Syrien-Idlib: Lage auf M-4 spitzt sich weiter zu. Russisch-türkische Idlib-Übereinkunft kurz vor dem Kollaps. (Videos)

Die unter Zugzwang geratene Erdogan-Administration, hat sich mit ihrer unbedingten Forderung nach einer Waffenruhe für Idlib, keinen Gefallen getan.

Ankara hat die Entschlossenheit des Kremls mächtig unterschätzt, und ist offenbar davon ausgegangen, dass die Russen sich abermalig aufs Glatteis führen lassen. Waren doch alle vorgängigen bilateralen Beschlüsse (Astana, Sochi,) mit keinen wirklichen Druckmitteln versehen worden. Jene von der türkischen Seite abverlangt hätten die Initiative zu ergreifen, anstatt die Hände in den Schoss zu legen.

Ob von Ankara inventierte komplexe jihadistische Trennverfahren, oder blauäugige Bestrebungen Sicherheitszonen zu installieren. Ganz gleich auf welche Stoßrichtungen der Kreml und die AKP-Regierung sich bislang einigten. Letzterer hat situationsbedingte Beschlüsse lediglich zum Anlass genommen, um Zeit zu schinden.

Für den Geschmack vieler skeptischer Beobachter und Sachverständiger, hat der Kreml zu oft das Nachsehen mit Ankaras Untätigkeit gehabt. Wie der Journalist von dem russischen Nachrichtensender Russia-24, Evgeny Poddubnyy, jüngst diesbezüglich anmerkte, ist Ankaras Trägheit keine seltene Begleiterscheinung, sondern ein allgegenwärtiges Problem.

Zwecks Untermauerung seiner Aussage erinnerte Poddubnyy, etwa an das Nachspiel des Sochi-Gipfels (2018). Damals war Ankara mit der Mission betraut worden, eine entmilitarisierte Zone zu installieren. Hierfür sollten, wie der Terminus „entmilitarisiert“ erahnen lässt, alle militanten Elemente und schweren Waffen abgezogen werden.

Der russische Journalist erläuterte ferner das Ankaras heutige Attitüde, sich im wesentlichen nicht von der damaligen unterscheide. Mit anderen Worten hat die Erdogan-Administration zu keiner Zeit jemals einen Finger gerührt, um die syrische Al-Qaida abzuschaffen. Obwohl darauf basierende Beteuerungen unentwegt erfolgten.

Poddubnyy wies zudem auf Kuriositäten hin, die fortwährend zu verzeichnen sind. Beispielsweise das die türkische Regierung, während der kurzweiligen Kollision zwischen der syrischen Armee und dem türkischen Militär, keine Kosten und Mühen scheute, um der syrischen Al-Qaida-Allianz militärische Rückendeckung zukommen zu lassen. Das türkische Militär und der Nachrichtendienst übten ihren Einfluss ausschließlich dann aus, wenn es darum ginge Friedensinitiativen zu untergraben. Sobald hingegen konträre Tatsachen geschaffen werden sollen, hieße es das Ankaras Einfluss bedingt sei, so der Russia-24 Journalist. Zweifelsohne merkwürdig.

Dieses bis dato zu vermerkende Doppelspiel, gefährdet nun ein weiteres ohnehin fragiles russisch-türkisches Abkommen. Denn Ankara ist erneut dazu veranlasst worden, sich der Schaffung eines Sicherheitskorridors zu widmen. Nur dieses mal beinhaltet die Mission eine würzige Komponente, die Ankara zu schnellem Handeln forciert.

Im Gegenzug für die Waffenruhe in Idlib, verlangt Moskau von seinem türkischen Genossen, die M-4-Verkehrsader für den Personen und Warenverkehr zu rehabilitieren. Im Zuge dieses Unterfangens, sollte bis zum 15.März entlang der M4 die vorgesehene Sicherheitszone eingerichtet sein, um damit einhergehende russisch-türkische Patrouillen starten zu können.

Allerdings konnten diese nicht stattfinden, da von syrischen Al-Qaida Ablegern initiierte Sabotageakte, eine Umsetzung der Klausel bislang vereiteln. Und Ankara ist die Situation umgehend über den Kopf gewachsen, da es sich immer noch davor sträubt die Ultima Ratio zu ziehen, um seine unartigen Stellvertreter zu erziehen. Sprich davon absieht Idlibs jihadistische Schergen an die Kandare zu legen, oder auszurotten.

Jenes verwerfliche Unbehagen, hat der syrischen Al-Qaida eine beispiellose Hybris eingehaucht. Offenbar in solch einem Ausmaß, dass türkisch gestützte Islamisten nicht mehr davor zurückschrecken, die Hand zu beißen die sie füttert.

Erst neulich ist ein türkischer Konvoi einem terroristischen Sprengfallen-Angriff anheimgefallen, bei dem zwei türkische Soldaten getötet wurden. Die Militärkolonne war zum Zeitpunkt des Angriffs auf der M-4 unterwegs, um diverse Blockaden aufzuheben, die von Al-Qaida-Elementen errichtet wurden.

Zwar vermeldeten oppositionelle Al-Qaida nahe online-Portale das türkische Kräfte schwer damit beschäftigt seien, die M-4 Trasse freizuräumen, doch behaupteten im selben Atemzug das dies nur möglich sei, weil Ankara den hiesigen Islamisten-Formationen versprochen hätte, das russische Soldaten das okkupierte Gebiet nicht durchqueren würden.

Jener Berichterstattung darf jedoch nicht allzu viel Beachtung beigemessen werden, zumal von der terroristischen Vereinigung Hayat Tahrir al-Sham (Al-Nusra, HTS, Al-Qaida) und ihren Getreuen instigierte Individuen und Kämpfer, weiterhin fleißig Hindernisse auslegen, und mehre Abschnitte der M-4 blockieren.

Daraus lässt sich schließen, dass die türkisch gestützten Kräfte ihren Befehlsgeber nicht für voll nehmen. Ein regelrechtes Katz und Maus Spiel, findet auf der Verkehrsader statt. Sobald das türkische Militär eine Blockade entfernt hat, taucht umgehend eine weitere anderswo auf.

Demzufolge ist es unwahrscheinlich das eine fortlaufende Verweigerung härterer Maßnahmen, eine richtungsweisende Veränderung stattfinden lassen wird.

Der weiter oben zitierte russische Journalist meint, dass Ankara vorsätzlich von diesem Schritt absieht. Womit er nicht falsch liegt. Zeitnah steht bereits die nächste russisch-türkische Patrouille an. Und vor den dargelegten Hintergründen kann durchaus festgestellt werden, das diese ebenfalls zum scheitern verurteilt ist.

Dieses Versagen seitens Ankara schafft Präzedenzen, für eine Reaktivierung der syrisch-russischen Militärmaschinerie. Obgleich Moskau die Galgenfrist verlängert hat, ist Ankara dennoch dazu angehalten worden, schnell konstruktive Ergebnisse zu liefern. Ansonsten war es das mit einer gemäßigten Übergangsphase, die der Erdogan-Administration ihr Gesicht wahren würde.

Je länger der selbsternannte Sultan von Idlib das Unabwendbare hinauszögert, desto gravierender wird der politische Imageschaden ausfallen. Erdogan ist offenbar dazu bereit für die Al-Qaida eine weitere Bauchlandung hinzulegen. Massive Truppenaufstockungen und die Entsendung schweren Militärgeräts lassen verheißen, dass er sich für eine direkte Konfrontation mit der syrischen Armee vorbereitet.

Wie der letzte Showdown für Erdogan ausging, dürfte noch gut in Erinnerung sein. Er ist schleunigst nach Moskau geeilt, damit Putin wiedermal den Karren aus dem Dreck zieht. Doch zuvor haben seine Schergen 50% des Kalifats einbüßen müssen. Also sollte der türkische Präsident abermals zu der Kalinka-Melodie aus der Reihe tanzen, holt der russische Bär womöglich zum Rundumschlag aus, und setzt dem Ganzen ein Ende. Das türkische Staatsoberhaupt sollte seine nächsten Schachzüge ordentlich überdenken. Eine Rochade ist nicht mehr drin. Jeder falsche Move, kann den Untergang bewirken.

Verf.R.R.

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