Syrien- Erdogan und seine „syrischen Brüder und Schwestern“ (OP-ED)

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan aka. der Sultan, hat in den vergangen Tagen mehrmals angemerkt, das die Implementierung der türkisch-amerikanischen Sicherheitszone, für seinen Geschmack zu gemächlich von statten ginge.

Erst kürzlich proklamierte Erdogan das Ankara einschreiten würde, um eigenmächtig die Zügel in die Hand zu nehmen, falls die Zone bis zum Ende des laufenden Monats nicht umfassend installiert sei. Ferner lamentierte er, das die USA die Türkei und die SDF gar als paritätische Alliierte betrachteten. „Es scheint so das der Türkei ihr Alliierter nicht für die Türkei sondern für die Terroristen-Gruppierung eine Sicherheitszone in Nord-Syrien anstrebt. Wir weisen solch einen Ansatz zurück,“ so der türkische Präsident. Erdogan betonte das „3-5- Helikopter-Flüge, 5-10 Fahrzeugpatrouillen und ein paar Hundert Soldaten,“ nicht hinlänglich seien eine Sicherheitszone in Nord-Syrien zu installieren.

Seine prämaturen Vorstöße begründete er mit der Dringlichkeit syrische Flüchtlinge abstoßen zu wollen, und die zeitnahe Einrichtung des sogenannten Friedenskorridors sei demzufolge unabdinglich, meint der Sultan. „Wir wollen ein Gebiet schaffen, jenes von der Daesh und der PKK und ihren Erweiterungen PYD-YPG-SDG, gesäubert wird, nur auf diese Weise können wir sicherstellen das unsere syrischen Brüder und Schwestern jene in unserem Land, in Europa oder anderswo leben, in ihre Heime zurückkehren und in Frieden und Sicherheit leben können.

Jene irreführenden Aussagen beinhalten einige Gesichtspunkte, auf die näher eingegangen werden sollte. Vorab sei gesagt das die Daesh, also der Islamische Staat, in der von Erdogan anvisierten Region nicht einen Kämpfer stationiert hat. Demzufolge seine Postulierungen den Nordosten Syriens von der Vorzeige-Terroristen-Gruppierung säubern zu wollen, schlichtweg hanebüchen sind. Der nicht existente Islamische Staat und die PKK, sollen ein Hindernis für die Rückkehr syrischer Flüchtlinge darstellen, die Al-Qaida hingegen nicht? Denn offenbar hat die AKP-Regierung keine moralischen und ethischen Gewissensbisse derweil hunderte syrische Flüchtlinge, mitten ins Herzland des syrischen Ablegers der Al-Qaida zu deportieren.

Also während Erdogan es für unabdinglich postuliert im Nordosten Syriens den Terrorismus auszurotten um „sicheren“ und „friedlichen“ Lebensraum für Rückkehrer zu schaffen, deportiert die AKP-Regierung „syrische Brüder und Schwestern“ nach Idlib wo die Hayat Tahrir al-Sham (HTS, Al-Nusra, Al-Qaida) den Ton angibt. Jener Sichtweise Doppelmoral anzuheften, erscheint demnach kaum abwegig.

Sich auf eingebildete Präsenzen von längst ausgelöschten Terror-Herden zu berufen um intervenierendes Gebaren an den Tag zu legen, doch im selben Atemzug Flüchtlinge ins Kalifat abschieben. Doppelzüngigkeit par excellence! Auf Erdogans folgende Aussagen lässt sich ferner schließen, das es ihm nicht wirklich um das Wohlergehen der vertriebenen Syrer geht, sondern darum zwecks der Erzwingung geopolitischer Ziele, Flüchtlinge als Druckmittel und Faustpfand einzusetzen: „Wir sind dazu gezwungen die Schleusen zu öffnen. Wir können nicht forciert werden die Last alleine zu tragen,“ sagte der türkische Präsident in Bezug auf die Schaffung der besagten Sicherheitszone, und der angeblich damit verbundenen Ignoranz westlicher Nationen, jene laut Erdogan den notwendigen Einsatzwillen vermissen lassen haben, insbesondere die Europäische Union.

Also neben bereits anlaufenden Abschiebungen von syrischen Flüchtlingen, droht Erdogan nun damit einen Massenexodus „syrischer Brüder und Schwestern“ zu instigieren, um eine Einverleibung nach seinem Ermessen voranzutreiben. Wie er unmissverständlich durchklingen lassen hat, will er über das von ihm anberaumte Gebiet die ausschließliche Verfügungsgewalt innehaben. Bilaterale Patrouillen und Präsenz sind für den Sultan offenbar nicht hinreichend, demnach erwägt er der Durchsetzung seines Willens halber, die in der Türkei beherbergten Flüchtlinge als Massenvernichtungswaffe einzusetzen.

Dem Westen und seinen Nachrichtendiensten ist gewahr, das die AKP-Regierung in Syrien zehntausende Jihadisten unterstützt, und zehntausende in der Türkei verweilen um auf ihren nächsten Einsatz zu warten. Erdogan hat sich mit seiner Androhung Flüchtlingsströme loszutreten bestimmt nicht nur auf gutmütige Seelen bezogen, sondern subliminal angedeutet das sich womöglich schlechte Äpfel unters Volk mischen könnten, sprich terroristische Elemente sich auf den Weg gen Westen machten.

Westliche Geheimdienste sollten eigentlich darüber unterrichtet sein, inwiefern die AKP-Regierung mit islamistischen Brigaden verbandelt ist. Es bedarf keiner außergewöhnlichen Fähigkeiten, um anhand geringfügiger Recherchen auf Informationen zu stoßen, jene dahinführende Thesen bestätigen. Beispielsweise hat Ankara zehntausende chinesische Uiguren nach Syrien verfrachtet, um stellvertretend die syrische Regierung zu bekämpfen, und demographische Umschreibungen syrischer Landesteile zu begünstigen. Die nach Syrien importierten Uiguren unterstehen allesamt dem Kommando der Al-Qaida nahen islamistischen Turkestan Partei (TIP). Die problemlose Überreise nach Syrien in den Jihad organisierte der türkische Geheimdienst MIT, jener die Heerscharen uigurischer Jihadis mit türkischen Pässen versehen hatte. Dies ist nur ein Kapitel der neunjährigen Geschichte von Ankaras Verbindungen zum Jihad. Die „Last“ die die Türkei meint nun alleine stemmen zu müssen, ist selbstverschuldet. Wer hat sich letzlich dazu entschlossen seine Grenzen zu öffnen, um ins benachbarte Syrien mindestens hunderttausend Terroristen einfallen zu lassen, ISIS-Öl zu erwerben, ein Kalifat (Idlib) an seiner Grenze zu dulden, die Al-Qaida und Daesh für sich einzuspannen, diverse Jihadisten-Fraktionen zu formieren?

Angesichts diesen nicht von der Hand zu weisenden Fakten, ist es schier heuchlerisch von aufgebürdeten Lasten zu sprechen. Inwieweit Erdogans erpresserische Taktiken Früchte tragen werden, und ob er seinen wünschenswerten Friedenskorridor bekommt, wird sich alsbald aufzeigen, Die Ausweise für die Zone stellen türkische Behörden syrischen Flüchtlingen schon mal emsig aus.

Verf.R.R.

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