskau? Um eine schlichte Beilegung? Die NYT dazu:

Dieses Ziel darf man nicht aus den Augen verlieren. Doch letztendlich liegt es nicht im besten Interesse Amerikas, sich in einen totalen Krieg gegen Russland zu stürzen. Auch wenn ein ausgehandelter Frieden bedeutet, dass die Ukraine schwierige Entscheidungen treffen muss. Und die Strategie und Ziele, die die USA in diesem Krieg verfolgen, sind immer schwieriger zu deuten, da sich die Parameter der Mission scheinbar geändert haben.

Streben die USA etwa eine Beilegung des Konflikts an, um für eine souveräne Ukraine und irgendeine Beziehungsform zwischen den USA und Russland, eine Hintertür offen zu lassen? Oder wollen die USA Russland dauerhaft schwächen? Oder hat sich die Zielsetzung der Administration geändert und man will Wladimir Putin destabilisieren, oder beseitigen? Intendieren die USA, Herrn Putin für Kriegsverbrechen zur Rechenschaft zu ziehen? Oder ist das Ziel die Kriegsausweitung zu vermeiden? Wenn ja, wie soll dies mit der Prahlerei, amerikanische Geheimdienstinformationen zur Verfügung zu stellen, um Russen zu töten und eines ihrer Schiffe zu versenken, erreicht werden?“

Klingt ganz nach Mission-Creep. Und da langatmige Abnutzungsschlachten mit dem Gesetz der unbeabsichtigten Folgen verschwägert sind, ist es ratsam Worst-Cases ins Auge zu fassen. Was das Blatt wie folgt tat:

Ohne diese Fragen zu klären, riskiert das Weiße Haus nicht nur das Amerikaner das Interesse an der Unterstützung für Ukrainer verlieren- die weiterhin ihre Lebensgrundlagen verlieren und Tote zu beklagen haben- sondern es setzt zudem einen langlebigen Frieden und die Sicherheit auf dem europäischen Kontinent aufs Spiel.

Des Weiteren stellte die US-Tageszeitung die exaltierend angedichtete Ebenbürtigkeit Kiews infrage und mahnte an keinen prämaturen Fehleinschätzungen zu erliegen:

Es ist verlockend die erstaunlichen Erfolge der Ukraine gegen die russische Aggression, als Zeichen zu deuten, dass mit suffizienter amerikanischer und europäischer Hilfe, die Ukraine nah dran sei Russland zu den Stellungen zurückzudrängen, die es noch vor der Invasion bezog. Doch das ist eine gefährliche Einschätzung.

Ein entschiedener militärischer Sieg der Ukraine über Russland, bei dem die Ukraine das gesamte Territorium zurückerobert, welches Russland seit 2014 eingenommen hat, ist kein realistisches Ziel. Gleichwohl die Planung und die Kampfhandlungen Russlands überraschenderweise nachlässig waren, bleibt Russland zu stark und Herr Putin hat zu viel persönliches Prestige in die Invasion investiert, als dass er einen Rückzieher machen könnte,“ so das Blatt

Diverse mit der Kriegssituation vertraute Militärexperten insistieren nachdrücklich , dass die Ukraine und ihre Unterstützer sich die Wunschvorstellung aus den Kopf schlagen sollten, am Verhandlungstisch keine schmerzhaften Abstriche machen zu müssen. Kurzum illusorische in Aussicht gestellte territoriale Rückeroberungen, werden dem tatsächlichen Kriegsverlauf keinen Einhalt gebieten. Die Autoren des Editorials scheinen ähnlicher Auffassung zu sein. Die NYT:

Die Vereinigten Staaten und die NATO sind bereits militärisch und wirtschaftlich tief involviert. Unrealistische Erwartungen könnten sie noch tiefer in einen aufwendigen und schleppenden Krieg hineinziehen. Ein ramponiertes und unfähiges Russland, ist hingegen immer noch in der Lage die Ukraine unbeschreiblich zu zerstören und eine Nuklear-Supermacht mit einem gekränkten, volatilen Despoten, der auf eine ausgehandelte Beilegung wenig Lust hat.

Kürzlich erfolgte angriffslustige Statements aus Washington- Die Aussage Präsident Bidens das Putin, „nicht an der Macht“ bleiben dürfe, der Kommentar von Verteidigungsminister, Loyd Austin, dass Russland „geschwächt“ werden müsse, und die Zusage von der Sprecherin des Repräsentantenhauses, dass die Vereinigten Staaten die Ukraine unterstützten, bis der „Sieg errungen ist“- mögen mitreißende Unterstützungsbekundungen sein, doch sie werden keine Annäherung für Verhandlungen schaffen .

Letztendlich sind es die Ukrainer, die die schwierigen Entscheidungen treffen müssen: Sie sind es die kämpfen, sterben und ihre Häuser an die russische Aggression verlieren. Und sie sind es, die entscheiden müssen wie ein Kriegsende ausschauen könnte. Falls der Konflikt zu tatsächlichen Verhandlungen führt, werden es ukrainische Führungspersonen sein, die die schmerzlichen territorialen Entscheidungen treffen müssen, die jeder Kompromiss einfordert.

Uncle Sams Steroide-Vorrat, um international die militärischen Muskeln spielen zu lassen, ist nicht unendlich bestückt. Viele kriegslustige Grünlinge scheinen immer noch vom Gegenteil auszugehen. Eine weitere ins Verderben lockende Fata-Morgana ist die allenthalben kolportierte Parole, die ukrainischen Streitkräfte und der internationale Söldner-Pfuhl, wiesen ein für die Ewigkeit ausgelegtes Durchhaltevermögen auf. Doch die Stamina Kiews ist bereits aus der Puste, auch wenn sich Selensky und sein Gefolge in der Öffentlichkeit wie äthiopische Sprinter aufführen. Die Autoren des NYT-Artikels haben offenbar zwischen den Zeilen der Propaganda gelesen und schlossen daraus:

Die USA und die NATO haben demonstriert, dass sie den ukrainischen Kampf mit hinreichend Feuerkraft und anderen Mitteln unterstützen werden. Und ganz gleich auf welche Weise der Kampf ein Ende findet, die Vereinigten Staaten und ihre Alliierten müssen der Ukraine beim Wiederaufbau helfen.

Doch während der Krieg sich fortsetzt, sollte Herr Biden Präsident Wolodomyr Selenkskyj und seiner Bevölkerung klarmachen, dass es eine Grenze gibt, inwieweit die USA Russland konfrontieren, und das das Aufgebot von Waffen, Geld und politischer Unterstützung begrenzt ist. Es ist unerlässlich das die Entscheidungen der ukrainischen Regierung auf einer realistischen Einschätzung ihrer Mittel basiert und darauf wie viel Zerstörung die Ukraine noch ertragen kann.

Sich mit dieser Realität auseinanderzusetzen mag unangenehm sein, doch es ist keine Beschwichtigung. Regierungen sind verpflichtet sich daran zu halten und nicht einem illusorischen „Sieg“ nachzueilen.

Diese Konklusion unterschreiben wir. Leidet die ukrainische Führung unter einer fatalen Selbstüberschätzung? Und nutzen die USA und NATO diese Schwäche schamlos aus, um einen weiteren am Tropf hängenden Satelliten vollständig einzuverleiben? Wie viel Zerstörung, kann die Ukraine ertragen? Und wie wird das territoriale Gefüge, des zukünftigen Europakandidaten, in ein paar Monaten ausschauen?

Der Coup 2014 hat die Krim gekostet. Und der Bruch des Minsker-Abkommens wahrscheinlich den gesamten Südosten des Landes. Endlich scheinen vereinzelte Mainstream-Sirenen eingesehen zu haben, dass es sich hier nicht um eine gewöhnliche Farbenrevolution handelt, die einen Konflikt gebärt. Der wiederum mit dem Sturz eines exkommunizierten „Nah-Ost-Despoten“ aufwartet. Nein momentan lässt eine nukleare Supermacht die Waffen sprechen. Diesen Tenor mit gleichgestimmter Korrespondenz zu erwidern, zieht global seismische Eruptionen nach sich, wie nunmehr insbesondere das irdische Proletariat auszubaden hat. Der große Umbruch. Die beispiellosen Vermögensverschiebungen ziehen sich weiter unbehelligt fort. In der neuen Weltordnung, gibt es nicht für Jeden Platz.

Aut.R.R.

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