Syrische Armee und Verbleib der USA verhindern türkische Offensive auf Manbij- Ankara zieht FSA ab woraufhin Konflikt in Idlib ausbricht

Der militärische Poker um Manbij hat offenbar ein vorzeitiges Ende gefunden. Wie die oppositionelle Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) unter Berufung auf eigene Quellen bekanntgab, sollen sich türkisch gestützte FSA-Dschihadisten von den Frontlinien um Manbij zurückgezogen haben.
Die in Groß-Brittanien ansässige Beobachtungsstelle teilte zudem mit, das sich die FSA-Einheiten in das türkisch besetzte Euphrates Shield-Gebiet in Nord-Aleppo zurückgezogen hätten, und dortig in „temporären Basen“ untergebracht worden seien. Die besagten Basen sollen Schulen und öffentliche Gebäude sein, hieß es.
“ Die Situation an der Frontlinie. zwischen den türkischen Kräften und ihren Stellvertretern auf der einen Seite und dem Manbij-Militärrat und der Revolutionsarmee (beide teil der SDF) auf der anderen Seite, hat sich dahin zurückbewegt wie es vor der Ankündigung der türkischen Pläne zum Angriff auf Manbij war, „ so das SOHR.
Bereits vergangene Woche berichtete das Nachrichtenportal Southfront unter Verweis auf die oppositionelle Nachrichtenagentur Step-News, das die Türkei seine Kräfte am Boden um Manbij zurückgepfiffen habe. Laut dem Medium sei diese Entscheidung aus dem am 29.Dezember stattgefundenen russisch-türkischen Treffen resultiert.
Die YPG hat mit ihrem rechtzeitigen Handeln offenbar vorerst die gegen sie gerichtete türkische Offensive abgewendet. Die Entscheidung der syrischen Armee und dem russischen Militär in der Provinz um Manbij Stellungen zu übergeben anstatt die ganze Stadt auszuhändigen, war zuvor mit dem Verdacht behaftet das sich somit das Szenario von Afrin wiederholen könnte, sprich die Maßnahmen nicht ausreichend sein würden um Ankaras Vorstoß zu verhindern.
Hingegen scheint sich die heutige Lage von der damaligen zu differenzieren. Während die YPG in Afrin nur regierungstreue syrische Kräfte einrücken ließ und nicht die Armee, ist sie heute offenbar klüger geworden und hat zwar die Kontrolle über Manbij nicht abgegeben, jedoch einen weitreichenden aus syrischen Soldaten und russischen Militärpersonal bestehenden Schutzring um die nördliche Provinz Manbijs begrüßt.
Zudem sei gesagt das innerhalb der Stadt immer noch US-Truppen stationiert sind, also die Hände von der kurdischen Miliz gebunden sind dahingehend Entscheidungen zu fällen Russen Zutritt zu Manbij zu gewähren.
Solange die Amerikaner vor Ort präsent sind, ist es unwahrscheinlich das Damaskus und Moskau bis ins Stadtinnere vorrücken werden. Was aber auch gleichzeitig bedeutet das die Türkei mit ihrer Militäroperation nicht starten kann.
Indes berichtete die russische Nachrichtenagentur Sputnik das die syrische Armee in der Nähe von Manbij Stellung bezogen habe, um eine mögliche türkische Militäroperation zu verhindern.
Sputnik berief sich auf eine Stellungnahme des syrischen Verteidigungsministeriums, laut dieser sich 400 YPG-Kämpfer samt 30 Fahrzeugen von dem Gebiet zurückgezogen haben. Das syrische Verteidigungsministerium veröffentlichte auf seiner Facebook-Seite ein Video das zeigt wie die YPG sich aus dem Gebiet zurückzieht.
Der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu ließ jüngst verlauten das strikstens Eigenbeschuss (friendly fire) zu vermeiden sei. Ergo man den US-Abzug aus der Region abwarten wolle, bevor man die Offensive auf Manbij einleiten würde.
Da sich indes herausgestellt hat das die USA wohl doch nicht zeitnah aus Syrien abziehen werden, und somit die US-Besatzung in Manbij bestehen bleibt, hat sich Ankara ferner dazu entschlossen die Operation abzublasen.
Ohnehin verkündete US-Präsident Trump kürzlich das die Vereinigten Staaten die Kurden auch nach einem US-Abzug aus Syrien beschützen würden. Vor wem ist die Frage? Auch vor der Türkei?
Nein inzwischen sollte auch dem türkischen Staatspräsidenten, Recep Tayyip Erdogan, klar geworden sein das sein amerikanisches Pendant ähnlich wie er große Töne spucken kann ohne Taten folgen zu lassen.
Während Erdogan das letzte Wort in seinem Land zu haben scheint, ist Trump eine Marionette des tiefen Staats in Washington. Außenpolitische Direktiven die der grauen Eminenz gegen den Strich gehen wie ein aus Sicht Washingtons zu übereilter Rückzug aus Syrien, werden dem US-Präsident schleunigst ausgeredet.
Den türkischen Präsidenten plagen neben der Niederlage in Manbij die derweil unentwegt eskalierende Lage in Nord-Syrien, wo der Al-Qaida-Ableger Hayat Tahrir al-Sham (HTS, Al-Nusra) und die türkisch-gestützte Noureddin al-Zenki übereinander herfallen.
Seit dem 2.Januar forderte der erneut ausgebrochene Terroristen-Konflikt 100 Todesopfer auf beiden Seiten. Überdies hat ein weiterer türkischer Proxy angekündigt der Noureddin al-Zenki beizustehen um der HTS die Stirn zu bieten.
Die internen Querelen unter den diversen in Idlib und den türkischen Besatzungszonen ansässigen Terroristen-Fraktionen, sind kein neues Phänomen.
In den vergangenen zwei Jahren stießen Machtansprüche geltend machende wahabitisch-salafistische Terroristen-Kollektive in Nord-Syrien vermehrt zusammen.
Was mit der unübersichtlichen Komposition der Region zusammenhängt. Dutzende aus allen Landesteilen Syriens expellierte Terroristen haben sich in dem Gouvernement Idlib eingenistet. Ein Schandfleck den Ankara hätte längst in Griff bekommen müssen.
Die Stationierung der syrischen Armee rundum Manbij und die Beibehaltung der US-Besatzung, bedeutet das die anvisierte Annexion weiterer Gebiete entlang der türkisch-syrischen Grenze allmählich dahinschwindet.
Manbij ist der strategische Ausgangspunkt für eine Expansion der türkischen Besatzungszonen in Richtung östlich des Euphrats. Demnach widmete Ankara zunächst seine volle Aufmerksamkeit dieser Stadt, und das seit mehreren Monaten.
Die Türkei hat kontinuierlich darauf hingewiesen das sie sich mit dem Status Quo in der Region nicht zufrieden geben will, und des öfteren angedroht in Manbij einzufallen um die dortig verschanzte YPG fortzujagen.
Die neuen Umstände werden dies aller Voraussicht nach nicht zu lassen. Unabhängig von dem Schutzwall der syrischen Armee, hat sich Trump nun doch dazu entschieden nicht wie zuvor behauptet schnell aus Syrien abzuziehen.
Also entgegen der Beteuerungen gegenüber Erdogan am Telefon die Kurden in den Wind zu schießen um ihm das Feld zu überlassen, will er wie oben erwähnt der Schutzpatron der kurdischen Milizen bleiben auch über einen Abzug aus Syrien hinaus.
Erdogan dürfte über die Sprunghaftigkeit seines amerikanischen Amtskollegen ziemlich enttäuscht sein. Für ein paar Tage schien es doch so, als ob die Türkei das Zepter von den Amerikanern in Syrien übernehmen könnte.
Am 24.Dezember twitterte Trump noch das der türkische Präsident sein vollstes Vertrauen habe bezüglich der Ausmerzung von Überbleibseln der ISIS in Syrien. „Die Türkei liegt gleich nebenan…Unsere Truppen kommen nach Hause,“ so Trump.
Ein neuer Tag ein neuer Trump! Mit dieser Realität müssen sich alle Alliierten (Vasalen, Satellitenstaaten) abfinden. Die Türkei ist davon nicht ausgenommen. Die eigens verschuldete Zwickmühle in Syrien gestaltet sich für Ankara zunehmends komplexer.
In den syrischen Landesgebieten die von der Türkei kontrolliert werden oder wo sie militärisch präsent ist, beherbergt Ankara beinahe unzählige Dschihadisten-Fraktionen, deren Zweckdienlichkeit inzwischen nicht mehr gegeben ist.
Damaskus hat den Krieg so gut wie gewonnen und das Genre Terrorismus auf den absteigenden Ast befördert. Die USA und die neuesten Entwicklungen rundum Manbij ersticken jedweden Vorstoß seitens türkisch gestützter Terroristen-Kollektive.
Demnach werden die blutrünstigen Heerscharen im Zaum gehalten, und erweisen sich als unnütz. Was gedenkt Ankara mit diesem riesigen Haufen von terroristischen Elementen anzustellen?
Es gibt keinen Gegner mehr in Syrien dem sie gewachsen sind sich zu stellen. Daher ist es kaum verwunderlich das unmittelbar nach dem sich diverse türkisch gestützte Fraktionen von Manbij zurückzogen, erneut interne Machtkämpfe unter den Terroristen ausgebrochen sind.
Anhand der Infografik unten wird versinnbildlicht um wie viel Abschaum sich Ankara in Syrien kümmert. Wie gesagt beinahe unzählige Dschihadisten-Fraktionen.

Man kann gewissenhaft prognostizieren das dem Dschihadisten-Paradies Idlib und sämtlichen von Terroristen durchsetzten Landesteilen, harte Zeiten bevorstehen. Die Jagdsaison ist eröffnet!
Während diverse Nah-Ost-Staaten demütig anerkennen das die syrische Regierung fest im Sattel sitzt, fressen sich Terroristen in Idlib und darüber hinaus gegenseitig auf, wie es derweil mal wieder der Fall ist. Terrorismus hat in Syrien eindeutig ausgespielt!
Verf.R.R.