Trumps Syrien- Achterbahnfahrt, führt zu brüchiger Waffenruhe in Nord-Syrien..Erdogan beeindruckt?

Ohne die Richtigkeit des unmittelbaren US-Abzugs aus Syrien schmälern zu wollen, muss dennoch angemerkt werden das Donald Trumps Krisenmanagement von gravierender Widersprüchlichkeit geplagt ist.
Zunächst entschied sich der US-Oberbefehlshaber am Telefon geopolitisches Poker zu spielen, und sicherte seinem türkischen Pendant Recep Tayyip Erdogan zu, das die USA einer türkischen Invasion nicht mehr im Wege stünden.
Nägel mit Köpfen machend ordnete Trump dann sogleich einen vorerst partiellen US-Truppenabzug von der türkisch-syrischen Grenze an, was von Ankara unmissverständlich als grünes Licht aufgefasst wurde seine großangelegte Militäroperation „Friedensquelle“ einzuleiten.
In Washington löste Trumps „Verrat an den syrischen Kurden“, eine überparteiliche Welle der Empörung aus. Angesichts des anwachsenden heimischen Drucks neigt der US-Präsident schnell dazu, eine kontradiktive Haltung einzunehmen.
Auf militärisches Zuckerbrot sollte die ökonomische Peitsche erfolgen, und Trump proklamierte schwerwiegende Sanktionen gegen die Türkei verhängen zu wollen, sollte sie sich wagen militärisch über die Stränge schlagen. Was unmittelbar nach Einleitung der Operation Friedensquelle der Fall gewesen zu sein scheint, da das Weiße-Haus augenblicklich Strafmaßnahmen einleitete, jene hingegen durch Ankaras Einlenken , sprich infolge der Einstellung von Kampfhandlungen gegen die kurdisch dominierten Syrisch Demokratischen Kräfte, revidiert würden, hieß es.
Trumps wechselseitiger Drahtseilakt, also seine Anstrengungen beide Parteien abzustrafen, haben einige groteske Momente aufzubieten. Mit seiner Aussage das die Kurden keine Engel sind, liegt der amerikanische Präsident definitiv nicht falsch, doch hinzufügend zu bekunden das die kurdische Terroristen-Organisation PKK ein unangenehmeres Kaliber als der Islamische Staat sei, wie er kürzlich auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem italienischen Amtskollegen zu Protokoll gab, erscheint gelinde gesagt ein wenig abwegig.
Wenn dem tatsächlich so wäre, weshalb hat seine Administration denn keine Anstalten gemacht jene terroristische Entität aus dem Kader der US-gestützten Syrisch Demokratischen Kräfte zu entfernen? Die Vereinigten Staaten waren sich seit der Gründung der SDF doch darüber im Klaren, mit wem sie es zu tun hatten, wie US-General Raymond Thomas 2017 während einer Diskussionsrunde des Aspen Instituts eingängig erörterte.
Thomas erklärte damals das die USA die YPG und PKK-Kräfte dazu anhielten ihr Brand zu ändern, sprich sie sich schleunigst einen neuen Namen zulegen müssten um den NATO-Partner Türkei milde zu stimmen.
Ferner erläuterte Thomas das die SDF politische Anerkennung forderten, er hingegen es nicht vermochte ihnen dementsprechend entgegenzukommen, da sie als PKK gebrandmarkt seien.
Darauf erpicht den US-Präsidenten auf seine Einschätzung festzunageln fragte ein Reporter des US-Nachrichtensenders ABC, ob Trump davon ausginge das gewisse Staaten nicht mehr über die ISIS besorgt seien, und ob es konträr Länder gebe jene den IS weitaus mehr hassten als die Vereinigten Staaten? Neben seinem italienischen Pendant antwortete Trump wie folgt:
„Absolut. Russland hasst die ISIS genau so viel, wie die Vereinigten Staaten dies tun. Ich meine führen wir einen Krieg für Russland, oder den Iran? Wenn sie Syrien betrachten. Syrien hasst die ISIS. Wir sind dort und töten die ISIS. Vergessen sie nicht wir befinden uns in 7000 Meilen Entfernung, und eliminieren die ISIS vor Ort. Russland liegt näher dran. Der Iran ist an Ort und Stelle, die Türkei ebenso. Sie alle hassen den IS. Nun ja die Türkei ein bisschen weniger, aber die anderen umso mehr. Ein russisches Flugzeug wurde vom IS gesprengt. Russland will nichts mit der ISIS zu tun haben. Russland ist hart. Es ist ebenfalls in der Lage den IS zu töten, und wie es der Zufall so will befindet es sich in derselben Nachbarschaft.“
Nach Trumps Gedankengängen zu urteilen sollen sich offenbar von nun an andere um die einst von seiner Vorgängerregierung entfesselten islamistischen Nihilisten kümmern. Ganz abgesehen davon das der US-Abzug aus Syrien durchaus als konstruktiv einzustufen ist, bleiben sich die Amerikaner dennoch treu verbrannte Erde zu hinterlassen.
Ein in die amerikanische Leitmedien lancierter von Donald Trump verfasster an den türkischen Präsidenten adressierter Brief, hat der aktuellen Furore gehörigen Aufwind beschert.
Der in dem Brief zu tragen kommende Schreibstil, gibt Aufschluss darüber wie die Trump-Administration amerikanische Außenpolitik betreibt. In dem Schreiben fordert das amerikanische Staatsoberhaupt, sein türkisches Gegenstück zur Besonnenheit auf. Er wolle nicht dazu gezwungen werden die Türkei ökonomisch zu annihilieren, Erdogan solle nicht den „harten Mann“ spielen und kein Narr sein, so Trump. Der altgediente „Dealbreaker“ hält Erdogan ferner dazu an umgehend die Verhandlungen mit den kurdischen SDF aufzunehmen.
Der Brief ist auf den 9.Oktober 2019 datiert, also kurz nachdem Trump sein Telefongespräch mit Erdogan führte, und anschließend den US-Truppenabzug aus Syrien anordnete. Der letzte Satz in dem Brief an Erdogan sollte hervorgehoben werden, da er versinnbildlicht welch unorthodoxe Infantilität der Oberbefehlshaber an den Tag legt. „Ich rufe sie später an„, so Trump nachdem er damit droht der Türkei wirtschaftlichen Schaden zuzufügen, sollte sie nicht spuren. Dieser Appell klingt als ob er einen Plausch mit einem Kollegen führt, und Meinungsverschiedenheiten austauscht, dabei geht es um geopolitischen Zündstoff jener offensichtlich erhebliche Tragweite mit sich bringt.

Die von Washington verabschiedeten Sanktionen gegen die Türkei und die Ankündigung diese auszudehnen, haben Ankara schleunigst Demut eingehaucht, da Letzterer sich nach einem Besuch von US-Vizepräsident Mike Pence dazu bereit erklärt hat einen fünftägigen Waffenstillstand zuzustimmen, der hingegen laut Berichten kaum Beachtung fände, da das türkische Militär und seine jihadistischen Kräfte im umkämpften Ras al-Ayn und anderen Gebieten weiterhin vorrücken sollen.
Ohne das Ergebnis jener Waffenruhe abzuwarten, überschüttete sich der US-Präsident mal wieder mit impulsivem Selbstlob. Via Twitter äußerte Trump wie folgt:
„Dieser Deal hätte vor drei Tagen niemals zustande kommen können. Es war ein wenig „harte Liebe“ vonnöten um ihn auf die Beine zu stellen. Großartig für jeden . Stolz auf alle!“
Hinzufügend sagte Trump: „Dies ist ein großartiger Tag für die Zivilisation. Ich bin stolz auf die Vereinigten Staaten, jene mir beistanden einen notwendigen obgleich ungewöhnlichen Pfad einzuschlagen. Leute haben jahrelang versucht diese Vereinbarung zu treffen. Millionen von Menschenleben werden bewahrt. Glückwünsche an alle!“
Wer zweifelsohne am meisten von der gegenwärtigen Situation in Nord-Syrien profitiert, ist die syrische Regierung jene kürzlich eine Vereinbarung mit den SDF getroffen hat, unter der Regierungskräfte in Begleitung von russischem Militär in diversen kurdisch kontrollierten Gebieten eingerückt sind, einschließlich Manbij, Ayn al-Arab (Kobani), Ain-Issa, Tabqah und Tell Tamir.
Diese sich kontinuierlich zugunsten der syrischen Armee ereignenden Entwicklungen, haben wahrscheinlich zu Erdogans Entscheidung einen vorläufigen Rückzieher zu machen, gehörig beigetragen. Bleibt abzuwarten inwiefern der türkisch-amerikanischen Waffenruhe, mit Aufrichtigkeit entgegnet wird.
Mittlerweile verdichten sich die Anzeichen, das Trumps prämature Selbstbeweihräucherung alsbald von ernüchternden Fakten überschattet wird. Wie bereits angemerkt haben Medienberichte verlauten lassen, das die amerikanisch-türkische Feuerpause unmittelbar vorm kollabieren stünde. Die SDF haben diesbezüglich proklamiert, das sie sich das Recht zur Selbstverteidigung vorbehielten, da die türkische Seite ihre Angriffe auf die Stadt Ras al-Ayn fortsetze. Ferner hieß es das türkische Luftschläge 21 Zivilisten getötet, oder verwundet hätten. Was wohl kaum für eine erfolgreiche Umsetzung spricht, wie es Trump noch kürzlich überstürzt prophezeite.
Ob der amerikanische Druck die Erdogan-Administration letztlich zum einlenken bewegt hat, sei dahingestellt. Vielmehr wird die sich kontinuierlich ausbreitende Stationierung syrischer Truppen und russischem Militär Wirkung gezeigt haben, wie die jüngsten Verlautbarungen des türkischen Präsidenten vermuten lassen. Erdogan verkündete erst neulich, das er nichts dagegen einzuwenden habe, das Damaskus das Zepter übernehme. Die syrische Regierung könne gar die Kontrolle über die anberaumte „Sicherheitszone“ übernehmen, so Erdogan.
Jene versöhnlichen Töne kommen nicht von ungefähr, und zeugen mutmaßlich davon das die AKP-Regierung womöglich zur Besinnung kommen könnte. Überdies stellte Erdogan in Aussicht, das bei einem kommenden Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Vladimir Putin, eine Lösung ausgearbeitet werden könnte jene die syrische Regierung beinhalte.
Jene Aussagen sind die konstruktivsten die der türkische Staatsführer seit dem Ausbruch des Syrien-Kriegs getroffen hat. Bleibt zu hoffen das den Worten Taten folgen werden. Hinsichtlich der Rolle des russischen Bären, könnte von Ankara nie dagewesene Einsicht abverlangt werden.
Verf.R.R.