Entmilitarisierte Zone in Idlib- Fantasievorstellung oder tragfähige Lösung?

Die jeweiligen Staatspräsidenten der Türkei und Russland, meinen eine tragfähige Lösung für das von tausenden Terroristen besetzte Idlib gefunden zu haben. Nach den jüngsten russisch-türkischen Konsultationen in Sochi, verkündeten der russische Präsident Vladimir Putin und sein türkisches Pendant ,Recep Tayyip Erdogan, das ein längst eingestaubter und in Vergangenheit verworfener Plannun doch funktionieren könnte. Eine entmilitarisierte Zone soll es nach Auffassung der Astana-Partner richten.

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Die besagte Zone soll mindestens 15 km breit sein und als eine Art Schutzwall rundum das Terror-Nest Idlib etabliert werden. Zusammenstöße und eskalierende Militäraktionen zwischen der syrischen Armee und der Hayat Tahrir al-Sham (HTS, Al-Nusra, Al-Qaida) plus den gleichgepolten Ausgeburten, sollen somit verhindert werden.

Um dieses mit Argwohn betrachtete Unterfangen zu realisieren, werde man zunächst alle schweren Waffen, darunter Panzer und Artilleriegeschütze, aus der Zone entfernen und die dazugehörigen Terroristen ebenfalls.

Daraufhin sollen türkische und russische Militäreinheiten die Überwachung der Waffenruhe in der entmilitarisierten Zone übernehmen. Putin gab zu Protokoll das die Entwaffnung bis zum 10.Oktober von Statten gehen soll. Ferner sollen laut dem russischen Präsidenten bis zum Ende des Jahres diverse einst mit dem Gouvernement verbundene Bundesstraßen wieder geöffnet werden.

In Bezug auf die entmilitarisierte Zone verwies die iranische Nachrichtenagentur FARS-News in einem Artikel auf die arabische Tageszeitung, Al-Watan, die russische diplomatische Quellen zitierte, die geäußert hätten das die Vereinbarung darauf hinauslaufen soll das bis zum 10 November Terroristen in Idlib Zivilistengebiete zu verlassen haben und schwere Waffen übergeben müssten.

Den Quellen zufolge würden syrische Staatsorgane, bis zum Ende des Jahres ihre Arbeit in dem Gouvernement wieder aufnehmen. Sollten die Terroristen-Kollektive diese Vereinbarung nicht akzeptieren, würden diese von der türkischen Armee als Feind angesehen und bekämpft werden, so die Quellen.

Überdies berichtete die iranische Nachrichtenagentur unter Verweis auf die arabischsprachige Tageszeitung Al-Akhbar, das das russisch-türkische Abkommen neue Herausforderungen in sich birgt und praktisch nicht umsetzbar sei, da die Türkei einer zu schwierigen Mission entgegensehe an der sie bereits zuvor gescheitert sei.

Das Blatt fügte hinzu das es nicht einfach sein würde Terroristen-Kollektive wie die Hayat Tahrir al-Sham,(HTS, Al-Nusra, Al-Qaeda) die Islamische Turkestan Partei (TIP),  Horas al-Din und Ansar al-Islam zu überzeugen die besagte Zone zu verlassen, da sie dortig strategische Basen errichtet hätten.

Indes berichtete das alternative Nachrichtenportal Southfront, das einige der oben erwähnten Jihadisten-Fraktionen das türkisch-russische Abkommen zurückgewiesen haben sollen, und es verweigern würden sich aus der fraglichen entmilitarisierten Zone zurückzuziehen, geschweige denn ihre schweren Waffen auszuhändigen.

Das libanesische Nachrichtenportal Al-Masdar-News (AMN) teilte unter Berufung auf oppositionelle Medienaktivisten diesbezüglich mit, das die HTS und die TIP angeblich die von Erdogan und Putin präsentierte Lösung nicht akzeptieren würden.

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Obwohl bisher nichts offiziell sei, erwarte man das die zwei Jihadisten -Gruppierungen das Abkommen zur entmilitarisierten Zone nicht anerkennen würden, da es die HTS und TIP als Terroristen-Organisationen benennt.

Angesichts der weiträumigen Präsenz der TIP in der Stadt Jisr Al-Shughour in Idlib und in der Jabal Al-Akrad Region in Latakia, sei es höchstwahrscheinlich das die russische Regierung das türkische Regime dazu drängen werde das Kollektiv entweder auszumerzen, oder es anhalten werde die Syrisch Arabische Armee (SAA) diesen Job übernehmen zu lassen.

In Bezug auf die Entwaffnung der Hayat Tahir al-Sham, sollen sich jüngst drei Kommandeure der Terroristen-Organisation via Telegramm geäußert haben, wie das oppositionelle online-Portal, Enab Baladi mitteilte.

Der Scharia Kleriker Abu Yaqthan al-Masri, der ägyptische Scharia Kleriker, Abu al-Fath al-Ferghal und der irakische Kommandeur und ehemalige Direktor des HTS-Politbüros Abu Maria al-Qahtani (aka Zaid al-Attar) ließen angeblich verlauten, das eine Aushändigung der Waffen nicht in Frage kommen würde.

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Abu al-Fath al-Ferghali, Abu Maria al-Qahtani, and Abu Yaqthan al-Masri

Abu al-Fath al-Ferghali habe folgendes via Telegramm verkündet: “Derjenige der fordert die Waffen auszuhändigen, wer auch immer dies sein mag, ist zweifellos ein Feind. Diese Waffen zu übergeben ist ein Verrat an der Religion, dem Wort Allahs und dem vergossenen Blut der Märtyrer die Opfer brachten um diese zu erlangen.”

Dem habe er hinzugefügt: “Es gibt keine Besorgnis hinsichtlich der Kapitulation. Was weitaus wichtiger als Waffen ist, sind die Gebiete die mit dem Blut der ehrlichen Menschen befreit wurden. Der Gegenstand der Besorgnis ist das die menschlichen und Dschinn-Kobolde einschreiten würden um die Linien der Mudschaheddin zu zerstreuen, um Zweifel unter ihnen anzuregen und die Unterwerfung zu rechtfertigen.”

Der irakische Kommandeur Zaid al-Attar habe von einer “Karte der Macht” gesprochen und soll sich laut Enab Baladi somit auf das Arsenal bezogen haben: “Unsere Bewaffnung ist unser Stolz und unsere Ehre, sowie ein Sicherheitsventil für diesen gesegneten Dschihad; es ist vielmehr die einzige Garantie zur Realisierung der Ziele der Revolution die darauf abzielen Würde und Freiheit zu erlangen, da unser Feind keine andere Sprache außer Gewalt versteht.”

Wie unter solchen Umständen die entmilitarisierte Zone reibungslos bis zum 10. Oktober verwirklicht werden soll bleibt abzuwarten. Es ist kaum vorstellbar das der türkisch-russische Plan umgesetzt werden kann, ohne das es zu militärischen Konfrontationen kommen wird.

Welche Partei nun auch immer in die Bresche springen mag, um den Dreck aus der Zone zu entfernen ist eigentlich irrelevant. Ankara hat die im letzten Moment durch diese Vereinbarung abgewendete Militäroperation der syrischen Armee zur Befreiung Idlibs, natürlich als Erfolg präsentiert.

Stolz wie Oskar und nicht mit dem aufgesetzten Seehund-Gesicht wie beim Teheran-Gipfel, trat ein sichtlich von der Zone angetane türkische Präsident Erdogan gemeinsam mit Putin vor die Presse, und beteuerte abermals die von ihm unterstützten Terroristen in Syrien ausmerzen zu wollen.

Ob und inwiefern die Türkei wirklich dazu bereit ist angesichts des möglichen Ungehorsams der Terroristen gegen diese vorzugehen wird sich zeigen. Einen Vertrauensvorschuss diesbezüglich gibt es für Ankara nicht mehr. Entweder man liefert oder ist geliefert! Unschön wird es allemal!

Um die entmilitarisierte Zone einrichten zu können müssen nun einige altgediente von der Türkei unterstützte Jihadisten-Fraktionen dran glauben. Oder es zeigt sich auf in welchem Ausmaß der türkische Einfluss auf die HTS und Konsorten gegeben ist.

Also davon auszugehen das ohne Feuerkraft aus der Luft und am Boden die Jihadisten den beschlossenen Schutzwall verlassen werden und obendrein ihr Waffenarsenal übergeben werden, ist schlichtweg blauäugig.

Die syrische Regierung begrüßte den türkisch-russischen Beschluss, wissend das Ankara nun in einer Bredouille steckt und Russland ihr im Nacken sitzt. Sprich Moskau Taten sehen will. Gerede gab es genügend.

Die angestrebte Wiedereröffnung wichtiger Verbindungstrassen nach Idlib ist zwar positiv, jedoch auch verdammt schwer umzusetzen. Die HTS & Co. versperren diese um einen Massenexodus von Zivilisten zu verhindern.

Was mit hoher Wahrscheinlichkeit umgehend stattfinden wird, sobald die Bundesstraßen wieder mit Aleppo, Latakia etc verbunden sind. Was Idlib dann nur noch beherbergen würde, wären die Terroristen samt ihren Familienangehörigen.

Dies wollen die Jihadisten tunlichst vermeiden, da somit die humanitäre Komponente nicht mehr zum tragen kommen würde. Sprich die falsche Revolution enttarnt wäre, da die wie Geiseln gehaltenen Bürger Idlibs die Wahrheit ans Tageslicht bringen würden.

Menschliche Schutzschilde sind das Ass im Ärmel für alle militanten salafistischen Extremisten in Syrien. Ferner wollen die Terroristen das menschliche Gut in Idlib festhalten, um den Anschein aufrechtzuerhalten das die Verwaltung von Idlib durch die HTS und ihre Klone, von der Bevölkerung akzeptiert wird.

Bei einer Massenflucht würden zudem Einbrüche in der Wirtschaft zu vermerken sein. Die Einwohner die derweil noch ihrer Arbeit nachgehen und es Leid sind von Terroristen unterdrückt zu werden, würden bei der ersten sich bietenden Gelegenheit die Flucht ergreifen. In Idlib liegt ohnehin schon viel brach, ein Massenexodus wäre der Todesstoß.

All diese Fakten sprechen dagegen das in Idlib zeitnah Ruhe einkehren wird. Um eine Militäroperation zur Bekämpfung dieser Gruppierungen wird man nicht herumkommen können. Die auf Idlib bezogenen internationalen heuchlerischen Aufschreie gepaart mit den Drohungen der USA und Vasalen Syrien dem Erdboden gleichzumachen, führten letztlich zu der russisch-türkischen Lösung. Überdies nahm die C-Waffen-Theatralik Überhand, die ebenfalls mit US-Drohungen einherging, die besagten die syrische Regierung für nicht begangene Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen.

Verf.R.R.

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