„Israel muss von der Landkarte getilgt werden..?“ Geburtsstunde und Verfall eines Mythos (OP-ED)

Inmitten der ausartenden gegen den Iran gerichteten Regime-Change Kampagne, ist es angebracht einen Blick auf vergangene Dämonisierungs-Arien zu werfen, um die heutige Situation besser deuten zu können. Es ist kein Geheimnis das die USA seit Dekaden händeringend nach einem Cassus Belli suchen, um die islamische Republik zu bekriegen und für nah-östliche Satelliten-Staaten als Protektor fungieren. Irans Nemesis Saudi-Arabien und der „kleine Satan“ Israel (Irans Bezeichnung für das israelische Regime), zielen darauf ab den schiitischen Halbmond, sozusagen den iranischen Einflussbereich, einzudämmen, und benötigen amerikanische Feuerkraft um dem Kernstaat der Schiiten militärisch entgegenzutreten. Ein bilateraler Krieg gegen Teheran bleibt für Tel-Aviv und Riad ein feuchter Traum! Hingegen sehen sich die beiden Mitglieder der unheiligen Allianz (USA, KSA, Israel) in der Lage Länder zu terrorisieren, in denen politische oder Kriegsgeschehen von schiitischen Entitäten mitbestimmt werden. Wie etwa in Syrien, im Irak, Libanon oder im Jemen. Saudische und israelische Lobbys versuchen kontinuierlich den richtigen Nerv bei genügend Abgeordneten in D.C. zu treffen, um das notwendige Ambiente für einen Krieg gegen das Land am persischen Golf zu schaffen. Seit der Bekanntgabe des Irans ein friedliches Atomprogramm anzustreben, hat die Verteufelung und die damit einhergehende Propaganda maßlos zugenommen. Allerdings nahm der neo anti-iranische Kurs erst richtig an Fahrt auf, als 2005 Mahmoud Ahmadinedschad zum Präsidenten Irans gewählt wurde. Dem Spitzenbeamten eilte sein Ruf als Hardliner schlagartig voraus. Ein tougher Verhandlungspartner der das iranische Atomprogramm aufs nächste Level brachte, und diesbezüglich zunehmends in die Schusslinie geriet. Ahmadinedschad legte in seinen Stellungnahmen Reden etc eine lange nicht dagewesene Direktheit und Offenheit an den Tag, die die unheilige Allianz in ihren Grundfesten erschütterte. Dieser Mann war offensichtlich nicht so leicht kleinzukriegen, und mundtot zu machen. Seine Kritik an dem genozidalen Gebaren des weltweit letzten Apartheid-Regimes, verlieh ihm unmittelbar nach seiner Wahl einen Antisemiten-Titel. Kaum inauguriert und die Staatsgeschäfte aufgenommen, hielt der neue Präsident Irans 2005 eine Ansprache im Innenministerium, wo damals eine Konferenz mit dem Schwerpunkt Zionismus stattfand. Eine von Ahmadinedschad damalig getroffene Aussage, sollte in die Geschichte eingehen als die bis dato am meisten ausgeschlachtete Fehlübersetzung zu Dämonisierungszwecken des Irans. Dieser Satz sollte ihn seine gesamte politische Laufbahn verfolgen, obwohl er seinem Wortlaut nicht im geringsten entsprach, nicht nur aus dem Kontext gerissen wurde sondern obendrein medial komplett überholt wurde. „Israel muss von der Landkarte getilgt werden„, so in etwa lautete die Schlagzeile die sich damals in den globalen Leitmedien wie ein Lauffeuer verbreitete. Mit diesem Artikel möchten wir diesen Mythos ein für allemal begraben, und verdeutlichen das dem iranischen Präsidenten Worte in den Mund gelegt wurden, die ihn als Judenhasser brandmarken sollten den es auszuschalten gilt.

Der alternative Nachrichtenportal Global Research zitiert diesbezüglich einen vom iranischen Blog Mossadegh Projekt publizierten Artikel mit dem Titel „Wiped off  The Map: The Rumor of the Century (Von der Landkarte getilgt: Das Gerücht des Jahrhunderts ), der im Jahre 2007 erschienen ist.

In dem Bericht wird detailliert beschrieben, was der iranische Präsident damals auf der Konferenz wirklich sagte, und wo die nicht aufzuhaltende geradezu ein Eigenleben entwickelnde Fehlmeldung ihren Ausgang nahm.

Bevor der exakte Wortlaut der bahnbrechenden Ansage erläutert wird, hebt der Bericht hervor das Ahmadinedschads Aussage, eigentlich ein Zitat von dem verstorbenen Staatsoberhaupt Ayatollah Ruhollah Chomeini ist, und er demnach nicht der Urheber der extremst verzerrten Äußerung ist.

Also was hat Ahmadinedschad tatsächlich von sich gegeben? Das Mossadegh Projekt zitiert die Worte des ehemaligen iranischen Präsidenten auf Farsi wie folgt:

 “Imam ghoft een rezhim-e ishghalgar-e qods bayad az safheh-ye ruzgar mahv shavad.”

Der Blog erörtert das diese Textpassage für die meisten Menschen keine Bedeutung hat, doch ein Wort möglicherweise ins Auge springen könnte. “ Rezhim-e „bedeutet „Regime“ und wird genauso wie die englische Version ausgesprochen, nur am Ende wird ein „eh“ angehängt, wie der Blog erklärt. Ahmadinedschad bezog sich nicht auf Israel als Landmasse, sondern auf das israelische Regime. Laut dem Mossadegh Projekt sei dies ein gehöriger Unterschied, da ein Regime nicht von der Landkarte getilgt werden könne. Ahmadinedschad nannte Israel nicht mal beim Namen, stattdessen nutzte er die bestimmte Phrase “rezhim-e ishghalgar-e qods” (Regime das Jerusalem besetzt), wie der Blog schildert.

Dies werfe die Frage auf was er nun genau von der „Landkarte getilgt“ sehen wolle. Die schlicht und ergreifende Antwort darauf ist, rein gar nichts, da das Wort Landkarte nie gefallen ist. Das persische Wort für Landkarte ist “nagsheh“ und kommt in seinem originellen Zitat nicht vor, geschweige denn in seiner gesamten Rede. Ferner wurde der Begriff „getilgt“ nie verwendet. Dennoch will man uns weismachen, das der iranische Präsident gedroht hätte“ Israel von der Landkarte zu tilgen, obwohl die Worte „Landkarte“ , „getilgt“ oder gar „Israel“ nicht ausgesprochen wurden, so der Blog.

Der Beweis:

Das volle Zitat ins Deutsche übersetzt:

„Der Imam sagte das Regime das Jerusalem okkupiert müsse von der Seite der Zeit verschwinden.

Wort für Wort Übersetzung:

Imam (Khomeini) ghoft (sagte) een (dieses) rezhim-e (Regime) ishghalgar-e (okkupiert) qods (Jerusalem) bayad (müsse) az safheh-ye ruzgar (von der Seite der Zeit ) mahv shavad (vanish from) (verschwinden von). Das Mossadegh Projekt verweist zudem auf Ahmadinedschads Website wo ein volles Transkript seiner Rede auf Farsi veröffentlicht wurde.

http://www.president.ir/farsi/ahmadinejad/speeches/1384/aban-84/840804sahyonizm.htm

Der Ursprung:

Nach dem Mossadegh-Projekt dränge sich demnach die brennende Frage auf wo diese Fehlinterpretation entsprang? Wer ist verantwortlich für die Übersetzung, die weltweit Kontroverse entbrennen ließ? Die Antwort darauf ist überraschend. Das inflammatorische „von der Landkarte getilgt“ Zitat wurde nicht wie man meinen könnte von Irans Feinden in Umlauf gebracht, sondern vom Iran selbst. Die Islamic Republic News-Agency (IRNA), Irans offizieller Propaganda-Arm, nutzte diese Formulierung in der englischen Version einiger ihrer Nachrichtenveröffentlichungen, die die Zionismus-Konferenz thematisierten. Internationale Medien, wie BBC, Al-Jazeera, das Time-Magazine und unzählige andere schnappten das IRNA-Zitat auf, machten Schlagzeilen daraus ohne seine Akkuratesse zu verifizieren, und verwiesen in den seltenen Fällen auf die Quelle, wie der Blog schildert. Der iranische Außenminister versuchte damals vergebens klärende Schadensbegrenzung zu betreiben, doch die Äußerung hatte bereits ein Eigenleben entwickelt. Obwohl die Wortwahl der IRNA inakkurat und irreführend war vermuteten die Medien das sie der Wahrheit entsprach, so der Blog.

Desweiteren wird angemerkt das in anderen Hinweisen auf die besagte Konferenz, die Übersetzung der IRNA sich veränderte. Beispielsweise wurde „Landkarte“ von „Erde“ ersetzt. In einigen Artikeln hieß es etwa „das Besatzer-Regime Jerusalems, sollte vom Antlitz der Erde getilgt werden,“ oder ähnlich klingend,“das Jerusalem besetzende Regime, muss vom Antlitz der Erde eliminiert werden.“ Die Ungereimtheit der IRNA-Übersetzung sollte Beweis genug für die Unzuverlässigkeit der Quelle sein, insbesondere wenn sie ihre Nachrichten von Farsi in die englische Sprache übersetzen, so das Mossadegh Projekt.

Der Blog geht zudem ausführlich auf die hysterischen nach Krieg lechzenden Reaktionen ein die augenblicklich nach Verbreitung der verzerrten Meldung erfolgten. Hierfür verweist das Mossadegh-Projekt auf diverse Mainstream-Medien und Politiker die das nie geäußerte Zitat aufgriffen, und es bis zum geht nicht mehr ausschlachteten um für mächtig Wirbel zu sorgen. Beispielsweise denunzierte der damalige britische Premierminister, Toni Blair, die fälschliche Übersetzung, indem er die vermeintliche Notwendigkeit in Aussicht stellte den Iran militärisch anzugreifen. Der schwer zur Polemik und Überspitzung neigende israelische Regierungsvertrter Benjamin Netanyahu warnte davor, das der Iran „einen weiteren Holocaust für den jüdischen Staat“ plane, und forderte gar das Ahmadinedschad wegen Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen werden müsste, da er angeblich zum Genozid aufgerufen habe. War on Terror-Präsident George Bush schlug in die gleiche Kerbe wie sein treuer britischer Weggefährte Blair, und verdeutlichte das er den Iran bekriegen würde um Israel zu beschützen. Wie der Blog ferner berichtet musste der iranische Präsident während seiner politischen Karriere immer wieder die eine Frage öffentlich über sich ergehen lassen. „Wollen sie Israel von der Landkarte getilgt sehen?“ wollten etliche Journalisten und Reporter in Interviews von Ahmadinedschad wissen. Im Kontext erläutert der Blog welch Manipulationen und Verzerrungen ein nie dagewesenes Zitat erleiden musste, um bis heute gewollte Umstände zu bedienen, sprich umgangssprachlich es in den Kram passte um den Iran ins Visier zu nehmen. Auch hierzulande verlief die auf das Phantom-Zitat bezogene Propaganda im Einklang mit den globalen medialen Taktgebern. Eins dieser versinnbildlichen Interviews führte ZDFs Claus Kleber mit Irans Präsidenten im Jahre 2014, also 9 Jahre nach der Geburtsstunde des „Israel von der Landkarte“ Mythos. Auch Kleber konnte es sich natürlich nicht verkneifen, sein gegenüber auf das ausführlich widerlegte Zitat anzusprechen. Im übrigen ist das damalige ZDF-Interview extremst aufschlussreich, was die subjektive Engstirnigkeit der rapide verkommenen Medienlandschaft anbelangt.

Verf.R.R.

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