Syrien: SNA-Terror sucht türkische Besatzungszonen heim. Ankara bezichtigt fälschlicherweise YPG, und bringt Bevölkerung auf

Im türkisch besetzten Al-Bab in Syrien ist am 16.November eine Autobombe detoniert, die mindestens 14 Menschen in den Tod riss. Laut Medienberichten befänden sich neben Zivilisten auch türkisch gestützte Militante von der Syrischen Nationalarmee (SNA), und der sogenannten Freien Syrischen Polizei (FSP) unter den Todesopfern.

Noch bevor sich der Rauch verzogen hatte und das letzte Fragment den Boden berührte, behauptete die Türkei ad hoc das die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) für den feigen Anschlag verantwortlich seien. Kurdische Gruppierungen simulierten Terrorakte der ISIS, hieß es in einer Stellungnahme des türkischen Verteidigungsministeriums.

Am darauffolgenden Tag des Bombenanschlags gaben türkische Leitmedien gar bekannt, dass der vermeintliche Drahtzieher vom landeseigenen Geheimdienst gefangen genommen worden sei. Diese Version der Ereignisse, deckt sich hingegen nicht mit den Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR). Diese hatte kürzlich unter Berufung auf ortsansässige Quellen mitgeteilt, dass ein ehemaliger ISIS-Kämpfer der zu einer türkisch gestützten Gruppierung übergelaufen sein soll, hinter dem Anschlag stecke.

Er ist ein ehemaliger ISIS-Operateur, der gemeinsam mit der Gruppierung in den Schlachten um Manbij und Al-Bab gekämpft hat,“ so eine der Quellen. „Nachdem die Türken Al-Bab einnahmen, schloss er sich der Hamza Division von der Syrischen Nationalarmee an. Daraufhin verließ er die Division, „ so die SOHR wörtlich.

Diesbezüglich berichtete das online Portal Southfront, dass syrische Aktivisten die veröffentlichten Informationen der SOHR bestätigt hätten, und den Terroristen als den 30 jährigen Ali al-Yousef identifizierten. Einige Aktivisten sagten al-Yousef gar Verbindungen zur türkisch-gestützten Freien Syrischen Militärpolizei, und dem türkischen Geheimdienst nach, hieß es.

Laut Berichten sei Ali-Yousef von der Freien Syrischen Militärpolizei, am Morgen des 17.Novembers festgenommen worden. Nachdem Gerüchte die Runde gemacht haben sollen, dass Vorkehrungen getroffen worden seien um Yousef an die Türkei zu überstellen, versammelten sich tausende aufgebrachte Einwohner beim Polizeihauptquartier in Al-Bab, und forderten die Hinrichtung von dem Terroristen.

Nach diesen Bildern zu urteilen, ist Ankaras Täuschungsmanöver mächtig in die Hose gegangen. Wem auch immer die türkischen Behörden als „YPG-Terroristen“überführt haben mögen, die lokale Bevölkerung scheint ihr Urteil bereits gefällt zu haben. Die in ausufernder Wut umschlagende Überdrüssigkeit, ist ein Symptom der türkischen Okkupation.

Ankaras kolonialistische Ambitionen, ziehen eine rapide Erosion der Sicherheitslage nach sich. Alle syrischen Gebiete die von türkisch-gestützten Jihadis besetzt gehalten werden, weisen identische sicherheitstechnische Mängel auf. Interne Machtkämpfe unter korrupten Söldnern sind an der Tagesordnung, wobei die Zivilbevölkerung unentwegt in letale Mitleidenschaft gezogen wird.

Der jüngste Anschlag in Al-Bab ist kein Einzelfall, sondern reiht sich in eine Reihe kontinuierlicher terroristischer Übergriffe ein. So zynisch dies auch klingen mag, doch in Ankaras Kontrollbereich ist der islamistische Terror eine umgreifende Nebenerscheinung.

Nicht nur Al-Bab wird fortwährend von blutiger Gewalt heimgesucht. Auch Afrin, Azaz, Jarablus, und die kürzlich einverleibten Städte Tel Abyad und Ras al-Ayn, sind davon nicht ausgenommen. Wie die Erdogan-Regierung mehrfach proklamiert hat, beabsichtige sie in jenen Höllenlöchern beinahe alle in der Türkei gestrandeten syrischen Flüchtlinge unterzubringen. Von über drei Millionen Menschen ist die Rede.

Es ist sinnbildlich für Ankaras destruktive Gegenwart, das ausgerechnet ein Kämpfer aus den eigenen Reihen den Anschlag in Al-Bab verübt hat. Wie die SOHR verlautbaren ließ stünde der Attentäter, Ali Al-Yousef, mit dem türkischen Geheimdienst in Verbindung. Was der ausschlaggebende Grund dafür sein dürfte, das der Terrorist an die Türkei überstellt werden soll. Womit wiederum der Verdacht genährt wird, das Yousef vermutlich auf geheimdienstlicher Mission war, als er anhand von Autobomben einige seiner einstigen Kameraden in den Tod riss. Die dahingerafften SNA-Kämpfer sollten offensichtlich den Eindruck vermitteln, dass kurdische Milizen dahinter steckten. Ein weiterer Fakt der neben Yousefs vermeintlich bevorstehender Evakuierung dafür spricht, dass es sich um eine nachrichtendienstliche Unternehmung handelt.

Die Strategie der Spannung ist ein alter NATO-Hut, und hat bislang nicht an Attraktivität verloren. Wie der gesamte Geschichtsverlauf des Syrien-Konflikts aufgezeigt hat, ist Ankara jene Methodik nicht fremd. Anhand terroristischer Infiltrierung wurden syrische Bevölkerungszentren ökonomisch und humanistisch brach gelegt, und schließlich ruiniert.

Der Muslimbruderschaft-nahen Erdogan-Administration, liegt die realistische Einstufung von terroristischen Entitäten fern. Al-Qaida nahe Auswüchse fallen nicht unter das Kriterium auch nur anvisiert zu werden. Wohingegen kurdische Milizen ganz oben, und die herumgeisternde ISIS weiter unten auf Ankaras Abschussliste stehen.

Zumal die US-gestützten kurdischen Syrisch Demokratischen Kräfte (SDF) und all ihre Klone Präsident Assad den Rang abgelaufen haben, und gegenwärtig primäre Feinbilder türkisch-geführter Jihadisten darstellen, haben die Amerikaner letztlich eingestanden das Ankaras „moderate Rebellen-Fraktionen“ von Islamisten durchdrungen sind.

Der Unmut von Al-Babs Bürgern ist eine kleine Kostprobe davon, was Ankara in syrischen Besatzungszonen bevorsteht. Eine nach türkischen Vorstellungen geplante Umschreibung der Demographie, birgt das Potenzial für einen Bürgerkrieg in sich. Die türkische Regierung vermag es offenbar nicht oder besser gesagt sie ist nicht gewillt, in den von ihr okkupierten Gebieten Ruhe einkehren zu lassen, beziehungsweise für Sicherheit zu sorgen. Wie gesagt, die Strategie der Spannung ist allgegenwärtig.

Verf.R.R.

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