Hinter der ukrainischen Propaganda-Fassade. US-Tageszeitung an der Donbass-Front

Gewiss gehen im Nebel des Krieges allerhand wichtige Informationen unter, die Gesamtsituationen weitaus begreiflicher machen würden. Doch das smogartige Dickicht, welches den Ukraine Konflikt umwebt, ist mit Blick auf seine Undurchsichtigkeit schier beispiellos.

Noch nie dagewesene Propagandaarien, die mit den absurdesten Heldengesängen aufwarten, belagern westliche Medienlandschaften. Wobei die hiesigen Schleudern mit am lautesten dreschen.

Tendiert man dazu den deutschen Mainstream Tenor für bare Münze zu nehmen, ist man der Auffassung erlegen, dass die Selenskyj-Junta, wie es vergangenen Sommer die Bild kolportierte, unmittelbar davor stünde alle verlorenen Territorien zurückzuerobern. „Jetzt holt sich die Ukraine ihr Land zurück“, lautete die damalig großspurig herausposaunte Headline.

Seither ist es zwar ein wenig stiller geworden. Sprich man backt hier und dort etwas kleinere Brötchen. Doch im Großen und Ganzen will man der Öffentlichkeit immer noch den Bären aufbinden, dass der in allen Belangen „überlegende“ David, nur die richtige Steinschleuder zugeschustert bekommen müsste und schon sei die Sache geritzt.

Während hierzulande Leitmedien und Politik fortwährend als Traumfabrik fungieren, bereitet man sich anderswo bereits auf die Gesichtswahrung vor. Schließlich will nicht jeder wie der Ochs vorm Berg stehen, wenn es schier nicht mehr zu verheimlichen ist, dass die Russen die Oberhand haben.

Auf der anderen Seite des Atlantiks emergieren in jüngster Zeit vermehrt Publikationen, die mitunter eine viel flexiblere Sichtweise aufbieten. Beispielsweise wird das Vermögen der Ukraine den Krieg zu gewinnen nicht mehr als alternativlos porträtiert.

Darüber hinaus werden die normalerweise sagenumwobenen Verlustzahlen der Ukrainer und die Gesamtverfassung der Streitkräfte, nicht mehr als blasse Randnotiz abgetan. Zwar bekommen die Deutschen reichlich nachrichtendienstliche Spekulationen um den Zustand der russischen Truppen eingeflößt. Wie es nach einjähriger Schlacht um die Kampfkraft des NATO-Stellvertreters bestellt ist, findet man hingegen unter der Rubrik Tabuthema. Schließlich trägt es der Kampfmoral ungemein viel ab, sobald es in aller Munde ist, dass man höchstwahrscheinlich als Verlierer hervorgeht.

Doch bisher blieb noch keine grässliche Fratze des Krieges gänzlich verschleiert. Die US-Tageszeitung Washington Post ist offenbar von der nachrichtendienstlichen Gemeinde mit auserkoren worden, ein narratives Gegengewicht zu schaffen.

Drei Korrespondenten des besagten Blatts begaben sich unlängst in die Ukraine, um teilweise mit soeben heraufbeschwörten Mythen aufzuräumen. Wie etwa mit der jüngst vermehrt proklamierten Gegenoffensive der Ukrainer. Ferner wollen die jeweiligen Korrespondenten in Erfahrung gebracht haben, dass entgegen der Mär von ukrainischen Supersoldaten, vor Ort kaum welche auszumachen seien.

Diverse anonyme und kenntlich gemachte Quellen, kommen in dem aufschlussreichen Artikel zu Wort. Wie etwa ein nach eigenen Angaben für die 46. Air Assault Brigade der ukrainischen Streitkräfte dienender Bataillonskommandeur namens „Kupol“ (Rufzeichen).

Dieser gab mitunter zu Protokoll: „Das Wertvollste in einem Krieg ist Kampferfahrung. (…) Ein Soldat der sechs Monate auf dem Schlachtfeld überlebt hat und ein Soldat der von einem Schießstand kommt, sind zwei verschiedene Soldaten. Es ist wie Himmel und Erde.“ Dem fügte Kupol hinzu: „Und es gibt nur sehr wenige Soldaten mit Kampferfahrung. Unglücklicherweise sind sie entweder tot oder verwundet.“ Was er von der sogenannten „Gegenoffensive“ hält wollten die Post Korrespondenten von Kupol wissen. Dieser erwiderte: „Man glaubt immer an ein Wunder. (…) Entweder es wird ein Leichen förderndes Massaker, oder eine professionelle Gegenoffensive. Es gibt zwei Optionen. Auf jeden Fall wird es eine Gegenoffensive geben.“

Die maximierte Verfügbarkeit von Kanonenfutter lamentierend zeichnete Kupol zudem ein düsteres Bild von der Lage an der Front. Frischlinge seien in Scharen gekommen und gegangen. Viele sollen bei erstem Feindkontakt unmittelbar die Waffen gestreckt und Reißaus genommen haben.

Ich kriege 100 neue Soldaten. Doch sie geben mir keine Zeit um sie vorzubereiten. Sie sagen,“ Führe sie in die Schlacht.“ Sie haben einfach alles fallen gelassen und sind weggerannt. Das wars. Verstehen Sie weshalb? Weil der Soldat nicht schießt. Ich frage ihn warum und er antwortet: „Ich fürchte mich vor den Schussgeräuschen.“ Und aus irgendeinem Grund hat er noch nie zuvor eine Granate geworfen…Wir brauchen NATO-Instrukteure in all unseren Ausbildungszentren und unsere Instrukteure müssen in die Schützengräben entsendet werden. Weil sie an ihrer Aufgabe scheitern.“ so Kupol

Darüber hinaus bemängelte er die beständige Knappheit an Munition. Diverse Waffengattungen betreffend. Der Kommandeur dazu: „Man befindet sich an der Frontlinie. Sie kommen auf dich zu und man hat nichts zum schießen.“

Seichte Kritik an Kiews Propagandaschelten äußernd, kommunizierte der ukrainische Kommandeur:

„Es ist so als geben wir nur Interviews. Und wir erzählen den Leuten einfach, das wir bereits gewonnen hätten. „Nur noch ein bisschen, zwei Wochen und wir werden siegen“.

Ein weiterer offenkundiger hingegen auf die Wahrung seiner Identität bedachter Soldat, dessen Alias den Angaben zufolge Dmytro lautet, pflichtet seinem Kameraden Kupol bei.

Ersterer gab mitunter an das wenig erfahrene Truppen, die in der Donetsk Region eingesetzt worden seien: „sich davor fürchten die Schützengräben zu verlassen. “ Die Bombardements sollen mitunter dermaßen intensiv sein, sodass ein Soldat von einer Panikattacke anheimgefallen würde, woraufhin „sich andere davon anstecken lassen.“

Zunächst habe Dmytro versucht beruhigend auf die ängstlichen Soldaten einzureden. Beim nächsten Einsatz,“ verließen sie einfach ihre Stellung und machten sich schnurstracks aus dem Staub.“ Hinzufügend räumte er ein: „Ich gebe ihnen keine Schuld. Sie waren so verwirrt.“

Auch aus dem Dunstkreis Selenskyjs emittieren ernüchternde Einschätzungen der Gesamtlage. Im Hinblick auf die imminente „Gegenoffensive“ der Ukrainer, äußerte ein anonymer hochrangiger Amtsträger gegenüber der Washington Post:

„Ich glaube nicht an eine große Gegenoffensive unsererseits. Ich würde es gerne, doch ich schaue mir die Ressourcen an und frage mich: „Mit was?“. Vielleicht werden wir einige lokale Durchbrüche erringen. (…) Wir haben weder die Leute noch die Waffen. Und das Verhältnis ist Ihnen bekannt. Wenn sie in der Offensive sind, verlieren sie zwei oder dreimal mehr Leute. Diese Verlustzahlen können wir uns nicht leisten.“

Selbstverständlich versuchen die drei Autoren des WP Artikels die Dinge ins Lot zu bringen. Sprich trotz der allenthalben mehrfach eingeräumten überlegenen Feuerkraft der Russen, wird mit allerhand spekulativen Verlustzahlen herumjongliert. So heißt es etwa Moskau hätte über 200 000 dahingeraffte Soldaten zu beklagen.

Inwiefern jene Schnapszahl zusammengereimt worden ist, lässt man wie gehabt außen vor. Man verweist schlichtweg auf „geheimdienstliche Informationen“. Ferner ließ man die übliche Spur von megalomanischen Heroismus einfließen, indem man schier einen Haufen Selenskyj Getreue zitierte, die allesamt insistieren Russland von sämtlichen einverleibten Gebieten zu vertreiben, sobald die eine oder andere richtige Waffe geliefert würde. Gar die bereits 2014 wieder in die russische Föderation eingegliederte Halbinsel Krim stünde auf der Menükarte ganz oben, heißt es.

Den Autoren ist dennoch die bisweilen zum Tragen kommende Objektivität zugute zu halten. Kaum zu vergleichen mit den wilden Publikationen der ersten Kriegswochen, die einen Sieg der Russen als unvorstellbar darstellten.

Das es ein Gemetzel geben wird, sobald der schlammige Boden, der ein jeweiliges Vorrücken derweil unterbindet, trocknet, ist allen involvierten Parteien klar. Nur der kollektive Westen scheint dem Irrtum aufgesessen zu sein, dass die Ukrainer in allen Belangen den Ton angeben würden. Ein Blick nach Afghanistan ist hinlänglich um den Fantastereien der NATO-Staaten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Binnen 21 Jahren ist es den „Allmächtigen“ nicht gelungen die Taliban in den Griff zu bekommen. Wer soll noch daran glauben, dass ein Vermögen bestünde den russischen Bären zu schlagen? Höchstens die Blauäugigen.

Aut./Übers.: R.R.

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