Ukraine-Konflikt: Unbequeme Wahrheiten und wahre Lügen…(In-Video)

Der an diesen Tagen öfters zitierte Politikwissenschaftler, John Mearsheimer, hielt kürzlich einen aufsehenerregenden analytischen Vortrag, der die Konfliktsituation in der Ukraine und ihre verkannten Ursprünge abhandelte.
Bevor Mearsheimer dazu überging mit der Fabel vom grundlos angezettelten „Krieg“ aufzuräumen, stellte er westliche Politiker bloß, die kontinuierlich die Behauptung bekräftigen Moskau sei daran gescheitert die gesamte Ukraine einzunehmen. Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, etwa, insistierte neulich kühn, Putin hätte den „Krieg längst verloren“, da er angeblich eigentlich intendierte das Nachbarland vollständig einzunehmen. Mearsheimer dazu:
Der vielleicht beste Indikator dafür, dass Putin nicht versessen darauf ist die Ukraine zu erobern oder einzuverleiben, ist die Militärstrategie, die Moskau seit Anbeginn dieser Kampagne verfolgt. Das russische Militär hat nie den Versuch unternommen, die ganze Ukraine einzunehmen. Dies wäre nur mit einer klassischen Blitzkrieg-Strategie machbar. Die darauf abzielt die gesamte Ukraine von taktische Luftunterstützung erhaltenden Panzerkräften überrollen zu lassen. Allerdings war diese Strategie nicht praktikabel, da sich die Truppenstärke von Russlands Invasionsarmee auf lediglich 190 000 Soldaten beläuft. Was eine viel zu kleine Kraft ist, um die Ukraine zu bezwingen und zu besetzen. Die nicht nur das größte Land zwischen dem Atlantik und Russland ist, sondern auch eine Bevölkerungszahl von über 40 Millionen aufweist. Ein Land von dieser Größe, kann man nicht mal eben so mit nur 190 000 Personen erobern, okkupieren und einverleiben. Ferner ist die Anzahl der Truppen unzureichend, um einen klassischen Blitzkrieg zu starten. Der unerlässlich ist , um das Land gänzlich einzunehmen. Es ist keine Überraschung, dass die Russen eine Strategie der begrenzten Ziele verfolgt haben. Die sich darauf konzentrierte Kiew zu bedrohen oder gar einzunehmen und Großteile des Ostens und Südens der Ukraine zu erobern.
Die historischen Divergenzen Revue passieren lassend, frischte der Politikwissenschaftler amnestische Gedächtnisse auf, die revisionistisch vertuschen wollen, dass die provokative und proaktive NATO, dem russischen Bären hinlänglichen Anlass gab zum Angriff zu blasen. Mearsheimer:
Die Strategie wurde im Apr 2008 auf dem NATO-Gipfel in Bukarest festgelegt. Seinerzeit kündigte die Allianz an, dass die Ukraine und Georgien Mitglieder würden. Russische Regierungsvertreter zeigten sich sofort empört und verdeutlichten, dass diese Entscheidung eine existenzielle Bedrohung für Russland darstelle und das man nicht die Absicht habe die jeweiligen Länder NATO-Mitglieder werden zu lassen. Laut einem renommierten russischen Journalisten war Putin, ich zitiere:“ Außer sich und warnte davor, dass wenn die Ukraine sich der NATO anschlösse, dies ohne die Krim und die östlichen Regionen tun würde. Sie würde schier zerfallen.“ Das hat Putin 2008 gesagt.
William Burns, der gegenwärtige CIA-Chef, war damals der US-Botschafter in Moskau. Zur Zeit des Gipfels in Bukarest. schrieb er ein Memo an die US-Außenministerin, Condoleza Rice, das lapidar beschreibt wie Russland über den NATO-Beitritt der Ukraine denkt. Sie sollten aufmerksam zuhören was Burns sagte. Und dann teile ich Ihnen mit, was Angela Merkel unlängst verlautbaren ließ. Das Ist das Memo von Burns. Als US-Botschafter in Moskau. Das ist sein Memo, adressiert an die US-Außenministerin, Condoleza Rice. Zitat:
“ Von allen roten Linien, ist der NATO-Beitritt der Ukraine die am hellsten strahlende. Nicht nur für Putin, sondern auch für die russische Elite. Binnen zweieinhalb Jahren führte ich allerhand Gespräche mit russischen Schlüsselfiguren. Diese reichten von Primitivlingen in den Untiefen des Kremls, bis zu den schärfsten liberalen Kritikern Putins. Nichtsdestotrotz konnte ich bislang niemanden finden, der die Ukraine und NATO als etwas anderes ansieht, als eine direkte Herausforderung für russische Interessen. Die NATO würde betrachtet ,als würfe sie den strategischen Fehdehandschuh hin. Das heutige Russland wird dies nicht unbeantwortet lassen. Die ukrainisch-russischen Beziehungen würden kaltgestellt. Auf der Krim und in der Ost-Ukraine würde ein Nährboden für russische Einmischungen geschaffen.“
Überdies zitierte der Politikwissenschaftler Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die sich offenbar im Klaren darüber war, welche Konsequenzen der NATO-Beitritt der Ukraine nach sich ziehen würde. John Mearsheimer hierzu:
Natürlich war Burns nicht der einzige politische Entscheidungsträger, der verstand, dass der NATO-Beitritt der Ukraine voller Gefahren steckt. Auf dem Gipfel in Bukarest waren sowohl die deutsche Bundeskanzlerin, Angela Merkel, als auch der französische Präsident, Nicolas Sarkozy, tatsächlich gegen eine Fortsetzung des Aufnahmeprozesses für die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine, da sie befürchteten das dieser Vorstoß Russland zur Weißglut bringen würde. In einem Interview bezog Angela Merkel jüngst Stellung zu ihrer Opposition. Ich zitiere Angela Merkel: „Ich war mir ziemlich sicher, das Putin dies nicht durchgehen lassen würde. Aus Putins Sicht wäre dies eine Kriegserklärung.“ Denken Sie darüber nach was Merkel sagte. Sie wusste das Putin es als Kriegserklärung interpretieren würde. Mit anderen Worten die Einbindung der Ukraine in die NATO, wäre eine Kriegserklärung. Und Burns hat Ihnen soeben erläutert, dass Putin keine Anomalie ist. Das jedes Mitglied der außenpolitischen Elite, einschließlich der Primitivlinge in den Untiefen des Kremls, mit denen er sprach, es genauso sieht wie Putin.
Tagtäglich bekommen wir von Leitmedien und Politik Floskeln aufgetischt, von wegen der „Imperialist im Kreml“ hätte aus dem Stegreif das Nachbarland „überfallen“. „Grundlos“. „Aus Jux und Tollerei.“ Und die Absorbierung der Ukraine durch die NATO seien „paranoide Hirngespinste“ eines „geistesgestörten Diktatoren.“ Nun dieser abwegig anmutenden Interpretationsweise widerspricht Mearsheimer mit aller Vehemenz. Der Politikwissenschaftler:
Das Argument lautet, dass die USA und ihre Alliierten in den acht Jahren, die zwischen dem Krisen und Kriegsausbruch lagen, wenig Engagement zeigten, die Ukraine in die NATO zu bringen. In der Tat sei die Angelegenheit vom Tisch. Und die Ausweitung der NATO, könne demnach keine Begründung sein, für die eskalierende Krise in 2021 und den anschließenden Krieg in diesem Jahr. Diese Argumentationslinie ist falsch.
De facto war die westliche Reaktion auf die Ereignisse von 2014, eine noch dezidiertere Umsetzung der bestehenden Strategie, die Ukraine zum NATO-Mitglied zu machen. 2014 begann die Allianz das ukrainische Militär auszubilden. Jahresdurchschnittlich wurden in den kommenden acht Jahren 10 000 Soldaten ausgebildet. Acht Jahre lang bildete die NATO jährlich 10 000 Soldaten aus. Im Dezember 2017 beschloss die Trump-Administration Kiew Verteidigungswaffen zur Verfügung zu stellen. Andere NATO-Länder sprangen umgehend auf den fahrenden Zug auf und lieferten gar noch mehr Waffen an die Ukraine. Darüber hinaus nahm das ukrainische Militär an gemeinsamen Militärübungen mit NATO-Kräften teil. Im Juli 2021, vor fast einem Jahr, richteten Kiew und Washington gemeinsam die Operation „Sea-Breeze“ aus. Eine Seeübung im Schwarzen Meer, an der Marinen von 31 Ländern teilnahmen und die sich direkt gegen Russland richtete. Zwei Monate später am 20. September 2021 leitete die Ukraine Rapid Trident 21. Dabei handelt es sich laut einer Pressemeldung der US-Army um eine, Zitat: „Von der US-Army Europe and Africa assistierte alljährlich durchexerzierte Militärübung, die dafür konzipiert wurde Interoperabilität unter alliierten und Partnernationen zu verstärken, um zu demonstrieren das Einheiten bereit seien auf jedwede Krise zu reagieren.“
Nach dieser faktischen Darlegung zu urteilen, kommt der Konflikt nicht von ungefähr und entgegen der gebetsmühlenartig rekapitulierten Desinformation, der Westen sei ein Unschuldslamm, sprechen wir von zynischen Kalkül. Salopp ausgedrückt man hat es auf dieses Grand-Finale angelegt. Unten finden Sie die Analyse Mearsheimers in voller Länge. Diese hat noch weitaus mehr Aha-Momente aufzubieten.
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Aut./Übers.: R.R.