Syrien- Astana-Format Ende der Fahnenstange erreicht, immer noch keine Lösung für Idlib in Sicht. Al-Qaida amused

In dieser Woche fand in Moskau ein weiteres fruchtloses Astana-Treffen statt, während im Norden Syriens die Hölle los ist. Die trilateralen Partner (Russland, Iran, Türkei) haben sich ein weiteres mal dafür ausgesprochen, sämtliche Auswüchse des islamistischen Terrorismus ausmerzen zu wollen, doch konnten erneut keine Endlösung für das Al-Qaida Kalifat Idlib präsentieren.
In dem Abschlusskommunique ist erneut die Rede von einer fortwährenden Kooperation zur Ausrottung extremistischer Gruppierungen. Überdies wird hervorgehoben das es besorgniserregend sei das die sogenannte Hayat Tahrir al-Sham (HTS, Al-Nusra, Al-Qaida), erwäge die totale Kontrolle über die Region zu übernehmen.
Diese blauäugig propagierte Sichtweise soll vermutlich die Tatsache verschleiern, das die HTS das Terroristen-Zepter längst in die Hand genommen hat. Ein ebenbürtiges islamistisches Gegengewicht existiert in Nord-Syrien nicht.
Diverse Al-Qaida-Ableger wie die Horas al-Din oder die Islamische Turkestan Partei (TIP) sind ihr zahlenmäßig und waffentechnisch unterlegen, und demnach nicht in der Position Machtansprüche zu erheben.
Erst kürzlich fand an der Grenze zur Türkei ein von der HTS anberaumter Jihadisten-Gipfel statt, wo der Anführer der Terroristen-Organisation, Mohammed Al-Julani, Kommandeure von acht weiteren Al-Qaida Ablegern daran erinnerte, wer den Ton angibt und sie davor warnte aus der Reihe zu tanzen. Darunter befanden sich auch Kommandeure der zwei besagten Extremisten-Fraktionen.
Und haben die Astana-Partner etwa vergessen das die Hayat Tahrir al-Sham im Januar zum absoluten Gegenschlag ausholte, und sämtliche einstige und neu hinzugekommene Rivalen beseitigte oder aus ihrem Machtbereich expellierte?
Was zudem darin resultierte das die HTS die von Ankara und Moskau im September vergangenen Jahres festgelegte „entmilitarisierte Zone “ zu 90% übernommen hat, und den illusorischen 20 km breiten Schutzring um Idlib als Plattform für Angriffe gegen Stellungen der syrischen Armee nutzt.
Die Pufferzone soll seit geraumer Zeit von Terroristen und Waffen befreit werden, womit die Türkei beauftragt wurde. Diese ist hinsichtlich ihrer Verstrickung mit der bewaffneten Opposition, die von der HTS dominiert wird, bislang nicht in der Lage ihren Verpflichtungen nachzukommen.
Im eigentlichen Sinne rührt Ankara keinen Finger, und die unter dem Astana-Format der Türkei zugewiesenen Beobachtungsposten dienen den in Idlib eingenisteten Al-Qaida Extremisten als Schutzwall.
Obwohl derartige Maßnahmen eigentlich beschlossen worden sein sollen, um gezielte Säuberungsaktionen durchzuführen und somit den grassierenden Terrorismus auszurotten.
Verlautete es doch aus türkischen Regierungskreisen, das die Türkei über die notwendige Expertise verfügen würde um in absehbarer Zeit die Region vollständig von Al-Qaida affiliierten Gruppierungen zu säubern. Man spuckte gar große Töne und behauptete das man in Sachen Terrorismusbekämpfung anderen Staaten etwas vormachen könne. Viel Lärm um Nichts! Bislang hat Ankara seinen Worten keine Taten folgen lassen, und seine Astana-Partner lediglich hingehalten.
Die sich augenscheinlich gerne hinhalten lassen, was womöglich auf geopolitisch-ökonomische Kooperationen zurückzuführen ist. Trotz der kontinuierlich erodierenden Sicherheitslage im Norden-Syriens, und der nie zuvor dagewesenen Erstarkung der Al-Nusra, machen Teheran und Moskau immer noch gute Miene zum bösen Spiel, und scheinen eine suspekt lange Zündschnur zu haben. Bei aufziehenden schwarzen Gewitterwolken sprechen die auf verschiedenen Seiten stehenden trilateralen Astana-Partner, unentwegt von ungetrübter Zuversicht.
Die Ereignisse vor Ort sprechen eine andere Sprache. Mittlerweile täglich verstößt die HTS und ihr Gefolge, gegen das russisch-türkische Idlib Abkommen, das bekanntlich ins Leben gerufen wurde um die längst überfällige Offensive der syrischen Armee abzuwenden.
Diverse in dem Gouvernement stationierte Islamisten-Fraktionen fühlen sich in Anbetracht der Astana-Zwickmühle, regelrecht dazu berufen die Konfrontation mit der Gegenseite zu suchen.
Da ja von allen Astana-Parteien andauernd eine Offensive auf Idlib ausgeschlossen wird um illusorischen Bestrebungen mehr Zeit einzuräumen, fühlen sich die Al-Qaida & Co. unantastbar und versuchen ihr Territorium fortwährend zu expandieren.
Russland und der Iran geben öffentlich vor die Sichtweise der Türkei übernommen zu haben, und schieben nun ebenfalls humanitäre Belange vor um jedwede Aussicht auf eine Annihilation der HTS vorerst zunichte zu machen.
Im September vergangenen Jahres waren die Russen noch der Auffassung , das es an der Zeit sei die Al-Nusra in Idlib zu beseitigen. Als ob sie damals die humanitäre Komponente nicht einberechnet hätten. Was anhand der erfolgreichen Befreiung Aleppos (2016) erreicht wurde, würde auch in Idlib seine Anwendung finden. Demnach ist Moskaus heutiges herunterspielen von der Notwendigkeit einer großangelegten Offensive gegen die Al-Nusra, eine konträre Einstellung zu der damaligen Haltung.
Und wie gesagt im September 2018 sollte die Stunde Null eigentlich erreicht sein, doch die Türkei suchte amerikanische Schützenhilfe, und fiel seinem russischen Partner mal wieder in den Rücken um ihre neo-osmanischen Ambitionen vital zu halten.
Das Ergebnis der türkisch inszenierten Hysterie, ist das wohl am schlechtesten ausgehandelte Abkommen das das Tageslicht je erblickte, da es die terroristische Metastase auf unbestimmte Zeit am Leben hält, und den extremistischen Militanten eine Daseinsberechtigung erteilt.
Terroristen zu dulden führt direkten Weges in die Abyssos. Weshalb Moskau solch eklatanten Hinhaltetaktiken erliegt ist fraglich. Zwar heißt es hin und wieder mal das die Geduld alsbald am Ende sei, doch zumeist infolge von bilateralen oder trilateralen Zusammenkünften, werden relativierende Töne angeschlagen um es allen Beteiligten recht zu machen.
Ermüdend sind die ewig gleichklingenden Astana-Abschluss-Kommuniques, die ständig heroisch die Einsicht walten lassen, das der Terrorismus und seine sämtlichen Auswüchse in Syrien ausgelöscht werden müssen. Ach Ne!!Welch Neuigkeit!! Das dem so ist, dürfte inzwischen auch dem kleinsten Licht bewusst sein.
Wie man hingegen circa 100 000 türkisch gestützte Jihadisten und Terroristen ohne Waffengewalt in den Griff bekommen will, diese Antwort bleibt man uns schuldig.
Die Terroristen aus dem Kalifat Idlib spucken auf die türkisch-russische Abmachung, und haben sich vorgenommen das ohnehin auf gelähmt krüppeligen Beinen stehende Projekt in sich zusammenbrechen zu lassen.
Die aus vier Islamisten-Kollektiven ( Jamat Ansar al-Islam, Horas al-Din, Jabhat Ansar al-Islam and Ansar al-Tawhid ) zusammengewürfelte Al-Qaida Allianz namens „Wa Harid al-Muminin- Operationszentrale „, nahm sich jüngst gar die Chuzpe heraus den russischen Luftstützpunkt Hmeimim in Lattakia mit Grad-Raketenwerfern unter Beschuss zu nehmen.
Natürlich ließ Moskau dies nicht lange auf sich sitzen, und ließ seine Luftwaffe ausschwärmen um diverse terroristische Organe und ihre Stellungen von der Landkarte zu tilgen.
Hingegen werden chirurgische Luftschläge jene Al-Qaida-Teams wohl kaum zum Umdenken bewegen, solange sie einen sicheren Hafen in Idlib finden wo die HTS-Schaltzentrale versucht ihre Tentakeln immer weiter ins Umland auszuschlagen.
Zahlreiche Al-Nusra Angriffe auf benachbarte Provinzen und Gouvernements im Norden Syriens, demonstrieren den Willen ihren Machtbereich auszuweiten.
Überdies unterstreicht die HTS mit diesem Gebaren, das sie weder Waffenruhen noch Vereinbarungen anerkennt. Warum sollte sie auch wenn das von ihr nicht anerkannte Abkommen dafür Sorge trägt, das sie sich in Sicherheit wiegen kann, solange die Türkei als Verhandlungspartner am Tisch sitzt.
Egal wie hoch die Verluste der syrischen Armee auch sein mögen, die HTS ist sich gewiss das ihre Scharmützel und terroristischen Kampfhandlungen nicht angemessen bestraft werden, sprich sie nicht in Gefahr gerät vollends ausradiert zu werden, sondern nur geringfügigen Schaden davontragen wird.
Demnach werden solche Vorfälle sich am laufenden Band zutragen. Es existiert gegenwärtig kein beständiges Druckmittel, das den Terroristen die Luft zum Atmen nimmt. Im Gegenteil der Import aus der Türkei floriert, und auch sonst gibt es für die Al-Qaida keinerlei Beweggründe ihr schmuckes Kalifat hinter sich zu lassen.
Bis an die Zähne bewaffnet, mit allem nötigen versorgt und mit einem NATO-Rücken ausgestattet, steht die Al-Qaida so gut wie lange nicht mehr da.
Sodass „nostalgische“ Gedanken an den ersten international geförderten heiligen Krieg gegen die Sowjets in Afghanistan, (1980-1989) nur für Vergleiche herangezogen werden müssen. Denn der arabische Frühling schlug das damalige dunkle Kapitel wieder auf, und die Geschichte wiederholte sich.
Das Astana-Format hat sich in einer Sackgasse festgefahren, und einen Motorschaden erlitten. Offenbar ist ein gemeinsamer Konsens in weite Ferne gerückt, beziehungsweise gab es diesen nie. Daher ist es umso erschreckender das Moskau und Iran der Türkei wenig Anlass dazu geben, ihre Unterstützung der mit der Al-Qaida verknüpften Opposition zu überdenken und einzustellen.
Wie sollen diese auseinanderklaffenden Interessen unter einen Hut gebracht werden? Wie stellen die Parteien sich das eigentlich vor? Gibt es überhaupt eine Vorstellung davon, wie mit der Präsenz der Al-Qaida umgegangen werden soll?
Schwebt dem Astana-Format die Anerkennung eines Muslimbruderschafts Moloch in Idlib vor? Und vor allem wie lange soll der Dschihadisten-Inkubator noch anschwellen?
HTS-Gebärmaschinen sorgen für ständigen Nachwuchs von Terroristen, und lassen den Stamm kontinuierlich anwachsen. Also handelt es sich nicht um eine Dezimierung, sondern um eine Multiplikation von terroristischen Organen. Kurzum Terroristen in Idlib breiten sich überproportional aus, solange ihnen genügend Zeit dafür gegeben wird. Und derweil bestehen die hervorragendsten Bedingungen dafür ein Allzeit-Problem zu werden.
Das Fenster schließt sich allmählich, und der geniale Plan der vorsah Idlib zum Ballungszentrum für landesweit geschlagene Terroristen zu machen, um die Geographie des letzten Showdowns zu bestimmen und das Ausmaß von Kollateralschäden zu minimieren, ist offenbar verworfen worden.
Je länger die Hayat Tahrir al-Sham fest im Sattel sitzt, desto stärker wird sie werden und desto komplexer wird sich ihre Zermürbung gestalten. Weiß Gott wie viele Kämpfer über die Türkei immer noch zum Kalifat dazustoßen?
Vor dem Hintergrund das der HTS-Chef, Mohammed al-Julani, erst kürzlich in einem türkischen Krankenhaus zusammengeflickt wurde, und kurz daraufhin in Begleitung von türkischen Jihadisten wieder in Idlib präsent war, lässt sich nur erahnen wie viele Schlupflöcher die türkisch-syrische Grenze zu bieten hat.
Der ehemalige Sonderbeauftragte der Anti-ISIS-Koalition in Syrien, Brett McGurk, wies während eines CNN-Interviews unverblümt darauf hin, das die Al-Qaida in Idlib sämtliche Grenzübergänge zur Türkei kontrollieren würde.
Also kontrolliert die Al-Qaida auch den schon angesprochenen Import türkischer Waren, womit bestätigt sein dürfte das es Absprachen und Vereinbarungen gibt. Was außer humanitäre Güter, Nahrungsmittel, Medikamente etc gelangt sonst noch über die besagten Grenzübergänge?
Kämpfer, Waffen, Agenten weiß der Teufel, was sich bei Mitternacht dort so abspielt. Das Astana-Format hat das Ende der Fahnenstange erreicht, und alle zukünftig anberaumten Zusammenkünfte sind verschwendete Zeit, solange die Türkei und ihre bewaffnete syrische Opposition nicht in ihre Schranken gewiesen werden.
Verf.R.R.
Kein einziges Wort verloren über die finsteren Machenschaften der westlichen Wertegemeinschaft diktiert durch US Imperialismus und dessen willige Pudel in Europa… und das es darum geht das Astana konsequent behindert wird.
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