In Video: Präsident Assad zur aktuellen Lage in Syrien.

Syriens Präsident Bashar al-Assad ist kürzlich von den syrischen Nachrichtensendern Al-Ikhbariya und Al-Sourya Television, zur aktuellen Lage in seinem Land interviewt worden. In dem über 90 minütigen Interview werden die derweil brennendsten Themen angeschnitten, wie beispielsweise die „Baghdadi-Mission“, die türkische Invasion und Amerikas Rolle in Syrien, zu denen das syrische Staatsoberhaupt unverblümt seine Meinung kundtut. Der Originalität halber haben wir einige Höhepunkte des aufschlussreichen sechs-Augen Gesprächs ins Deutsche übersetzt.
Frage: „Die Vereinigten Staaten haben vor einigen Tagen verkündet, das der Anführer der Terroristen-Organisation ISIS, Abu Bakr-al-Baghdadi, getötet worden sei. Und sie bedankten sich bei Syrien, Irak, den Türken und den Kurden dafür ,das sie dabei geholfen hätten Abu Bakr-al-Baghdadi zu töten. Trump hat Syrien gedankt, hingegen haben wir keinen Kommentar von Damaskus vernommen. Was halten sie davon das Trump sich bei Syrien bedankt? War Syrien tatsächlich an jener Operation beteiligt?
Assad: „Auf keinen Fall, wir haben nur durch die Medien davon erfahren. Womöglich zieht man eine Anzahl von Länder als Beteiligte mitein, um diesen Kredibilität zu verleihen. Damit sich jene Länder nicht beschämt fühlen, sondern das Verlangen danach haben Teil einer „großartigen“ Operation zu sein, so wie es die Amerikaner versucht haben darzustellen. Auf diese Weise werden sie dafür anerkannt den Terrorismus zu bekämpfen. Derartige Anerkennungen benötigen wir nicht. Wir sind diejenigen die den Terrorismus bekämpfen. Wir führen keine Beziehungen, noch stehen wir in Verbindung mit irgendeiner amerikanischen Institution. Was noch wichtiger ist, wir wissen nicht ob die Operation tatsächlich stattgefunden hat. Auf den Radarschirmen sind keine Flugzeuge entdeckt worden. Weshalb hat man Baghdadis Überbleibsel nicht gezeigt? Dies ist dasselbe Szenario, jenes man bei Bin-Laden befolgte. Sollten sie diverse Vorwände anführen um die Überbleibsel nicht zu zeigen, lassen sie uns in Erinnerung rufen wie Saddam Hussein gefangen genommen, und die gesamte Operation von A-Z veranschaulicht wurde. Nachdem sie ihn in Gewahrsam genommen hatten, präsentierten sie Bilder und Videos. Dasselbe geschah als sie einige Monate später seine Söhne töteten, und deren Leichname vorführten. Also warum haben sie alles über die Bin-Laden-Operation im Verborgenen gehalten, und nun auch über die Baghdadi-Operation? Dies ist ein Teil der Täuschungen, jene die Amerikaner durchspielen. Deshalb sollten wir nicht alles glauben was sie von sich geben, außer wenn sie Beweise vorlegen. Genau genommen sind amerikanische Politiker solange schuldig bis ihre Unschuld bewiesen ist, nicht umgekehrt.
Frage: „Herr Präsident, wenn Baghdadi wirklich getötet wurde, bedeutet dies das Ende seiner Organisation, oder verhält es sich wie gewöhnlich das es neue Anführer und Organisationen geben wird jene für den Moment vorbereitet werden, in dem ihre Vorgänger alle Trümpfe ausgespielt haben?
Assad: „Erstens; Baghdadi repräsentiert die ISIS, und die ISIS repräsentiert eine Art von Doktrin, nämlich die extremistische Wahabbi-Doktrin. Jene Denkweise ist mehr als zwei Jahrhunderte alt. Solange dieser Gedanke am leben und nicht dahingeschwunden ist, bedeutet dies das der Tod von Baghdadi oder der ISIS als Ganzes, keine Auswirkungen auf jene extremistische Denkweise haben wird. In Bezug auf die Person Baghdadi sei gesagt, es ist hinlänglich bekannt das er in amerikanischen Gefängnissen im Irak eingesessen hat, und das sie ihn entlassen haben damit er seine Rolle spielen kann. Also ist er jemand der jederzeit ersetzt werden kann. Ist er wirklich getötet worden? Wurde er getötet, doch auf eine andere Methode, gar auf ganz gewöhnliche Weise? Ist er gekidnappt worden? Wurde er versteckt? Oder wurde er fortgeschafft, und einer Gesichtsoperation unterzogen? Nur Gott weiß es. Amerikanische Politik unterscheidet sich nicht von Hollywood, sie beruht auf Einbildung, nicht einmal Science Fiction, lediglich schiere Einbildung. Also sie können die amerikanische Politik nehmen, und sie in Hollywood sehen, anderenfalls können sie Hollywood bringen und es durch amerikanische Politik wahrnehmen. Ich bin der Auffassung das alles was mit der Operation zu tun hat, eine Täuschung ist. Baghdadi wird unter einem anderen Namen ersetzt werden. Möglicherweise wird nach Belieben ein anderes Individuum oder die gesamte ISIS reproduziert, doch mit der gleichen Denkweise und demselben Vorsatz. Der Regisseur des gesamten Szenarios, sind die Amerikaner.
Betreffend der Situation im Norden Syriens und der daraus resultierenden russisch-türkischen Vereinbarung , gab Syriens Präsident eine unter Vorbehalt halbwegs positive Einschätzung zu Protokoll:
Assad:“ Dies ist eine temporäre Vereinbarung, keine permanente. Nehmen wir zum Beispiel die „Deeskalationsgebiete“. Zu einer bestimmten Zeit gingen einige Leute davon aus, das jene permanent seien und Terroristen das Recht gäben für ewig in diesen Gebieten zu verbleiben. Fakt ist das dies eine Möglichkeit war um Zivilisten zu schützen, und mit den Terroristen zu sprechen. Mit dem Ziel sie später zu verjagen. Also müssen wir zu einem zwischen ultimativen und strategischen Zielen differenzieren, und zum anderen zwischen taktischen Herangehensweisen. Auf kurze Sicht ist es eine gute Vereinbarung, und lassen sie mich erklären warum. Der türkische Übergriff reflektiert nicht nur die territoriale Gier der Türkei, sondern drückt überdies das amerikanische Verlangen aus. Die russische Beziehung mit der Türkei ist positiv, weil sie die türkischen Aspirationen kontrolliert. Zudem manövriert sie das amerikanische Spiel im Norden aus. Lassen sie mich dies erörtern. Der jüngste deutsche Vorschlag, welcher umgehend Unterstützung von der NATO fand, die Deutschen würden diesen nicht unterbreiten außer im Auftrag von den Amerikanern. Die NATO ist dasselbe wie Amerika. Der Vorschlag besagte, das die Sicherheit in dieser Region unter internationaler Schirmherrschaft, wiederhergestellt werden soll. Dies würde bedeuten das dieses Gebiet nicht mehr unter der Kontrolle des syrischen Staats stünde, und demnach die Separation zu einer Realität würde. Durch dieses Abkommen sind die Türken von den Russen an die Kandare gelegt , und die Amerikaner ausmanövriert worden. Ferner hat es die von den Deutschen unterbreitete Aufforderung zur Internationalisierung, abgetrieben. Deswegen ist diese Abmachung ein positiver Schritt. Sie erzielt nicht alles, in dem Sinne das sie die Türken nicht dazu zwingen wird sich unverzüglich zurückzuziehen, nichtsdestotrotz begrenzt sie den Schaden und ebnet den Weg um diese Region in Zukunft oder absehbarer Zukunft zu befreien. So Gott will.“
Frage: „Sie sagten das die Vereinbarung temporär sei, doch die Türkei wie wir wissen, hält sich nicht an Abmachungen. Dementsprechend ist die Frage, was ist wenn die Türkei die Gebiete, welche sie aufgrund ihrer jüngsten Aggression kontrolliert, weiterhin besetzt hält. Sie haben kürzlich verlauten lassen das der syrische Staat alle Maßnahmen ergreifen würde, um sich selbst zu verteidigen. Doch hat die russisch-türkische Vereinbarung die Fähigkeit solche Maßnahmen zu ergreifen und anzuwenden, nicht eigentlich verhindert?
Assad: „Lassen sie uns ein anderes Beispiel nehmen, Idlib. Eine durch den Astana-Prozess getroffene Vereinbarung besagt, das die Türken abziehen werden. Die Türken haben sich nicht an diese Abmachung gehalten, dennoch befreien wir Idlib. Es gab eine einjährige Verzögerung; Dem politischen Prozess, dem politischen Dialog, und diversen Bestrebungen wurde eine Möglichkeit geboten die Terroristen auszumerzen. Alle Possibilitäten waren ausgeschöpft. Letztlich haben wir Gebiete schrittweise, durch Militäroperationen befreit. Nachdem alle politischen Optionen ausgeschöpft sind, wird in der nördlichen Region auf dieselbe Weise verfahren werden. Wir sollten uns daran erinnern das von Beginn des Krieges an Erdogan darauf abgezielt hat, zwischen der syrischen und türkischen Bevölkerung ein Problem zu schaffen um sie zu Feinden zu machen, was sich durch einen militärischen Zusammenstoß zutragen wird. Zu Beginn des Krieges hat die türkische Armee die syrische Armee unterstützt, und kooperierte mit uns soweit es möglich war, bis Erdogans Coup gegen die Armee stattfand. Deshalb müssen wir uns weiter in diese Richtung bewegen, und sicherstellen das die Türkei nicht zum Staatsfeind mutiert. Erdogan und seine Gruppierung sind Feinde, weil er diese Direktive vorgibt, doch bislang sind die meisten politischen Kräfte in der Türkei, gegen Erdogans Politik. Also müssen wir sicherstellen das wir die Türkei nicht zum Staatsfeind machen. Und hier kommt die Rolle von Freunden zum tragen, die russische und iranische Rolle.“
Auf die Frage hin was er von Erdogans Handlungen hält, wie die Türkifizierung, die Errichtung von Universitäten, die Auflage zur Anwendung bestimmter Sprachen, sprich Aktionen die einem baldigen Abzug widersprechen, antwortet Assad wie folgt:
„Wenn er jemals erwägt hätte abzuziehen, hätte er Idlib verlassen. Sie mögen sagen das im technischen Sinne keine türkische Armee in Idlib präsent ist. Doch wir befinden uns in einer Arena, die gesamte syrische Arena ist als Ganzes zu sehen, ein einziger Kriegsschauplatz. Von dem äußersten Punkt im Süden bis zum äußersten Punkt im Norden, ist die Türkei der amerikanische Stellvertreter in diesem Krieg. Und überall wo wir kämpften, haben wir gegen diesen Stellvertreter gekämpft. Also wenn er nicht abziehen sollte, nachdem wir alle möglichen Maßnahmen ausgeschöpft haben, bleibt keine andere Wahl außer Krieg, dies ist selbstverständlich. Ich sage das wir in absehbarer Zukunft dem politischen Prozess in seinen verschiedenen Formen Raum lassen müssen. Wenn dies keine Resultate hervorbringt, handelt es sich um einen Feind und du ziehst in den Krieg gegen ihn, es gibt keine andere Option.
In Anbetracht das der türkische Präsident unter Donald Trump seine langersehnte Pufferzone in abgespeckter Form ergattern konnte, und ihm dies unter Obama verwährt blieb, wollten die syrischen Reporter von Assad wissen ob der Vorgänger von Trump nicht vielleicht der bessere amerikanische Präsident gewesen sei. Assad dazu:
„Wir sollten auf keinen amerikanischen Präsidenten setzen. Erstens, wenn Erdogan sagt, das er entschieden hat einen Übergriff durchzuführen oder das sie es den Amerikanern mitgeteilt hätten, versucht er die Türkei als Supermacht darzustellen, oder vorzutäuschen das er seine eigenen Entscheidungen träfe. All dies ist Theatralik zwischen ihm und den Amerikanern. Anfangs war es niemanden gestattet einzugreifen, da der Westen und die Amerikaner der Auffassung waren das die Demonstrationen sich ausbreiten, und den Ausgang entscheiden würden. Die Demonstrationen haben sich nicht nach ihrem Ermessen ausgebreitet, also gingen sie dazu über Waffen einzusetzen. Als Waffen den Ausgang nicht bestimmten, haben sie sich den terroristischen Extremistenorganisationen mit ihrer verrückten Ideologie zugewandt, um den Ausgang militärisch zu bestimmen. Dazu waren sie nicht fähig. Hier kommt die Rolle der ISIS im Sommer 2014 ins Spiel, um die Anstrengungen der Syrisch Arabischen Armee zu zerstreuen, wozu sie in der Lage war, woraufhin die russische Intervention erfolgte. Als alle Einsätze auf dem Schlachtfeld versagten war es für die Türkei notwendig einzugreifen und den Spieß umzudrehen, dies ist ihre Rolle. Was Trump anbelangt könnten sie mir eine Frage stellen, und ich gebe ihnen eine Antwort darauf die womöglich befremdlich klingen mag. Ich sage er ist der beste amerikanische Präsident, nicht weil seine Politik gut ist, sondern da er der transparenteste Präsident ist. Alle amerikanischen Präsidenten begehen allerhand politische Gräueltaten und Verbrechen, und gewinnen trotzdem den Friedensnobelpreis. Sie stellen sich als Verfechter von Menschenrechten, und noblen und einzigartigen amerikanischen oder generell westlichen Werten dar. Die Realität ist das sie eine Verbrecherbande sind, jene die Interessen von amerikanischen Lobbies vertritt, sprich die großen Öl und Rüstungsunternehmen und andere. Trump redet offen, und sagt das er Öl will. Dies ist die Realität amerikanischer Politik, zumindest seit dem zweiten Weltkrieg. „Wir wollen diese oder jene Person loswerden, oder wir wollen eine Dienstleistung gegen Zahlung anbieten“. Dies ist die Realität amerikanischer Politik. Was benötigen wir mehr als einen transparenten Gegner. Deshalb ist es nur ein formaler Unterschied, während die Realität dieselbe ist.
Verf.R.R.