False Flag Terror im Persischen Golf, und weshalb der Iran nicht dahinter steckt (Kommentar)

Es war nur eine Frage der Zeit bis die Achillesverse eines potenziellen Krieges gegen den Iran, wieder von sich reden machen würde. Im Persischen Golf sind zum wiederholten male internationale Handelsschiffe angegriffen worden, und Washington will abermals die islamische Republik als Täter ausgemacht haben.
Am Morgen des 13.Juni wurden im Golf von Oman zwei Öltanker von bislang nicht identifizierten Objekten getroffen, die beiden Schiffen derartigen Schaden beibrachten, sodass sie Feuer fingen und die gesamte Besatzung der jeweiligen Tanker evakuiert werden musste. Bei den betroffenen Handelsschiffen handelt es sich um die „Kokuka Corageous“ von der japanischen Schifffahrtsgesellschaft Kokuka Sangyo und dem Öltanker „Front Altair“, der von der norwegischen Gesellschaft „Frontline“ betrieben wird, die die weltweit größte Tankerflotte besitzt.
Trotz eklatanter Ungereimtheiten, was die Geschehnisse im Golf von Oman anbelangt, wollen die Amerikaner mal wieder allen voraus seien, und ohne Beweise vorzulegen der Welt weismachen, das der Iran hinter den bisher ungeklärten Angriffen stecke. Ein sich wie gewöhnlich aufplusternder Mike Pompeo ließ kürzlich in einer Stellungnahme verlauten, das Teheran einfach dafür verantwortlich sein müsste, da keine Macht in der Region jene Versiertheit besäße, um entweder Stellvertreter derartige Angriffe durchführen zu lassen, oder selbst Hand anzulegen. US-Präsident Trump pflichtete seinem Außenminister bei, und äußerte gegenüber seinem Lieblingssender Fox-News, das auf den Attacken „überall Iran geschrieben“ stünde. Ferner bezeichnete er die islamische Republik als eine „Nation des Terrors“, womit zweifelsohne seine Verachtung für die iranische Bevölkerung belegt sein dürfte. Zur Untermauerung der Schuldzuweisungen zauberte das US-Centcom ( Das Zentralkommando der Vereinigten Staaten) einen „Videobeweis“ hervor, der zwar belegen will das Teheran verantwortlich sei, doch eine dermaßen schlechte Bildqualität aufzuweisen hat, sodass man sich die Frage stellen muss ob das übermächtige US-Militär in Zeiten von 4K und Ultra-HD Kameras nichts besseres zu bieten hat? Das besagte Video zeigt wie ein Boot an der Seite der „Kokuka Corageous“ halt macht, und ein Individuum ein nicht zu erkennendes Objekt von der Tankerhülle entfernt. Wie bereits erwähnt lässt die Qualität arg zu wünschen übrig, sodass der Verdacht aufkommt man solle nicht erkennen was tatsächlich vor sich geht. Die Amerikaner prahlen damit anhand von Satelliten das Geschriebene auf einer Zigarettenschachtel lesen zu können, doch präsentieren als Evidenzen Darbietungen die an Aufnahmen vom zweiten Weltkrieg erinnern.
Der angeblich vom Tanker entfernte Gegenstand, sei wahrscheinlich eine „nicht detonierte iranische Haftmine“ ließ man uns wissen. Von einer „Smoking Gun“ ist die Rede, im amerikanischen Militärjargon heißt das so viel wie, das ein unwiderlegbarer Beweis vorliegen würde. Hochrangige US-Beamte sprachen davon das zumindest einer der Tanker von Minen getroffen worden sei, präsentierten diesbezüglich vor der Presse gar Fotos, fügten jedoch hinzu das man sich nicht sicher sei ob es iranische Minen gewesen seien. Dennoch hieß es „basierend auf nachrichtendienstlichen Quellen und dem Nichtvorhandensein einer besseren Erklärung, sei man zur der Feststellung gelangt das der Iran verantwortlich sei.“ wie Bloomberg mitteilt.
Kein geringerer als der Präsident der japanischen Schifffahrtsgesellschaft Kokuya Sangyo widersprach dieser Version der Ereignisse. Yutaka Katada sagte stattdessen, das sein Schiff nicht von einer Mine, sondern von einer Art Projektil beschädigt worden sei, und das es sich dabei um einen Torpedo gehandelt haben könnte. Katada bezeichnete die Medienberichte über „Minen“ als falsch da wie er es ausdrückte, „Minen oberhalb des Wasserstands keinen Schaden verursachen“.
Zudem zogen sich die Angriffe über einen Zeitraum von Stunden hinweg wie der Welt-Nachrichtensender berichtet:
Die mit Methanol beladene „Kokuka Courageous“ wurde Katada zufolge am Donnerstag von zwei mutmaßlichen Angriffen getroffen. Nach dem ersten mutmaßlichen Angriff habe die Besetzung „Ausweichmanöver“ vorgenommen, das Schiff sei aber drei Stunden später erneut getroffen worden. Zur Art des ersten Angriffs lagen Katada zufolge zunächst noch keine Informationen vor.
Laut dem Präsidenten von Kokuya Sangyo sei man sich nicht sicher was den Tanker getroffen habe, jedoch sei es etwas gewesen was auf das Schiff zugeflogen sei. Mehrere Besatzungsmitglieder sollen „fliegende Objekte“ wahrgenommen haben, bevor das Schiff getroffen wurde, hieß es.
Aus abgesetzten Notrufen von Rettungsschiffen geht hervor, das Tanker von Torpedos getroffen worden seien. Ein geborgenes Besatzungsmitglied der Front Altair sprach ebenfalls von Torpedos, demnach Katadas Schilderungen wohl der Wahrheit entsprechen.
RT berichtet:
Nebenbei bemerkt ist das Timing jener Angriffe höchst verdächtig. Gerade als im Iran ein geschichtsträchtiges Zusammentreffen stattfindet, bei dem erstmalig seit der Gründung der islamischen Republik ein japanischer Regierungschef das Land besucht, soll Teheran etwa ein japanisches Handelsschiff attackieren um sich selbst zu kompromittieren, und inmitten von amerikanischer Isolationspolitik Washington somit den Gefallen tun, kooperationsbereiten Ländern Anlässe zu geben den Iran zu meiden? Weshalb sollte Teheran sich selbst in den Fuß schießen, indem es solchen kontraproduktiven Aktivitäten nachgeht?
Bei dem Angriff auf die Front-Altair verhält es sich noch absurder, da das Handelsschiff, John Fredriksen, gehört“ einem alten norwegischen Handelspartner des Irans. Seine Beziehungen mit dem Iran gehen bis zurück in die 1980 er Jahre. Eine Biografie nennt ihn gar die Rettungsleine der Ayatollahs“, wie RT berichtet.
Also weshalb sollte der Iran, der sich ohnehin mit Sanktionen abzukämpfen hat und dem von den USA große Steine in den Weg gelegt werden um zu verhindern das sein Erdöl den Weltmarkt erreicht, einen seiner wichtigsten Handelspartner verstimmen, und somit in Gefahr geraten das jener die 40 jährigen Geschäftsbeziehungen über den Haufen wirft? Derartige Hirngespinste mögen in der Welt der Amerikaner schlüssig klingen, doch konvergieren sie nicht mit der Realität. Dem Iran solch suizidales Gebaren zu unterstellen, zeugt von dem Kriegswillen Washingtons. Mit Ach und Krach will man sich einen Casus Belli herbeisehnen, koste es was es wolle, auch wenn die Fakten das Gegenteil schreien.
Cui Bono? Im Westen tendiert man dazu den Humbug der Amerikaner abzukaufen. Ganz auf einer Linie mit Israel und Saudi-Arabien wird die Meinung vertreten, das die mysteriösen Vorfälle im Persischen Golf Machtdemonstrationen des Irans seien, schließlich habe Teheran angekündigt die Strasse von Hormus, das in den Persischen Golf mündende Nadelöhr blockieren zu wollen, sollten die USA es mit ihrem Ölembargo auf die Spitze treiben. Dies entspricht den Tatsachen, dennoch liegt die Betonung auf blockieren, und ist nicht gleichzusetzen mit terroristischen Angriffen auf internationale Handelsschiffe. Und vor allen Dingen nicht wie oben erläutert gegen Alliierte und Geschäftspartner.
Teheran hat eine plausiblere Erklärung dafür, was es mit den mutmaßlichen Angriffen gegen Öltanker auf sich hat. Iranische Regierungsvertreter bezichtigen die USA oder einer ihrer Alliierten im Rahmen einer Desinformationskampagne, eine False-Flag-Operation“ durchgeführt zu haben, um kontinuierlich maximalen Druck auszuüben und letztlich Teheran in einen US-geführten Krieg zu zerren. „Die Vereinigten Staaten und ihre regionalen Alliierten müssen der Kriegstreiberei ein Ende setzen und boshafte Komplotte und False Flag Operationen in der Region unterlassen,“ so die iranische Mission der Vereinten Nationen.
Zu einer Zeit zu der die USA alles daran setzen um den Iran ins schlechte Licht zu rücken, wird Letzterer wohl keine Vorwände für Sanktionen etc liefern wollen und davon absehen negativ Aufmerksamkeit zu erregen. Washington sucht nach triftigen Gründen um seine Kriegsmaschinerie in Gang zu setzen und nicht umgekehrt. Demnach ist der Schuldige für die Sabotageakte im Persischen Golf eher im Echelon der USA zu finden, als in Persien.
Verf.R.R.