Syrien-Idlib: Wird Ankara sich von der HTS, einfach lossagen können?

Nachdem es vergangene Woche in arabischen Medien abermals rumorte ,das die Hayat Tahrir al-Sham (HTS, Al-Nusra, Al-Qaida) alsbald aufgelöst werden soll, und diesbezügliche Verhandlungen zwischen der Türkei und der Terroristen-Organisation bereits stattfänden, hat die HTS indes deutlich zu verstehen gegeben das sie an einer Machtübergabe, geschweige denn Auflösung nicht interessiert ist.
Unmittelbar infolge der Verkündigung der jüngsten Waffenruhe für den Gesamtraum Idlib, gingen Anhänger türkisch gestützter Al-Qaida Fraktionen auf die Strassen um ihren Unmut gegen die HTS kundzutun. Jene Elemente wurden höchstwahrscheinlich von Ankara instruiert. Laut skandierende FSA-Flaggen schwenkende Protestler, forderten das Ende des dominanten Al-Qaida-Ablegers. Ein seltenes Szenario in Idlib, da jedweder Ungehorsam öffentliche Folterungen und Exekutionen, nach sich ziehen könnte.
Die Initiation von anti-HTS Demos, soll vermutlich internen Druck auf den Jihadisten-Verband ausüben. Angesichts des Machtgefüges in Idlib wirken derartige Vorstöße jedoch kaum vielversprechend, und der Funke wird mit Sicherheit nicht überspringen und zu Massenprotesten ausarten. Das oben veranschaulichte bislang einzig vorliegende Exemplar einer solchen Demonstration, legt nahe das ähnliche Bemühungen schleunigst von der HTS im Keim erstickt worden sind. Ein von der syrischen Beobachtungsstelle SMM auf Twitter geteiltes Video, bestätigt jenen Verdacht. Der unten angeführte Ausschnitt will zeigen wie HTS-Kämpfer in der Stadt Ain-Jarah eine gegen ihren Anführer, Mohammed al-Julani, gerichtete Kundgebung auflösen.
Jene Aktionen sollten nicht die einzigen bleiben jene Ankara offenbar aufzeigen sollen das die syrische Sparte der Al-Qaida mit den gegenwärtigen Umständen höchst unzufrieden ist. Das libanesische online-Portal Al-Masdar-News (AMN) teilte kürzlich mit, das die HTS in der Provinz Idlib einen strategischen Highway blockiert habe, um das türkische Militär daran zu hindern unweit der Stadt Jisr Al-Shughour einen Beobachtungsposten zu errichten. Ferner soll die einstige Al-Nusra im Norden des Gouvernements, den Bab al-Hawa Grenzübergang zur Türkei mit Fahrzeugen und Straßensperren hermetisch abgeriegelt haben, wie oppositionelle Medien vermeldeten.
Andere Medienberichte deuten ebenfalls darauf hin das die HTS, sich wohl nicht kampflos geschlagen geben wird. Das online Portal Southfront berichtete unter Verweis auf das oppositionelle Medium Enab-Baladi, das die Terroristen-Gruppierung derweil schwer damit beschäftigt sei neues Kanonenfutter zu rekrutieren, wobei sie von der sogenannten „Erlösungs-Regierung“, dem selbstverwaltenden politischen Organ der HTS, tatkräftig unterstützt werden soll.
Laut Southfront habe die HTS-Regierung jener Intention halber am 5. September unter dem Motto “ “Jahid Binafsik” ( kämpfe mit dir selbst) eine Konferenz abgehalten. Laut dem Portal hoben jene Rekrutierungs-Kampagnen nicht nur die schweren Verluste hervor, jene die HTS in den jüngsten Gefechten gegen die Syrisch Arabische Armee (SAA) hinnehmen musste, sondern bestätigten ferner das die Terroristen-Gruppierung nicht beabsichtige sich aufzulösen, wie einige Berichte kürzlich abermalig verlautbaren ließen.
Die Liaison zwischen Ankara und seinen jihadistischen Schutzbefohlenen wird gegenwärtig auf eine harte Probe gestellt. Allmählich schwindet das Vertrauen in die Erdogan-Regierung. Der HTS werden die Berichte nicht entgangen sein, das sich in syrischen Oppositionskreisen herumspricht das die Türkei bei den kürzlich stattgefundenen US-Luftschlägen gegen vermeintliche Al-Qaida Ziele behilflich gewesen sein soll, indem sie angeblich Koordinaten von den Standorten lieferte.
Mahmoud Afandi der Sekretär der syrischen oppositionellen Bewegung „Populäre Diplomatie“ äußerte gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Sputnik wie folgt:
„Die Frage die sich in Bezug auf diesen Angriff aufwirft ist , woher erhielten die USA die Koordinaten von diesen Al-Qaida Anführern? Die einzige Partei die die Koordinaten übergeben haben könnte, ist die Türkei.“
Das Zustandekommen der jüngsten Feuerpause basierte vorwiegend auf Ankaras Beteuerungen die HTS in den Griff bekommen zu wollen. Ferner sollten antike Astana-Obligationen erfüllt werden, wie beispielsweise die Öffnung der M4 und M5 Bundesstraßen, jene Idlib mit dem industriellen Herzstück Aleppo und der Hauptstadt Damaskus verbinden. Hingegen hat sich bislang dahingehend nichts ereignet, und die HTS hat erneut Anstrengungen unternommen anhand unbemannter Luftfahrzeuge den russischen Luftstützpunkt in Hmeimim anzugreifen, was eine Verletzung der Waffenruhe darstellt. Insofern ist davon auszugehen das die anti-Terror Allianz (Syrien, Iran, Russland) die Kampfhandlungen, alsbald wieder aufnehmen und weiter in Richtung zentrales Idlib vorrücken wird, wie bereits in Medienberichten angedeutet wurde.
Das die Türkei womöglich beabsichtigt sich klammheimlich von der HTS und ihrem Gefolge abzuseilen, legt die blitzartige Rückeroberung von den Al-Qaida Hochburgen in Nord-Hama und Süd-Idlib nahe. Ankaras suspekte Passivität und seine ausgebliebenen Aufschreie bezüglich der syrisch-russischen Offensive, nährten Spekulationen das die AKP-Regierung gegenüber dem Kreml einknicke und seine Stellvertreter fallen ließe. Nach den oben geschilderten Reaktionen der HTS zu urteilen, fasst sie es ebenfalls so auf.
Verf.R.R.
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