Erdogan schäumt vor Wut das Damaskus die Al-Qaida ausmerzen will, droht mit weiterer Intervention (OP-ED)

Die Lage im syrischen Idlib spitzt sich weiter zu. Die türkische AKP-Regierung wirft offenbar alles in die Waagschale, um den Untergang ihrer Al-Qaida Allianz abzuwenden.
Unmittelbar nachdem syrische Regierungskräfte die zweitgrößte Stadt in Idlib, Mararat al-Numan, blitzartig zurückerobert haben, emittierten die althergebrachten Kassandrarufe aus Ankara.
Reanimierte Schwarzmalerei belagert die staatlich regulierte Medienwelt. Und türkische Regierungsvertreter verfallen in die altherkömmliche Hysterie, die humanitäre Katastrophen prophezeit und vor Doppelmoral überschäumt.
Inmitten der unverhohlenen Heuchelei tut sich insbesondere der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdogan, hervor, um an der diplomatischen Front Schützenhilfe für seine Islamisten-Brigaden zu leisten.
Offensichtlich nicht angetan von den jüngsten Ereignissen in Idlib, hat Ankaras Frontmann mit Drohgebärden untermalte Appelle in Richtung Damaskus gesendet. Die Kampfhandlungen seien umgehend einzustellen, ansonsten sähe man sich dazu gezwungen militärisch zu intervenieren, postulierte Erdogan.
Wie oppositionsnahe syrische Medienportale inzwischen verlauten ließen, sei die türkische Regierung über Gerede längst hinaus.
Vor einigen Tagen soll in der Stadt Saraqib, das nächste Ziel der syrischen Armee, ein gewaltiger türkischer Militärkonvoi eingetroffen sein. Bestehend aus Panzerfahrzeugen, Lastwagen und gar Kampfpanzern, so Southfront unter Verweis auf das oppositionelle Al-Qaida nahe Portal Enab-Baladi. Jene hiesige Aufstockung türkischer Militärgeräte, sei zwecks der Errichtung eines Beobachtungspostens erfolgt. Ein zweiter Posten soll am 30.Januar errichtet worden sein, so das Portal.
Es ist fraglich inwiefern diese Verteidigungsmaßnahmen, sich mit der Astana-Partnerschaft zu Russland vertragen. Das trilaterale Format ( Russland, Iran, Türkei) das sich heroisch Friedensschaffung auf die Fahne geschrieben hat, und einst in der kasachischen Hauptstadt ins Leben gerufen wurde, hat so gut wie ausgespielt.
Diametral auseinanderklaffende Vorstellungen von der Zukunft Syriens und versprengte Lager, haben die Erfolgsaussichten seit dem Enstehen des Bündnisses stark geschmälert.
Der Muslimbruderschaft-Manchurian-Kandidat Erdogan und seine AKP-Regierung sind Protektoren der islamistischen Gegnerschaft von Damaskus, einschließlich diverser Al-Qaida Ableger ( darunter Hayat Tahrir al-Sham, Turkestan Islamic Party (TIP) die Al-Zenki-Bewegung, und der IS) ).
Wohingegen Moskau und Teheran zu der Assad-Regierung halten, und kein weiteres Kalifat in ihrer Nachbarschaft sehen wollen. Jene nicht miteinander zu vereinbarende Variablen, haben schon zig groteske Zwischensequenzen aufgeboten.
Wie beispielsweise das sich ständig wiederholende und gegenwärtig abspielende Kriegsszenario, jenes Ankara dazu veranlasst auf die Barrikaden zu gehen, und alle seine Beteuerungen gegenüber seinen Astana-Partnern über den Haufen zu werfen. Nur um einen Fuß in der Tür seines Nachbars zu behalten.
Getrieben von neo-osmanischen Ambitionen und darauf fußenden Einverleibungen syrischer Landesteile, denkt Ankara gar nicht daran seinen Obligationen nachzukommen.
Laut unzähligen Astana-Abschlusskommuniques hat die Erdogan-Administration sich eigentlich dazu verpflichtet, in Sachen Terrorismusbekämpfung, an einem Strang zu ziehen.
Hingegen hat die Türkei, binnen des gesamten Syrien-Konflikts, nicht eine Kugel auf die HTS und ihre Klone abgefeuert, geschweige denn den Anschein erweckt das sie die Al-Qaida abtreiben will.
Nichtmal ansatzweise hat man je das Gefühl gehabt, dass die AKP-Regierung in Betracht zöge einen dahingehenden U-Turn hinzulegen. Sprich Abstriche macht und endgültig einsieht, dass der waghalsige Ritt ins Nachbarland sich dem sicheren Ende zuneigt.
In Anbetracht dieser Verwerflichkeiten hält Russland sich bislang recht vage, übt lediglich milde Kritik, und verteilt nur minderschwere Seitenhiebe. Nichts was Ankara die Grenzen aufzeigen würde. Folglich erscheint die russisch türkische Liaison gelinde gesagt recht unausgewogen.
Es scheint so als ob Moskau mehr zugestehen würde, als es im Gegenzug zurückerhält. Was vermutlich von gemeinsamen ökonomischen Interessen herrührt. Siehe Großprojekte wie Turkstream, oder Waffendeals wie der Erwerb des russischen S-400 Luftabwehrsystems.
Im großen und ganzen mutet es an, dass der Kreml überproportionale Milde walten lässt, und Ankara in Syrien zu viel Spielraum lässt. Wie beispielsweise das rekapitulierende Einlassen auf Ankaras Zeit schindende, und unendlich hinauszögernde Waffenruhen. Die fortwährend unmittelbar nach Festlegung von Erdogans Schergen gebrochen werden, und zumeist in einem Debakel resultieren.
Bis dato haben derartig gestrickte Postulierungen, nicht im geringsten etwas bewirkt. Im Gegenteil, immer dann wenn die AKP-Regierung sich an Mutter-Russlands Rockzipfel hängt, damit Letzterer die syrische Armee dazu bewegt die Offensive auf Idlib einzustellen, animiert Ankara seine Stellvertreter dazu gebietsweise vorzurücken, und großangelegte Angriffe auf Stellungen der SAA und zivile Wohngebiete durchzuführen.
Womöglich um Gegenreaktionen abzurufen die den Syrien-Konflikt, anhand eklatanter Verzerrungen, auf ein neues internationalisieren sollen. Die türkische AkP-Regierung hat die HTS zwar als Terroristen-Organisation eingestuft, und beteuert gegenüber Moskau diese eines guten Tages bekämpfen zu wollen, doch unterstützt die Gruppierung offenkundig mit allem was in ihrer Macht steht.
Mehrere türkisch gestützte Islamisten-Kollektive, sind sozusagen ein verlängerter Arm der Hayat Tahrir al-Sham. Die identisch degenerierten Entitäten, kann man getrost über einen Kamm scheren. Abgesehen von Akronymen und Gilde-Flaggen, unterscheiden sich die Al-Qaida-Takfiris nicht im minimalsten von Ankaras “moderaten” Terroristen.
Wenn Erdogan auf den Boden stampfend behauptet das die SAA die Feuerpausen bräche, versäumt er stets zu erwähnen das laut den Astana-Beschlüssen, die er etliche male mit unterzeichnete, sämtliche Al-Qaida Ableger von sogenannten Waffenstillständen ausgenommen sind. Sprich sie zu jeder Zeit, legitime Ziele für Militäroperationen abgeben. Nun wenn der Sultan seine Stellvertreter bewusst mit der HTS & Co vermengt, ist dies ein hausgemachtes Problem.
Schließlich will er die türkisch gestützten “Rebellen” schon seit fast drei Jahren dazu anhalten, sich von der HTS und Konsorten loszusagen, beziehungsweise diese gar zu bekämpfen.
Und wer Terroristen zur Hilfe eilt, der sollte doch selbstverständlich selbst als einer angesehen werden. Folglich sind der offen ausgetragenen Bestürzung und dem Unmut seitens Erdogans, keine Seriosität beizumessen. Zu widersprüchlich und pathetisch, erscheinen seine ermüdenden Auftritte. Und seine haarsträubende Polemik bräuchte mal einen neuen Anstrich. Humanitäre Aufschreie ziehen nicht mehr.
In Aleppo und Idlib, wo die syrische Armee unerbittlich vorrückt um die letzten verschanzten Al-Qaida Sprosse auszulöschen, sind kürzlich Hundertschaften der türkisch gestützten Noureddin al-Zenki Bewegung aufgeschlagen, um die HTS zu verstärken.
Die salafistische Al-Zenki war ein alter Weggefährte der HTS, bevor sie sich mit der Ahrar al-Sham zusammentat, um Idlibs Domina vom Jihadisten-Thron zu stoßen. Die stetigen internen Machtkämpfe zwischen den jeweiligen Fraktionen gipfelten darin, dass die HTS zum ultimativen Gegenschlag ausholte, und die Ahrar al-Sham und die Al-Zenki-Bewegung in den Schoss der türkischen Armee flohen.
Beide zuvor verbannten Gruppen, sind anschließend in den türkisch gestützten Takfiri-Verband eingegliedert worden. Unter dem sie, neben Dutzenden anderen Islamisten-Gruppen, Ankaras Befehle ausführen. Übrigens die Al-Zenki hat sich einst einen Namen als Kindermörder gemacht. Eine “schmucke” Gesellschaft umwirbt die AKP-Regierung.
Ebenfalls für Ankara in den Krieg zieht, die aus dem inzwischen weltbekannten Douma vertriebene Terroristen-Ansammlung Jaish al-Islam. Derer einstiger Sprecher jüngst in Frankreich festgenommen wurde, und schwere Kriegsverbrechen zur Last gelegt werden.
Also während der eine NATO-Partner solche Individuen als moderat bezeichnet und diese für seine Zwecke einsetzt, denunziert der andere die Jaish al-Islam und ihre Auswüchse, und klagt diese wegen Kriegsverbrechen an!? Keine gute Publicity für die NATO.
Hier mal ein kleiner Überblick, welche Terroristen-Fraktionen die Erdogan-Administration ernährt und unterhält.

Neben der stark fragmentierten Syrischen Nationalarmee, verfügt Ankara über ein weiteres Konstrukt dieser Art. Die sogenannte Nationale Befreiungsfront (NLF).
Die NLF ist an der Seite der HTS in Idlib stationiert worden, um Ankaras Forderungen vital zu halten zunächst einmal die Spreu vom Weizen trennen zu wollen, bevor man sich der HTS annehmen könne. Sprich die guten von den schlechten Terroristen separiert werden müssten, ehe man sich den Al-Qaida-Ablegern zuwenden wolle.
Diese längst durchschaute Scharade beeinflusst unglücklicherweise immer noch Russlands Entscheidungsfindung, dem ganzen ein Ende zu setzen. Nichtsdestotrotz erweckt es den Anschein das der Kreml der Attitüde seines türkischen Alliierten, allmählich überdrüssig ist. Zumal Ankaras fadenscheinige Aufschreie im Wind verhallen, und bislang keine hinreichende Beachtung von den Russen finden.
Derweil gibt es keine Anzeichen dafür das Moskau gedenkt einer weiteren trügerischen Feuerpause halber, die andauernde Offensive auf Idlib einzustellen. Je länger dieses bahnbrechende Momentum aufrechterhalten wird, desto schneller wird das Kalifat fallen. Die nächsten Tage und Wochen, dürfen mit Spannung erwartet werden.
Verf.R.R.