Was steckt hinter der wundersamen Wiedererscheinung von IS-Chef Baghdadi? (Kommentar)

Es war nur eine Frage der Zeit bis der Islamische Staat die Welt daran erinnern würde, das der jüngste Gebietsverlust in Syrien nicht bedeutet das die Terroristen-Organisation vom Antlitz der Welt getilgt wurde. Um das notwendige Aufsehen zu Erregen würden die üblichen Bekennerschreiben oder Ankündigungen des IS-Propagandaarms nicht mehr ausreichen. Es musste tief in die Trickkiste gegriffen werden, etwas kolossales her, das untermauern würde das mit der ISIS ewig zu rechnen sei. Was böte sich da besser an, als das seit fünf Jahren von der Bildfläche verschwundene ISIS-Phantom zu Wort kommen, und die gesamte Welt daran teilhaben
zu lassen.

Bekanntlich ist der IS-Anführer, Abu Bakr al-Baghdadi, ein kamerascheues Individuum, das bislang nur einmalig in Erscheinung trat als es 2014 in der Al-Nuri Moschee im irakischen Mosul medienwirksam den Islamischen Staat ausrief. Das vergangene Woche von dem ISIS Sprachrohr Al-Furqan in die Medien lancierte Video von Baghdadi und einer Handvoll ISIS-Kämpfer, kommt für die Vereinigten Staaten wie gerufen, da es eine konditionierende Bestätigung für den Verbleib von US-Besatzungstruppen in der Region liefert. Nach dem Motto Totgesagte leben länger gibt Baghdadi also nach fünfjähriger Abstinenz wieder ein Lebenszeichen von sich, und liefert Anreize für mediale Entgleisungen, die ausnahmslos die Unendlichkeit des Islamischen Staats beschwören. Mit anderen Worten alle in die gleiche Kerbe schlagend Bericht erstatten, um in den Köpfen der globalen Audienz das vermeintlich absehbare Wiedererstarken der ISIS beziehungsweise ihr sich nie manifestierenden Abschied von der Weltbühne zu implantieren.

In dem besagten Video zeigt sich ein korpulenter doch recht wohlgenährter IS-Boss, dessen Erscheinungsbild anmutet das seine fünfjährige Flucht wohl doch nicht so dramatisch verläuft, wie es von Medienberichten hinlänglich propagiert wurde.

Dieser Auffassung ist auch die arabischsprachige
al-Ahd News Website die das Baghdadi Video analysiert hat, wie die iranische Nachrichtenagentur FARS-News mitteilte.

Die News Website erläutert das Baghdadis Verfassung und die Kleidung die er trägt nahelegen würden, das er sich nicht auf der Flucht befände. Infolge von schwerwiegenden Niederlagen des IS im Irak und Syrien, bedeute die Veröffentlichung dieses Videos, das unter Washingtons Führung die zweite Phase eines langfristigen Gefechts der ISIS begonnen habe. Al-Adh merkt zudem an, das eine nähere Betrachtung des Videos, insbesondere die Gestiken von Baghdadis Händen und seines Kopfes und die Weise wie er vermeide direkt in die Kamera zu blicken, suggeriere das sich das ISIS-Oberhaupt in einem verwirrten und geschwächten Zustand befände. Der News-Website zufolge würden das Übergewicht und der Teint seiner Haut aufzeigen, das Al-Baghdadi keiner Belagerung in der syrischen Baghuz-Region anheimgefallen, sondern höchstwahrscheinlich an einem schattigen Ort festgehalten worden sei. Baghdadis Platzierung eines Maschinengewehrs und einer Schatulle an seiner Seite, sei eine Anlehnung an den Stil von Osama Bin Laden in den Bergen Afghanistans, so die News Website. Desweiteren heißt es das Al-Baghdadi Kleidung trägt, die aus westlichen Regionen des Iraks und östlichen Gebieten Syriens stamme, sowie ein Teppichmodell der syrischen Aleppo-Manufaktur im Video zu sehen sei, welches bis 2013 in den Irak exportiert worden sei, und dies darauf hindeuten könne das Al-Baghdadi das Gebiet
das sich von Al-Tanf in Syrien bis nach Mosul in den Irak erstreckt, und von den USA kontrolliert wird, nicht verlassen habe. Laut der News-Website stünde die Veröffentlichung des Videos im Einklang mit US-Bestrebungen, um vorzutäuschen das die Terroristen-Organisation weiterhin Syrien und den Irak bedrohe, und das in diesen Ländern die Präsenz der US-geführten Koalition unabdinglich sei. Fars-News verweist in seinem Artikel auf diverse irakische Experten, die gar behaupteten das die Amerikaner nachrichtendienstliche Informationen über Baghdadi vorenthalten würden, um Druck auf Bagdad auszuüben die US-Besatzung aufrechtzuerhalten, und angaben das es offensichtlich sei das die Vereinigten Staaten beabsichtigen würden jedwedes Aufschreien der ISIS zum Anlass zu nehmen, die US-Präsenz im Irak und darüber hinaus als notwendiges Übel zu porträtieren.

Wahrhaftig reiht sich das Wiederauftauchen des IS-Chefs in Form eines Videos in etliche visuelle Darbietungen ein, die immer dann das Tageslicht erblicken wenn die Vereinigten Staaten Überzeugungsarbeit leisten, um die Welt dahingehend zu verblenden das eigens geschaffene und vorgeblich eingedämmte Terroristen-Kreaturen, trotz des Milliarden von Dollar verschlingenden War on Terror, fortwährend von Kriegsschauplätzen verjagt werden müssen, die wohlgemerkt ausnahmslos ein Produkt amerikanisch-imperialistischer Außenpolitik sind. Siehe Libyen, Irak, Syrien etc.

Kurz vor dem Ende des Videos ist Al-Baghdadi nicht mehr zu sehen doch seine Stimme weiterhin zu hören, also könnte es sich auch um einen Audiomitschnitt handeln der nachträglich hinzugefügt worden ist. Passenderweise thematisiert er die Terror-Anschläge in Sri-Lanka, von denen er behauptet das sie die Vergeltung für den jüngsten Gebietsverlust der ISIS in der syrischen Baghuz Region seien. Bisher ist nicht erwiesen, das der Islamische Staat für die Oster-Anschläge auf Sri-Lanka verantwortlich ist. Das der IS jedwedes Attentat für sich reklamiert, um sich größer und mächtiger zu geben als er eigentlich ist, ist kein Geheimnis. Hingegen sind Lippenbekenntnisse und online-Bekundungen, längst keine hieb und stichfesten Beweise für eine Täterschaft.

Wie weiter oben erwähnt hängt Baghdadis urplötzliches Wiedererscheinen vermutlich damit zusammen, das die USA in Syrien und Irak hinsichtlich ihrer Okkupation massiv in Bedrängnis geraten, und händeringend nach Rechtfertigungen und Vorwänden für einen Verbleib in den beiden Ländern suchen. Demnach kommt das IS-Propagandavideo den USA sehr gelegen. Obendrein trugen sich im Vorfeld die verheerenden Ereignisse auf Sri-Lanka zu, was der perfekte Aufhänger für die darauffolgende Baghdadi Show zu sein scheint. Vom wem auch immer die Attentatsserie auf dem Inselstaat verübt wurde. Von geheimdienstlichen Elementen oder nachrichtendienstlich instruierten Terroristen? Irrelevant! Sicher ist das die über 300 Menschenleben fordernden Anschläge, die notwendige Public-Relations für die ISIS sind, um der Masse fadenscheinig einzutrichtern das ihre Reichweite schier unendlich, und jederzeit mit der Islamisten-Organisation zu rechnen sei. Ergo sie noch längst nicht ausgemerzt, und daher die Weltpolizei weiterhin vonnöten sei.

Der seit Dekaden nicht abreißen wollende auf den islamistischen Terrorismus bezogene Personenkul,t findet anscheinend kein Ende. Der amerikanische War on Terror hat sich seit seiner Geburt ausschließlich damit befasst eigens kreierten Phantomen hinterherzujagen, die man im Grunde genommen nie fassen will. Wobei hier das Motto für die Amerikaner zum tragen kommt, das einer Schlange erst der Kopf abgeschlagen werden muss, um sie zu bewältigen. Mit anderen Worten ein terroristischer Verband jedweder Natur erst besiegt ist, wenn man sein Oberhaupt ausgelöscht hat. Mit dieser Scheinrealität kommen die USA seit jeher durch, und gaukeln der Weltöffentlichkeit vor das sie Terroristen-Kommandeure in den letzten Winkeln der Erde aufspüren, um sie präzise zu eliminieren. Großangelegte wahrhaftig ernst gemeinte Terrorismus-Bekämpfung liegt nicht im Ermessen von Washington, das symbiotisch von der Präsenz der Al-Qaida & Co abhängig ist, da die schwarzen Söldner-Armeen unabdinglich für die Ausweitung der US-Hegemonie sind. Überall dort wo der Yankee im Nahen-Osten Fuß fassen will und eher unwillkommen ist, tauchen aus heiterem Himmel die altgedienten Gotteskrieger auf, von denen die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton behauptet, das jene Elemente eine amerikanische Ausgeburt seien und sich die USA heutzutage damit befassen würden gegen die Individuen zu kämpfen, die sie einst zu dem machten was sie heute sind. Sprich die Vereinigten Staaten Terroristen jagen, die ihnen einst und bis dato geopolitische Dienste erweisen.

Baghdadi und sein Islamischer Staat machen da keine Ausnahme. Laut einem brisanten Dokument des US-Verteidigungsnachrichtendienstes, waren die Al-Qaida und der IS seit 2012 willkommene Gäste in Syrien, da ihre Expertise und Feuerkraft am aussichtsreichsten gewesen sein soll, um die Assad-Regierung zu Fall zu bringen. In dem Dokument ist auch die Rede davon, das nah-östliche Vasalen die Präsenz der Islamisten-Krieger regelrecht einforderten. Ein „salafistisches Fürstentum“ und die Möglichkeit das der ISI (Islamische Staat von Irak) einen Islamischen Staat ausrufen könnte, wurden ebenfalls in Betracht gezogen.

Wie die von Fars-News rezitierte Al-Ahd News Website stichhaltig hervorhob erinnerte die Zurschaustellung Baghdadis in dem Video, an Osama Bin-Laden seine medienwirksamen Posen. Letzterer sei Sohn wurde übrigens erst kürzlich von den USA zum Oberhaupt der Al-Qaida gekürt, wie gesagt ein nie abreißen wollender Personenkult der die Welt im Würgegriff hält.

Verf.R.R.

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